Müde, lustlos und traurig?

druckendruckenvorlesen vorlesen

Arzneipflanzen trösten über den Herbstblues hinweg.

Graue Wolken, Nieselregen. Und den ganzen Tag wird es gar nicht richtig hell. Vielen schlägt dieses triste Novemberwetter auf das Gemüt. Die Stimmung ist im Keller, man fühlt sich schlapp und hat eigentlich zu gar nichts Lust. Woher kommt diese plötzliche Antriebslosigkeit? Vor wenigen Wochen waren wir doch noch fit und voller Tatendrang.

Wo ist die Sonne?

Die Antwort liegt auf der Hand: Das Licht fehlt. Spätestens seit der Umstellung auf die Winterzeit tickt unsere innere Uhr anders. Wenn die Tage immer kürzer und trüber werden, verändert sich unser Hormonhaushalt. Die herbstliche Dunkelheit gibt unserer Zirbeldrüse im Gehirn ein Signal: Sie schüttet verstärkt Melatonin aus. Melatonin ist das Schlafhormon; es macht uns müde und schläfrig. Gleichzeitig drosselt der Körper bei mangelndem Sonnenlicht seine Serotonin-Produktion. Das bedeutet, unsere Glückshormone bleiben auf der Strecke und der Herbstblues holt uns ein. Was ist jetzt zu tun, damit aus dem Herbstblues keine Winterdepression wird?

Raus aus dem Stimmungstief

Für das Stimmungstief im Herbst und im Winter hat die Medizinwelt sogar einen Fachbegriff: saisonal abhängige Depression, kurz: SAD. Drei Buchstaben, die an das englische Wort „sad“ erinnern, was nichts anderes bedeutet als „traurig“. Eine saisonal abhängige Depression zeichnet sich dadurch aus, dass sie Jahr für Jahr in den lichtarmen Monaten wie aus dem Nichts auftritt und im Frühjahr in der Regel von allein wieder verschwindet. Doch so lange müssen Sie nicht warten. Wir haben drei Tipps und drei wirkungsvolle Arzneipflanzen für Sie, die Ihnen helfen sollen, dass Sie dem Herbstblues viel schneller entkommen.

Tanken Sie Licht!

Tristes Wetter, trübe Stimmung? Dann nichts wie raus. Trotzen Sie dem Regen und dem Wind und tanken Sie Tageslicht. Selbst ein wolkenverhangener Himmel lässt noch so viel Helligkeit durch, dass wir Serotonin bilden können. Jeder Spaziergang draußen an der frischen Luft hebt die Stimmung und wirkt deshalb wie ein natürliches Antidepressivum.

Tipp: In der Apotheke gibt es sogenannte Tageslichtlampen, die das Sonnenlicht imitieren. Sie sind zwar kein Ersatz für den Spaziergang in der Natur, ein Lichtblick sind sie in der dunklen Jahreszeit dennoch. Tageslichtlampen können Tagesmüdigkeit vertreiben, die Stimmung erhellen und sind deshalb gut geeignet, um einem Herbstblues vorzubeugen.

Essen Sie Freude!

Der Herbst ist nicht bloß grau in grau. In der Küche leuchtet das Saisongemüse in seinen knallbunten Farben. Mit Kürbis in leuchtendem Orange, Kohl in hoffnungsvollem Grün und mit Rote Bete in feurigem Zinnober sorgen Sie für bunte Mischungen auf den Tellern. So macht Essen Spaß und die vielen guten Nährstoffe, die in den frischen Zutaten stecken, sind eine Wohltat für Körper und Seele. Es macht Sinn – besonders jetzt im Herbst – darauf zu achten, was wir essen. Avocados, Datteln, Feigen und Nüsse sind reich an Tryptophan. Tryptophan verarbeitet der Körper zu Serotonin. Tryptophan ist auch in Schokolade enthalten, aber nur in der dunklen Sorte mit sehr hohem Kakaoanteil.

Übrigens: Es ist völlig normal, dass wir in der dunklen, kalten Jahreszeit mehr Lust auf Süßes haben. Süßes verbinden die Geschmacksnerven mit energiereicher Nahrung. Und wir brauchen im Herbst und im Winter viel Energie, um den Körper und auch die Seele zu wärmen. Aber wenn schon Süßes, dann essen Sie lieber „gute“ Kohlenhydrate, z. B. aus Kartoffeln oder Vollkornprodukten. Sie halten lange satt und enthalten außerdem viele andere wertvolle Nährstoffe.

