Ganz legal Cannabis aus der Apotheke

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Heilpflanze, Rauschmittel, Textilrohstoff: Hanf ist ein seit Jahrtausenden kultiviertes Multifunktionsgewächs. Verwendet wird alles, vom Samen bis zur Blüte – doch was ist eigentlich was im grünen Hanf-Dschungel? Wir bringen Licht ins Dunkel und erklären, wer gesundheitlich von Cannabis sativa profitiert und worin welche Substanzen zu finden sind. 

Gutenberg druckte seine berühmte Bibel auf Hanfpapier, und schon in vorchristlicher Zeit trug man Kleidungsstücke aus Cannabis sativa. Auch zu medizinischen Zwecken wird die Pflanze schon seit der Antike eingesetzt – doch dann geriet sie als Rauschmittel in Verruf. Tatsächlich ist einer der Hauptinhaltsstoffe des Hanfs Tetrahydrocannabinol (THC), das unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Doch Cannabis enthält auch andere medizinisch relevante Substanzen, die bei vielerlei Erkrankungen helfen können. 

Heilkraft auf Rezept

Im Hanf stecken über 70 Cannabinoide, pharmakologisch wirksame Bestandteile. Neben THC, das als Arzneimittel für Schwerkranke große Erleichterung bedeuten kann, vor allem CBD, kurz für Cannabidiol. CBD hat keine berauschenden Effekte, sondern entkrampfende, schmerzstillende, entzündungshemmende und beruhigende Eigenschaften. Es ist als Fertigarzneimittel bei Epilepsie und als Rezepturarzneimittel etwa bei Nervenentzündungen, chronischen Schmerzen, Migräne und Krebserkrankungen auf Rezept in Apotheken erhältlich. Auch bei Depressionen, Angststörungen und Hautkrankheiten wie Akne, Neurodermitis und Psoriasis kann es lindernd wirken. Sie leiden unter den genannten Beschwerden? Sprechen Sie Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt darauf an, ob CBD in Ihrer individuellen gesundheitlichen Situation infrage kommt. Wichtig: CBD ist nicht gleich CBD! Bei rezeptfreien Cannabis-Produkten handelt es sich nicht um Medikamente, sondern um Nahrungsergänzungsmittel zur Unterstützung des Wohlbefindens. Sie unterscheiden sich sowohl in der Herstellung als auch in der Dosierung erheblich von medizinischem CBD.  Es gibt sie zum Beispiel in Form von Öl in Apotheken. 

Sanfte Ölung 

CBD-Öl wird meist oral eingenommen: Die Tropfen unter die Zunge geben, vor dem Schlucken eine Minute im Mund behalten. Der Wirkeintritt erfolgt nach circa 20 Minuten bis zwei Stunden, ein voller Magen wirkt verzögernd. Die Tageshöchstdosis sollte nicht überschritten werden; CBD-Neulinge starten mit einer niedrigen Dosierung. Lassen Sie sich vorab in Ihrer Apotheke zur Einnahme beraten: CBD kann die Wirkung von Säure- und Gerinnungshemmern, Schmerzmitteln und Neuroleptika beeinflussen. Zudem interagiert es mit Johanniskraut, Hopfen und Melatonin. 

Übrigens: Hanföl wird im Gegensatz zu CBD-Öl nicht aus Blüten und Blättern der Cannabis-Pflanze, sondern aus deren Samen hergestellt. In ihnen ist kein CBD enthalten; es handelt sich daher um ein reines Speiseöl. Lecker schmeckt es aber trotzdem – und gesund ist es auch! 

CBD-Kosmetik

Die Eigenschaften von Cannabidiol machen es zur beliebten Zutat für Hautpflege-Produkte. Es ist in vielen Salben, Lotionen und Cremes aus der Apotheke enthalten.

Cannabis als verschreibungspflichtige Droge

Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen Mediziner*innen Cannabis sativa in Form von getrockneten Blüten oder Extrakten und Arzneimitteln mit den Wirkstoffen Dronabinol oder Nabilon per Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept) verschreiben. Hierfür muss nachgewiesenermaßen eine schwerwiegende Erkrankung vorliegen, für die es keine erfolgversprechende andere Behandlungsalternative gibt, sowie eine Aussicht darauf, dass das Arzneimittel den Krankheitsverlauf oder die Symptome positiv beeinflussen kann. 

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – https://leserservice.sud-verlag.de

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