Faszinierende Faszien

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Faszinierende Faszien

 

 

Faszien dienen Muskeln und Organen als Schutzhülle. Aber nur, solange sie geschmeidig und weich bleiben. Überbeansprucht reagieren sie mit starkem Schmerz. Sanfte Massagen und Bewegung können gegensteuern.

 

Knochen, Organe Muskeln: Sie alle werden durch spezielle Bindegewebshüllen, die Faszien, geschützt und gestützt. „Fascie“ ist lateinisch und bedeutet Band oder Bandage. Die faserige Gewebeschicht umhüllt als Teil des Bindegewebes Muskeln und Organe, verhindert so Verletzungen und unterstützt den Körper bei seiner Fortbewegung. Wie ein Gleitfilm sorgen Faszien dafür, dass sich Muskelstränge und Organe gegeneinander verschieben können. Sie kommunizieren mit dem Nervensystem, sind sozusagen das Sinnesorgan der Bewegung – und sie bilden äußerlich die Basis für die Körperform, denn sie halten den Körper aufrecht – gleichsam wie ein eng sitzender Bodysuit.

 

Bei jungen und bei gesunden älteren Menschen liegen die Fasern in einer geordneten Struktur, sie sind glatt und entspannt. Man könnte sagen, dass Faszien unseren Körper innerlich zusammenhalten und dass durch sie erst die Kraft der Muskeln übertragen wird.

 

 

 

Die Faszien pfleglich behandeln

Leider gehen wir nicht sehr sensibel mit diesem Schutzmechanismus um. Wenn wir stundenlang am Schreibtisch sitzen und dann noch abends Entspannung suchen, indem wir unbeweglich vom Sofa aus ins Fernsehgerät gucken, strapazieren wir die Faszien. Sie verdrehen sich und verkleben, sie verhärten sich und verfilzen regelrecht. Die Bänder verlieren dadurch ihre Elastizität, sie wuchern ungeordnet durch die andauernden Fehlhaltungen, es kommt zu Rissen und Verletzungen. Einseitige Belastungen, plötzliche falsch ausgeführte Anstrengungen, aber auch Stress machen sich durch penetrante Schmerzen bemerkbar. Was häufig für Muskelschmerz oder eine abgenutzte Bandscheibe gehalten wird, kann ebenso aus den Faserhüllen kommen. Denn die sind komplett mit Sinnesrezeptoren bestückt, die den Schmerz speichern.

 

 

 

Sachte Massage

Spürt man Bewegungsschmerz, sollte man keinesfalls einfach auf verdrehte Faszien tippen und zur Selbsthilfe schreiten. Zunächst ist eine Diagnose wichtig, die andere Ursachen ausschließt. Sonst trainiert man leicht in die falsche Richtung. Sind tatsächlich die Fasern Schuld am Schmerz, kann man ihnen helfen, zu ihrer alten Form zurückzufinden. Bewegungstherapien und Massagen sind zwei Facetten der Ursachenmilderung.

 

Das Bindegewebe ist ausgesprochen empfindsam und reagiert dankbar auf sanftes Drücken, vorsichtiges Ziehen und mildes Kneten. Sachte Massagen sind allerdings kein Allheilmittel. Streicht und schiebt ein Physiotherapeut Faszien in ihre natürliche Lage zurück, kann das sogar zunächst sehr schmerzhaft sein. Doch regelmäßige Behandlung ganzer Faszienstränge, etwa entlang der Fußsohle oder der Körperseiten, wird mit der Zeit ihre Wirkung kaum verfehlen. Geduld gehört allerdings dazu, denn der Effekt kann Monate auf sich warten lassen.

 

 

 

Sanfte Gymnastik

Das gilt auch für Dehnübungen und leichte Sprungübungen – sie können helfen, brauchen aber einige Wochen, bis die erste Besserung an den schmerzenden Stellen eintritt. Allerdings müssen es wirklich sanfte Bewegungen sein, denn schnelle Sprünge und hartes Stretching können die Risse vergrößern und die Beschwerden verschlimmern. Um nicht zu wild zu agieren, helfen Übungen mit einer Kunststoffrolle oder einem Ball. So haben etwa Rückenübungen mit einer Rolle das Ziel, das Gewebe der Faszien leer zu quetschen, damit es sich anschließend wieder mit Flüssigkeit vollsaugen kann. Dieses Hin und Her sorgt für Entspannung – und macht die Faszien wieder geschmeidiger.

 

Freilich kann man auch vorbeugen, statt auf ermüdete Muskeln und Faszien zu warten. Für ein Oberkörper-Stretching im Vierfüßlerstand und das Abrollen der Fußsohlen über einem Tennisball braucht niemand eine Turnhalle oder ein Fitnessstudio. Anfänger sollten sich die Übungen von einem Physiotherapeuten zeigen lassen, um Verletzungen zu vermeiden. Manche Übungen lassen sich sogar gut in den Alltag integrieren. So sind federnde und schwingende Bewegungen eine erste Hilfe gegen Rückenschmerzen am Schreibtisch oder vor dem TV. Wer von seinem Bürostuhl oder Sofa aufsteht, kann zum Beispiel die Arme hin und her baumeln oder leicht kreisen lassen. Auch von den Zehenspitzen auf die Ferse und zurück zu federn, bevor man sich in der Küche das nächste Glas Saft holt, trainiert den ganzen Bewegungsapparat, der von den Faszien zusammengehalten wird. Weniger fürs Büro geeignet als für zu Hause sind ein paar leichte Tanzschritte, wenn gerade die passenden Melodien aus dem Radio erklingen. Dieses Training ohne sportlichen Ehrgeiz bringt Faszien, Fitness und Fröhlichkeit gleichermaßen in Schwung.

 

 

 

 

 

 

Quelle: www.ratgebergesund.de