Kein reines Männerleiden! Gicht bleibt bei Frauen oft unerkannt

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Bei Frauen nimmt Gicht häufig einen ungewöhnlichen Verlauf, weshalb die schmerzhafte Erkrankung zunächst oft unerkannt bleibt. Doch eine rasche Therapie ist wichtig. 

In Deutschland leiden etwa 1,1 Millionen Erwachsene an Gicht – 10 bis 25 Prozent der Betroffenen sind davon Frauen. Sie bekommen die schmerzhaften Anfälle häufig erst nach den Wechseljahren. „Die Krankheit bleibt bei ihnen jedoch oft unerkannt, weil Frauen meist nicht den typischen Anfall im großen Zeh haben“, sagt Dr. Anne-Kathrin Tausche vom Universitätsklinikum Dresden.

Nicht allein eine ungesunde Lebensweise ist verantwortlich für Gicht: Die meisten Betroffenen haben eine genetische Veranlagung für diese chronische Krankheit, bei der die Niere nicht ausreichend Harnsäure ausscheiden kann. Bei Betroffenen ist daher der Harnsäurespiegel im Blut erhöht. Übersteigt er eine gewisse Konzentration, bilden sich Harnsäurekristalle, die sich vor allem an stark belasteten und schlecht durchbluteten Gelenken oder Organen ablagern. Männer erleiden den ersten Anfall meist „klassisch“ am großen Zeh.

Natürlicher Hormonschutz

Fast alle Frauen haben bis zu den Wechseljahren eine Art natürlichen Schutz vor Gicht. „Durch das weibliche Hormon Östrogen wird die Ausscheidung von Harnsäure erhöht. Deshalb kann der Harnsäurespiegel ansteigen, wenn Östrogene nach den Wechseljahren nicht mehr vorhanden sind“, erläutert Gichtexpertin Tausche. Der erste Gichtanfall äußert sich bei Frauen oft an den Finger- oder Ellenbogengelenken, was zu einer Verwechslung mit Rheuma oder Arthrose führen und eine falsche Behandlung zur Folge haben kann. Dabei ist eine richtige und frühzeitige Behandlung der Gicht wichtig, um weiteren Anfällen vorzubeugen und Folgeschäden an Gelenken und inneren Organen, vor allem an der Niere, zu vermeiden.

Behandlung nach Maß 

Bei einem akuten Gichtanfall hilft es, das betroffene Gelenk zu kühlen, ruhig zu stellen und Schmerzmittel einzunehmen. Dadurch werden die Ablagerungen von Harnsäurekristallen aber nicht gelöst. Um den Harnsäurespiegel langfristig zu senken, bedarf es einer dauerhaften Behandlung mit einem vom Arzt verordneten Gichtmedikament.

Neben der konsequenten medikamentösen Therapie helfen regelmäßige Blutuntersuchungen, den Harnsäurespiegel zu überprüfen und den Erfolg der Behandlung zu kontrollieren. Da es sich bei Gicht um eine genetisch bedingte Erkrankung handelt, ist es wichtig, dem Arzt auch Fälle von Gicht in der Familie mitzuteilen. Ergänzend zu den richtigen Medikamenten kann auch eine ausgewogene Ernährung helfen, den Harnsäurespiegel zu senken. Besonders geeignet sind Lebensmittel, die wenig Purin enthalten. Dazu zählen beispielsweise fettarme Milchprodukte, Reis, Kartoffeln und viele Gemüsesorten. Purin reich sind unter anderem Innereien, Wurstwaren, Braten, viele Fischarten und Meeresfrüchte – Gicht-Geplagte sollten diese Speisen meiden.

Experten-Tipp

„Ich rate meinen Gicht-Patienten, auf ihr Gewicht zu achten, alkoholische Getränke, besonders Bier, zu reduzieren und sich möglichst eine halbe Stunde täglich zu bewegen.“

Dr. Anne-Kathrin Tausche, Universitätsklinikum Dresden    

Quelle: www.ratgebergesund.de

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