Brennpunkt Reizdarm

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Brennpunkt Reizdarm

Organisch gesund und trotzdem krank: Der Reizdarm ist ein seltsames Leiden, das eine genaue Diagnose erfordert. Wer die individuellen Auslöser der Bauchbeschwerden kennt, kann gezielt gegensteuern.

Ein Reizdarm ist weder ansteckend noch lebensbedrohlich. Doch die chronische Funktionsstörung des Verdauungstrakts kann die Lebensqualität Betroffener sehr stark einschränken. Typisch sind unvermittelt auftretende Bauchschmerzen und -krämpfe sowie ein immer wiederkehrender schmerzhaft aufgeblähter Bauch. Oft kommen Durchfall oder Verstopfung hinzu – manchmal auch im Wechsel.

Empfindlicher Darm

Die exakten Ursachen des Reizdarm-Syndroms, kurz RDS, sind noch unbekannt. Mittlerweile weiß man jedoch, dass viele Faktoren an der Entstehung beteiligt sein können, etwa eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit des Darms, eine vorangegangene Infektion und eine familiäre Veranlagung. Ungünstige Ernährungsgewohnheiten und Stress, der buchstäblich schwer im Magen liegen kann, können die Beschwerden verstärken. Viele Reizdarm-Patienten kennen es: Gerade in turbulenten Zeiten grummelt und rumort es im Bauch besonders heftig.

In der Tat hat unser psychisches Befinden großen Einfluss auf die Verdauung. Denn Magen und Darm sind eng mit dem vegetativen Nervensystem verknüpft. Dieses steuert die Magensaftproduktion und das Zusammenziehen der Muskulatur im Verdauungstrakt. Bewusst beeinflussen können wir das nicht, unser Seelenleben hingegen mischt entscheidend mit.

Diagnose durch Ausschluss  

Kommt es wiederholt zum Tumult im Magen-Darm-Trakt, ist der Arztbesuch unumgänglich. Zunächst können Betroffene den Hausarzt ansprechen, der dann zu einem Gastroenterologen überweisen kann. Der Spezialist für Magen und Darm wird durch gezielte Diagnoseverfahren – zu denen Stuhl- und Blutuntersuchungen und wenn erforderlich auch Magen- und Darmspiegelung gehören – andere mögliche Ursachen der Bauchbeschwerden ausschließen. Das ist wichtig, um zu verhindern, dass eine ernsthafte Erkrankung des Magen-Darm-Traktes unentdeckt bleibt. Stellt der Arzt keine anderen Ursachen der Beschwerden fest, heißt die Diagnose häufig RDS.

Eine Heilung ist leider nicht möglich. Die einzelnen Symptome sind jedoch gut behandelbar. Zum Einsatz kommen – abhängig von den vorherrschenden Beschwerden – Medikamente gegen Durchfall oder Verstopfung, entblähende Arzneien oder krampflösende Präparate.

Hilfe aus der Natur

Gerade bei Magen-Darm-Beschwerden hält auch die Natur eine Reihe wertvoller Helfer bereit. Der Apotheker kann geeignete pflanzliche Arzneimittel und Heiltees empfehlen. Gut gegen Blähungen und Krämpfe wirken zum Beispiel Heilkräuter wie Kümmel, Fenchel, Anis und Pfefferminze, bei Verstopfung können Flohsamen hilfereich sein. Viele Reizdarm-Geplagte profitieren von pflanzlichen Kombinationsmitteln, in denen sich entblähende, entkrampfende und den Magen-Darm-Trakt beruhigende Heilkräuter wie Bittere Schleifenblume, Kamille, Mariendistel und Melisse gegenseitig in ihrer Wirkung ergänzen.

Arzneimittel können die Lebensqualität deutlich verbessern, doch allein damit ist es nicht getan. Reizdarm-Patienten sollten unbedingt versuchen, die individuellen Auslöser ihrer Beschwerden ausfindig zu machen. Hilfreich ist es hierzu, ein paar Wochen lang ein Ernährungs- und Symptomprotokoll zu führen. Sind nachweislich bestimmte Nahrungsmittel wie fette Speisen oder blähende Lebensmittel die Übeltäter, kann man diese meiden. Keinen Sinn macht es hingegen, Lebensmittel aus bloßem Verdacht vom Speiseplan zu streichen. Das schränkt die Lebensmittelauswahl unnötig ein und kann möglicherweise sogar zu einer Fehl- oder Mangelernährung führen.

Stress lass‘ nach

Kommt es insbesondere an hektischen Arbeitstagen zu Blähungen, Bauchweh und Stuhlunregelmäßigkeiten, können zum Ausgleich eventuell Entspannungsübungen hilfreich sein. Vielleicht ist es aber auch dringend erforderlich, ein klärendes Gespräch mit dem Chef oder mit Kollegen zu führen, um wieder mit besserem Bauchgefühl zur Arbeit gehen zu können.

Grundsätzlich wirkt sich ein gesunder Lebensstil auch positiv auf den Verdauungstrakt aus. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und schließlich eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr tragen dazu bei, die Darmfunktion nachhaltig zu normalisieren. Um zur Ruhe zu kommen, können aktive Entspannungsmethoden wie autogenes Training oder Yoga hilfreich sein. 

Was dem Reizdarm gut tut 

  • Mahlzeiten in Ruhe genießen
  • gründlich kauen
  • kleine Portionen über den Tag verteilt essen
  • Wärme (Wärmflasche, Kirschkernkissen)
  • Zurückhaltung bei Alkohol, Koffein und Nikotin
  • regelmäßig Sport treiben
  • den Alltag nicht überladen, Pausen machen
  • Entspannungsübungen

Die Darmerkrankung Divertikulose gilt heute als regelrechte Zivilisationskrankheit. Was Sie darüber wissen sollten, lesen Sie im Internet unter www.ratgebergesund.de.

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