Ein Herz und eine Seele

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Herz und Seele sind eng miteinander verbunden –  sie werden oft gemeinsam krank und genesen im Team besser. Diese Zusammenhänge erforscht die Psychokardiologie.

Wohl jeder kennt es aus Erfahrung: Stehen wir unter enormem Druck, beginnt unser Herz zu rasen. Wenn wir uns entspannen, sinken Blutdruck und Herzfrequenz. Doch das ist längst nicht alles: Weitaus spektakulärer ist die Erkenntnis, dass Dauerstress, aber auch Ängste und seelische Verstimmungen unser Herz tatsächlich krank machen können. So ist es beispielsweise erwiesen, dass Angst- und Panikattacken Herzrhythmusstörungen hervorrufen können. 

Depressionen gehen ans Herz

Besonders stark scheinen Depressionen dem Herzen zuzusetzen: Studien haben gezeigt, dass sie das Risiko für koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt erhöhen. Das liegt unter anderem daran, dass eine Depression den Körper in dauerhafte Alarmbereitschaft versetzen, die Blutwerte verändern und Arteriosklerose begünstigen kann. Hinzu kommt, dass psychisch kranke Menschen oft weniger auf ihre Gesundheit achten, häufiger rauchen und sich seltener bewegen. Ein besonderes Phänomen, das die enge Beziehung zwischen Herz und Seele untermauert, ist das Broken-Heart-Syndrom. Typisch für das „gebrochene Herz“: Nach einem sehr belastenden Erlebnis, etwa dem Verlust eines geliebten Menschen, treten Herzbeschwerden auf wie bei einem Herzinfarkt.

Infarkt macht ängstlich

Und umgekehrt? Kann auch eine Herzkrankheit die Seele belasten und psychisch krank machen? Diese Zusammenhänge erforscht die Psychokardiologie ebenfalls. Ein zentrales Ergebnis: Menschen, die einen Herzinfarkt überlebt haben, sind anschließend anfälliger für psychische Erkrankungen. Mindestens 20 Prozent bekommen nach dem Infarkt eine Depression. Ein großes Problem, denn das seelische Leiden erschwert seinerseits die Genesung des Herzens.

Auch andere schwere Herzkrankheiten können Auslöser für anhaltende seelische Verstimmungen, Depressionen und Angstzustände sein. Das ist nicht verwunderlich, denn einen schwächelnden Lebensmotor erleben viele Menschen als unmittelbare Bedrohung. Herzpatienten haben mitunter das ungute Gefühl, sich nicht mehr auf ihren Körper verlassen zu können. Das macht ohnmächtig, ruft Panik hervor und führt nicht selten dazu, dass der Lebensmut schwindet. 

Gemeinsam genesen

Neue Erkenntnisse über die wechselseitigen Beziehungen zwischen Herz und Psyche sind für den medizinischen Fortschritt von enormer Bedeutung. Denn sie ermöglichen es, neue, ganzheitliche Behandlungskonzepte zu entwickeln. Umfassende Therapien, die nicht nur ein krankes Herz „reparieren“ oder eine verletzte Seele heilen – sondern beide. Und so versteht sich die moderne Psychokardiologie auch als Medizin mit Herz und Seele.

Quelle: www.ratgebergesund.de

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