Ein Hoch auf die Spucke

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Ein Hoch auf die Spucke

 

Unsere Speicheldrüsen produzieren jeden Tag 1,5 Liter Flüssigkeit. Wozu, erklärt unsere Apotheken-Expertin.

 

von Saskia Fechte

 

Spucke ist mehr als klebriges Wasser. Sie erfüllt viele wichtige Funktionen. In dem Sekret tummeln sich Enzyme, die beim Kauen die Verdauung starten. Zweite Aufgabe der Mundflüssigkeit: Krankheitserreger abwehren. „Das ständige Umspülen hält Störfaktoren von Zähnen, Zunge, Mundschleimhaut und Zahnfleisch fern“, erklärt Cathrin Häusser, pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) in der Apotheke Weissach. „Bakterien werden einfach weggespült und verschluckt.“ Zusätzlich helfen Abwehrstoffe, Eiweiße und Ionen, schädliche Bakterien, Pilze und Viren zu bekämpfen. Und Spucke ist ein wichtiger Schmierstoff: „Ohne könnten wir nur schwer oder gar nicht sprechen, schmecken und schlucken“, so die PTA.

 

 

Alles relaxt? Dann läuft’s.

„Die Aktivität unserer Speicheldrüsen wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert“, so Cathrin Häusser. „Sind wir entspannt, kann der Speichel munter fließen.“ In Stresssituationen stellt der Körper auf Notbetrieb um: nicht lebenswichtige Funktionen werden abgeschaltet oder vernachlässigt – wie der Speichelfluss. Arzneimittel mit Wirkung auf das vegetative Nervensystem trocknen den Mund aus. Beispielsweise Präparate gegen Bluthochdruck, starke Schmerzen und psychische Erkrankungen.

 

 

Ursachen für Mundtrockenheit:

  • vermehrte Mundatmungdurch Schnarchen, ungenügendes Trinken oder verstopfte Nase.
  • Medikamentewie Betablocker, ACE-Hemmer, Diuretika, Antihistaminika, Neuroleptika, Antidepressiva.
  • Erkrankungenwie Diabetes, Angststörungen, Depression, Sjögren-Syndrom.
  • Hormonschwankungen.
  • Rauchen.
  • Stress.

 

 

Die Wüste im Mund macht krank

Was sie kann, merken wir, wenn Spucke wegbleibt. „Xerostomie heißt Mundtrockenheit in der Fachsprache“, so Cathrin Häusser, „und ist keine Bagatelle.“ Sie kann sogar krank machen. „Es können Mundgeruch, Karies und Entzündungen entstehen, bis zum Zahnverlust.“ Nicht nur ältere Patienten leiden unter Schluckbeschwerden, Appetitmangel und Schmerzen, so die Erfahrung der Apothekenexpertin. Ihr Rat: Bei länger anhaltender Mundtrockenheit grundsätzlich die Ursache abklären.

 

Guten Appetit!

Etwa 100 Mal pro Stunde sammeln und schlucken wir unseren Speichel ganz automatisch. Inklusive 3 Gramm Mikroorganismen am Tag.

 

 

Mundhygiene beugt vor

„Um Entzündungen, Mundgeruch und Schmerzen vorzubeugen, ist eine gute Mundhygiene wichtig“, betont Cathrin Häusser. „Dazu gehört auch, die Mundhöhle so gut wie möglich befeuchten.“ Sie empfiehlt, die Zähne zwei Mal täglich mit einer weichen Zahnbürste zu putzen und die Zwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürste zu säubern. „Gutes Kauen und regelmäßiges Trinken halten den Mund feucht und spülen Krankheitserreger fort“, erläutert sie, „ebenso wie Kaugummi kauen und zuckerfreie Bonbons lutschen.“ Die Expertin empfiehlt: „In der Apotheke gibt es Feuchthaltesprays und -stäbchen sowie spezielle Lutschtabletten gegen den trockenen Mund“. Bei Schluckproblemen helfe es, Getränke und flüssige Speisen etwas anzudicken. „Wem das Tablettenschlucken schwerfällt, kann es sich mit einem schluckfreundlichen Überzug erleichtern. Leichte Entzündungen behandeln Sie mit Salbeitee oder pflanzlichen Tinkturen aus der Apotheke.“

 

 

Apothekentipp

Spucke spricht mit uns. Ihre Zusammensetzung gibt Auskunft über Erkrankungen, Mineralstoffhaushalt und Immunstatus. Einige Apotheken bieten entsprechende Analysen an.

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – https://leserservice.sud-verlag.dehttps://leserservice.sud-verlag.de