Adipositas: Wem eine OP helfen kann

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Adipositas: Wem eine OP helfen kann

Patienten mit krankhaftem Übergewicht leiden nicht nur unter ihrem Gewicht, sondern auch an einer Reihe von Folgeerkrankungen. Ein chirurgischer Eingriff kann viele Betroffene dauerhaft entlasten.

 

Im Jahr 2011 waren hierzulande 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen übergewichtig. Jeweils rund ein Viertel dieser Übergewichtigen galten als adipös, also als fettleibig bzw. krankhaft übergewichtig. Gerade unter jungen Erwachsenen nimmt das Problem zu. Zu den schwerwiegenden Begleiterkrankungen gehören insbesondere Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, bestimmte Krebs- und Herzerkrankungen, aber auch Lipidstoffwechselstörungen, Gallensteine, Refluxerkrankungen sowie degenerative Gelenkerkrankungen. Hinzu kommt: Je höher der BMI, desto größer das Risiko früher zu sterben (zum BMI siehe Kasten).

 

Übergewichtige sind nicht schwach

Lange Zeit galten Adipöse als willensschwach. Inzwischen wird Fettleibigkeit als komplexe Stoffwechselerkrankung anerkannt, die durch eine Vielzahl von Faktoren entstehen kann. So spielt unter anderem eine familiäre oder genetische Veranlagung eine Rolle. Aber auch unser Lebensstil mit reichlich hochkalorischen Lebensmitteln und wenig Bewegung ist mitverantwortlich. Darüber hinaus begünstigen Stress und bestimmte Medikamente Übergewicht und Adipositas.

Adipöse brauchen ärztliche Unterstützung und gegebenenfalls eine Therapie mit drei Grundbausteinen: Ernährungsumstellung, Bewegung und Veränderungen in der Lebensführung. Bei sehr starken Übergewicht reicht das langfristig jedoch meist nicht aus. Forschungsergebnisse zeigen, dass diesen Patienten ein chirurgischer Eingriff helfen kann. Eine Adipositas-Operation in Kombination mit Verhaltens- und Lebensstiländerungen ist derzeit die erfolgreichste Methode für einen langfristigen Gewichtsverlust.

 

OP bessert Gesundheitszustand

Studien belegen, dass ein chirurgischer Eingriff Patienten helfen kann, bei denen konservative Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg führen. So konnten laut der sogenannten SOS-Studie 87 Prozent der Diabetesfälle durch einen chirurgischen Eingriff verhindert werden. Neueste Forschungen zeigen, dass bei einer Großzahl der Adipositas-Patienten die Signalwege von den Fettzellen zum Gehirn dauerhaft gestört sind und bestimmte Botenstoffe falsche Informationen liefern. Nicht nur das Hungergefühl, sondern auch die Diabetes-Typ-2-Anfälligkeit wird dadurch stark beeinflusst. Die Adipositas-Chirurgie bietet die Möglichkeit, nicht nur die Nährstoffzufuhr zu regulieren, sondern auch diese neuroendokrinen Signalwege positiv zu beeinflussen.

Inzwischen werden alle OPs im Schlüssellochverfahren durchgeführt, was die Risiken deutlich senkt. Grundsätzlich werden zwei Verfahren unterschieden, die alleine oder kombiniert umgesetzt werden können. So kann einerseits durch eine Verkleinerung des Magens die Nahrungszufuhr begrenzt und andererseits durch Ausschalten eines Dünndarmabschnitts die Kalorienaufnahme verringert werden. Gängige Methoden sind der Magenbypass und der Schlauchmagen. Ein verstellbares Magenband wird hingegen kaum noch verwendet.

 

Magenbypass und Schlauchmagen

Ein Magenbypass umgeht Teile des Magens und des Dünndarms, sodass weniger Nährstoffe aufgenommen werden. Beim Schlauchmagen werden ca. 90 Prozent des Magens entfernt. Der verbleibende Restmagen fasst nur noch ein Volumen von 80 bis 120 ml. Das hat auch eine Veränderung der den Hunger und die Sättigung steuernden Hormone zur Folge. Welches operative Verfahren zum Einsatz kommt, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. So sind bei der Auswahl einer geeigneten Therapie unter anderem Alter, Geschlecht, BMI, Folgeerkrankungen, Essverhalten und Präferenzen des Patienten zu berücksichtigen.

Trotz der nachweislich guten Wirkung der Operationen ist eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherungen immer noch mit Hürden verbunden. Vor einem Eingriff muss jeder Patient ein sechsmonatiges konservatives multimodales Therapieprogramm absolvieren. Dazu gehören Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Bei einem BMI über 50 oder bei besonders schweren Begleit- und Folgeerkrankungen empfiehlt die neue medizinische Leitlinie einen sofortigen Eingriff.

 

BMI berechnen

Ab einem BMI von 25 gilt man als übergewichtig, ab 30 als krankhaft übergewichtig bzw. adipös. Ab einem Wert von 40 sprechen Ärzte von morbider Adipositas. Berechnet wird der Körpermasse-Index (Body-Mass-Index) bzw. BMI so: Das Körpergewicht in kg wird geteilt durch das Quadrat der Körpergröße [m2]. Eine 1,70 Meter große Frau, die 70 Kilogramm wiegt, hat demnach einen BMI von 24.

 

 

Quelle: www.ratgebergesund.de