Komm kuscheln

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Kuscheln tut gut. Liebevolle Streicheleinheiten sind das beste Mittel gegen Stress.

Haut auf Haut, Herz an Herz. Wenn wir traurig sind, wütend oder verunsichert, dann ist die Umarmung eines vertrauten Menschen wie Balsam für die Seele. Die innige Berührung spendet mehr Trost als tausend Worte. Sie kann ein Problem zwar nicht an der Wurzel packen. Dennoch fühlen wir uns besser. Das liegt an der Verbindung zwischen Haut und Hirn. Doch was passiert eigentlich im Körper, wenn wir uns umarmen? 

Von der Haut zum Hirn

Eine Berührung beginnt auf der Haut und nimmt dann eine lange Reise durch den gesamten Körper – bis zum Gehirn und mitten ins Herz. Die Haut, unser größtes Organ überhaupt, besteht aus vielen Schichten. In ihnen verborgen liegen Billionen von Sinneszellen. Sie alle sind mit Rezeptoren ausgestattet, die wie »Messfühler« funktionieren. Sie registrieren alles, was von außen auf unseren Körper einströmt: Wärme und Kälte, Regen und Wind. Mit unserem Tastsinn können wir Formen und Strukturen wahrnehmen. All das sind harte Fakten, die die Rezeptoren über Nervenbahnen zum Gehirn schicken, damit wir im Kopf begreifen, was außen passiert. Bei einer Umarmung jedoch spielt das blanke Verstehen keine Rolle mehr. Es geht einzig und allein ums Fühlen. Nicht bloß die Haut, sondern Herz und Seele werden tief berührt.

Kuscheln ist gesund

Wenn zwei vertraute Menschen sich berühren, kommen Nervenbahnen in Wallung, die im Gehirn ein Hormon-Feuerwerk entfachen. Oxytocin, auch als »Kuschel-Hormon« bekannt, wird ausgeschüttet. Der Botenstoff dämpft Ängste und hilft, das Stresshormon Kortisol abzubauen. Spürbar ist das im gesamten Körper. Die Atmung wird flacher, der Herzschlag wird langsamer, der Blutdruck normalisiert sich. Gleichzeitig werden Endorphine freigesetzt. Diese Glücks-Botenstoffe wirken wie  körpereigene Schmerzstiller, die uns das Gefühl geben: Alles ist gut. Untersuchungen haben gezeigt: Paare, die viel Nähe teilen, haben ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine höhere Lebenserwartung als Menschen, die ungewollt einsam sind. Sich selbst berühren ist zwar besser als nichts, bringt aber nicht den gewünschten Effekt.

Heilsame Berührungen

Die Kuscheler unter uns, die sich viel und gerne umarmen, tun sich also gegenseitig viel Gutes. Sie sind, so die Forschung, glücklicher, gesünder und können besser mit Stress umgehen als einsame Herzen. Weil man inzwischen weiß, wie heilsam die Wirkung von Berührungen sein kann, werden z. B. Massagen mit wohltuenden Körperölen gezielt therapiebegleitend bei Krebspatienten angewendet. Der Körperkontakt soll Ängste nehmen, Depressionen vorbeugen und Schmerzen mindern.

Niemand muss allein sein

Nicht nur die Nähe von Mensch zu Mensch kann wahre Wunder wirken. Auch ein Vierbeiner kann ein Partner sein, der uns glücklich macht. Das ist der Grund, warum mittlerweile viele Wohneinrichtungen für Senioren Besuchs- wenn nicht sogar Haustiere gestatten. Ob Hund, Katze, Kaninchen oder Meerschweinchen – das Streicheln eines weichen Tierfells gibt uns das Gefühl: Wir sind nicht allein.

Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass Berührungen gesund und glücklich machen, ist mehr als eine nackte Tatsache. In ihr steckt das Gefühl, dass wir es viel öfter tun sollten: kuscheln.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern

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