Herzrasen

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Herzrasen

Wenn unser Motor überdreht

 

Ein rasender Puls ist unter Stress normal, auf Dauer gefährlich. Herz-Fan Johannes Hinrich von Borstel erklärt, warum.

 

Schon als Rettungssanitäter ist Johannes Hinrich von Borstel vom kraftvollen Organ Herz fasziniert. Der mehrfache Science-Slam*-Gewinner, der Herzerkrankungen tanzend darstellt, beschreibt seine persönliche Begegnung mit dem rasenden Herzen so: „Ich atme tief und schnell. Mein Herz pocht so stark, dass ich jeden Schlag im gesamten Körper spüre. Ich ertaste meinen Puls am Handgelenk und beginne zu zählen. Bu-Bumm, Bu-Bumm – etwa 120 Schläge in der Minute. Das ist ziemlich flott. Doch der Grund scheint offensichtlich: Mein allererster Science-Slam-Auftritt im hessischen Landestheater Marburg steht kurz bevor. Ich betrete die Bühne, Scheinwerfer blenden mich. Spätestens jetzt pocht mein Herz wie ein Presslufthammer. Mein flaues Magengefühl erinnert an eine Achterbahnfahrt. Am Ende läuft alles gut. Das Publikum ist überzeugt und ich bin glücklich. Doch warum hat mein Herz es mir so schwer gemacht?“

 

Adrenalin dreht auf

„Das, was mein Herz so schnell hat schlagen lassen, war ein Hormon“, erklärt Johannes Hinrich von Borstel, „Adrenalin, um genau zu sein. Immer, wenn wir besonders aufmerksam sein müssen, schüttet unser Körper dieses Power-Hormon aus. Egal, ob wir eine mündliche Prüfung haben, der großen Liebe oder einem frei herumlaufenden Löwen gegenüberstehen. Durch Adrenalin werden die Pupillen weit, damit wir besser sehen, und die Muskeln in Armen und Beinen werden durchblutet, damit wir schneller wegrennen können. Dann muss auch das Herz schneller und kräftiger arbeiten. Das spüren wir in der Brust und manchmal im ganzen Körper – Herzrasen oder wie Mediziner sagen: Tachykardie. So heißt die Pulsfrequenz mit über 100 Schlägen in der Minute. Für einen kurzen Zeitraum ist das ungefährlich. Wenn die Pumpe in unserer Brust über einen längeren Zeitraum rast, wird es jedoch gefährlich. Ähnlich einem Automotor, der mit hoher Drehzahl über die Straße gequält wird, reagiert unser Herz auf dauerhaftes Herzrasen. Es verschleißt schneller. Spätestens jetzt sollte man einen Arzt aufsuchen und nachschauen, welche Gründe für dauerhaftes Herzrasen vorliegen.“

 

Sex fürs Herz

„Die Möglichkeiten sein Herz vor dem Rasen zu schützen, sind vielfältig“, so der Mediziner, „und haben fast alle eines gemeinsam: Sie machen meist wenig Spaß: Ausdauertraining, Verzicht auf tierische Fette, häufiger Fisch anstelle von Fleisch, Alkohol und Zigaretten reduzieren oder besser noch meiden. Sport, gesunde Ernährung und weniger Laster helfen ganz klar dabei, seinem Herzen etwas Gutes zu tun. Doch bleiben Freudensprünge bei den meisten aus, wenn sie solche Tipps hören.“ Von Borstel hat einen überraschenden Tipp: „Auch Sex kann davor schützen, frühzeitig eine Herz- oder Gefäßerkrankung zu erleiden. Das liegt daran, dass Sex körperlich ertüchtigt, im besten Fall sogar Spaß macht und dafür sorgt, dass Sexualhormone ausgeschüttet werden, die Stress reduzieren und Herz und Blutgefäße schützen. Wenn das keine gute Nachricht ist.“

 

* Kompetitives Vortragsturnier, bei dem junge und angehende Wissenschaftler eigene Forschung verständlich für ein breites Publikum präsentieren.

 

 

 

 

Buchtipp:

Johannes Hinrich von Borstel

Herzrasen kann man nicht mähen

Ullstein Taschenbuch

ISBN: 3548376835

€ 9,99

 

Johannes Hinrich von Borstel studierte Medizin und hat Wissenswertes über unser wichtigstes Organ in ein unterhaltsames Buch gepackt.

 

 

 

 

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – https://leserservice.sud-verlag.dehttps://leserservice.sud-verlag.de