Wenn Diabetiker auf Reisen gehen

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Wenn Diabetiker auf Reisen gehen

Im Hochsommer beginnt wieder die „Völkerwanderung“ an die schönsten Fleckchen dieser Welt. Damit Ihr Urlaub ein Genuss wird, gibt es vorher einiges zu bedenken.

Faulenzen am Strand, Kraxeln in den Bergen oder exotische Fernreisen sind auch bei Diabetes nicht tabu. Vorausgesetzt, die Vorbereitung stimmt! Nur gar zu extrem sollte das Klima am Reiseziel nicht sein. Denn in der Hitze der Tropen oder in der Wüste kann der Blutzucker nach dem Essen stärker ansteigen als gewohnt. In extremer Kälte oder Höhe entgleist der Stoffwechsel ebenfalls schneller als zu Hause – Unterzuckerung droht. Auch kann das benötigte Insulin bei zu hohen Temperaturen ebenso wie bei zu starker Kühlung unter vier Grad. Celsius seine Wirksamkeit verlieren. In Alufolie verpackt oder in einer Thermoskanne verstaut, übersteht es extreme Temperaturen besser. Blutzuckerstreifen reagieren übrigens ebenfalls empfindlich auf Sonnenstrahlen.

Erstmal zum Arzt

Wer bei der Wahl des Reiseziels unsicher ist, sollte sich mit seinem Diabetologen beraten. Spätestens vier Wochen vor dem Urlaub sollten Sie einen Termin in Ihrer Arztpraxis haben. Einmal, um den aktuellen Zuckerspiegel wie auch den HbA1C-Langzeitwert zu prüfen und außerdem, um Ihren Impfschutz checken zu lassen. Neben Diphtherie, Tetanus und Hepatitis können gerade bei Fernreisen weitere Schutzimpfungen notwendig werden, die vor Reiseantritt abgeschlossen sein müssen. Außerdem sollten Sie sich von Ihrem Arzt oder Apotheker zur Ausstattung Ihrer Reiseapotheke beraten lassen. Denn die Beschaffung von Medikamenten, Spritzen, Nadeln, Testreifen oder Notfallmaterial ist am Urlaubsort möglicherweise schwierig. Das gilt besonders im außereuropäischen Ausland.

Notwendige Papiere

Besorgen Sie sich vor Reiseantritt außerdem einen Diabetiker-Ausweis. Gerade bei Auslandsreisen ist ein internationaler Diabetiker-Ausweis nützlich, der auch wichtige Erste-Hilfe-Maßnahmen in unterschiedlichen Sprachen enthält. Es gibt ihn zum Beispiel beim Deutschen Diabetiker Bund. Insulinpflichtige Diabetiker sollten sich außerdem vom Arzt bescheinigen lassen, dass sie auf Insulin angewiesen sind und einen Pen oder eine Spritze nebst Medikamenten mitnehmen müssen. Um Missverständnisse bei Grenzkontrollen und auf Flughäfen zu vermeiden, sollte die Bescheinigung auch auf Englisch ausgestellt sein. Nicht vergessen: Neben wichtigen Reisedokumenten wie Personalausweis oder Reisepass auch Krankenversicherungskarte, Auslandskrankenschein, Impfausweis und Diabetes-Tagebuch einpacken.

Urlaubsstart am Flughafen

Bei Flugreisen gehören außer den nötigen Reiseunterlagen noch das Blutzuckermessgerät und die doppelte Menge an Teststreifen ins Handgepäck. Ihr Insulin und alles, was Sie für die Diabetestherapie benötigen, sollten Sie sicherheitshalber ebenfalls im Handgepäck mitführen. Denn im Frachtraum gefriert das Insulin. Außerdem brauchen Sie Ihre Medikamente für mindestens drei Tage, falls der Koffer abhandenkommt. Informieren Sie sich am besten vorher über die aktuell geltenden Sicherheitsbestimmungen bezüglich Flüssigkeiten im Handgepäck. Für USA-Flüge beispielsweise sind verschlossene Originalverpackungen für Insulin und sonstigen Therapiebedarf vorgeschrieben. Bei einem Langstreckenflug verursachen die Zeitverschiebung und die ungewohnte Umgebung Stress, der das Blutzuckerniveau steigern kann. Reisende mit Diabetes sollten ihren Stoffwechsel in Absprache mit ihrem Arzt daran anpassen. Stehen Sie im Flieger öfter auf, trinken Sie viel und messen Sie alle drei Stunden den Blutzucker.

Mit dem Auto unterwegs

Auch lange Autofahrten können sehr anstrengend und in heißen Ländern schweißtreibend sein. Autofahrer sollten alles tun, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Dazu gehört es, etwa alle zwei Stunden eine Pause zu machen, um den Blutzucker zu messen und sich die Beine zu vertreten. Bei Anzeichen einer leichten Unterzuckerung helfen Cola, Glukose-Gel oder Traubenzucker am schnellsten. Fahren Sie erst weiter, wenn Sie sich wieder fit fühlen, und trinken Sie genug. Etwas Obst und belegte Brote während der Fahrt beugen einer Unterzuckerung vor. Urlaub in Begleitung macht nicht nur mehr Spaß, er ist gerade bei Autoreisen auch sicherer.

Vorsicht an heißen Tagen

Hohe Temperaturen sind für Diabetiker nicht ganz ohne und sie sollten gerade dann auf einiges achten: So kann die Hitze den Stoffwechsel durcheinander bringen, zum Beispiel durch zusätzlichen Wasserverlust bei hohen Blutzuckerwerten. Schweißausbrüche, ein Warnsignal bei Unterzuckerungen, werden im Hochsommer oft fälschicherweise den schweißtreibenden Temperaturen statt dem Diabetes zugeschrieben. Manches, was für Gesunde selbstverständlich zum Sommer dazu gehört, kann für Diabetiker tabu sein – wie das Barfußlaufen. Denn mit möglichen Nervenschädigungen an den Füßen merkt man kleine Verletzungen u.U. gar nicht. Tragen Sie deshalb lieber leichte Schuhe! Vorsicht auch beim Essen: Eis, Salate mit Mayonnaise oder Getränke mit Eiswürfeln können mit Bakterien belastet sein, die sich bei hohen Temperaturen schnell vermehren und zu Magen-Darm-Infekten führen können. Bei Diabetikern kann dann schnell der Stoffwechsel entgleisen. Achten Sie auf sorgfältige Hygiene bei der Nahrungsmittelzubereitung und kühle Lagerung der Speisen.

Weitere Infos zur Bedeutung des HbA1C-Langzeitwerts finden Sie im Internet auf unserer Website unter www.ratgebergesund.de.

Tipps im Internet

• Reisetipps für Diabetiker mit Länder- und Impfinfos www.diabsite.de/themen/reisen/index.html.

• Weitere nützliche Infos: www.diabetes-informationszentrum.de/reisen-mit-diabetes/

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