Baden Sie im Glück!

Draußen ist es nass und kalt? Dann machen Sie es sich zu Hause gemütlich. Ein warmes Bad ist besonders in dieser Jahreszeit eine Quelle der Ruhe und Entspannung. Den wohltuenden Effekt können Sie verstärken, indem Sie die passenden Badezusätze aus Ihrer Apotheke nutzen. Achten Sie auf die natürlichen Inhaltsstoffe. Sandelholz hat eine ausgleichende Wirkung, Patchouli löst seelische Anspannungen und Melisse sorgt für einen erholsamen Schlaf. Wenn Ihre Muskeln und Gelenke sich kalt und angespannt anfühlen, dann baden Sie mit Extrakten aus Arnika, Rosmarin und Waldkiefer.

Wenn Sie Ihren Badezusatz lieber selbst herstellen möchten, dann bekommen Sie in Ihrer Apotheke alle Zutaten, die Sie dafür brauchen. Jojobaöl ist ein gutes Basisöl, um es mit den richtigen ätherischen Ölen anzureichern. Lavendelöl ist bestens geeignet, weil es auf das zentrale Nervensystem wirkt und für inneres Gleichgewicht sorgt. Es beruhigt die Nerven, kann Ängste lösen und Stressgefühle mildern. Wenn ein Entspannungsbad Ihre Stimmung erhellen und die Konzentration verbessern soll, dann sind ätherische Zitrusöle eine gute Wahl. Zitrone macht wach, Orange sorgt für gute Laune und Mandarine gibt ein Gefühl von Geborgenheit. Das Anti-Herbstblues-Öl überhaupt ist allerdings Bergamotte. Bergamotte hat eine anregende Wirkung, wenn Müdigkeit und Unlust den Tag vermiesen. Es weckt die Sinne und sorgt für mehr Zuversicht. Ätherisches Bergamotte-Öl eignet sich auch gut als Raumduft in der Aromalampe oder im Vernebler.

Johanniskraut

Ihre strahlend gelben Blüten verraten es: Diese Pflanze hat das Maximum an Sommersonne getankt. Diese wärmende Kraft gibt sie jetzt zurück. Johanniskraut hat eine nachweislich stimmungsaufhellende Wirkung. Viele Studien belegen das. Johanniskraut gilt deshalb als das wichtigste pflanzliche Antidepressivum bei leichten Depressionen. Seine Inhaltsstoffe Hypericin und Hyperforin haben

einen positiven Einfluss auf den Glücks-Botenstoff Serotonin. Man sagt, Johanniskraut bringt das Licht wieder ins Leben. Es vertreibt finstere Gedanken, sorgt für innere Balance und verbessert den Schlaf. Doch nicht jedes freiverkäufliche Johanniskraut-Produkt ist gleich gut. Tests haben ergeben, dass nur die hoch dosierten Präparate aus der Apotheke die gewünschte Wirkung erzielen können. Mindestens 600–900 Milligramm sollen es sein – jeden Tag. Zu Wechselwirkungen mit der Antibabypille, Gerinnungshemmern oder HIV-Medikamenten fragen Sie auf jeden Fall Ihren Apotheker.

Passionsblume

Ihre weiß-violetten Blüten sind echte Hingucker. Passionsblumen brauchen ebenso viel Sonne wie das Johanniskraut, damit sie gedeihen und all ihre Heilkräfte entwickeln. Auch ihre Wirksamkeit sieht ähnlich aus. Beide Pflanzen ergänzen sich gut, wenn neben der depressiven Stimmung nervöse Unruhe quält.

Passionsblumen-Extrakte sind pflanzliche Arzneimittel, die bei Stress und Schlafstörungen eingesetzt werden. Wenn körperliche und seelische Erschöpfung sich breitmachen, dann können die Inhaltsstoffe der Passionsblume neue Kraft und die ersehnte Ruhe geben. Für Menschen, die Mehrfachbelastungen durch Beruf und Familie ausgesetzt sind, sind die Apotheken-Produkte mit Passionsblume eine natürliche Hilfe. Erhältlich in Form von Tabletten und Tropfen. 

Ginkgo

Der Ginkgo-Baum mit seinen fächerförmigen Blättern stammt noch aus der Urzeit. Allen Wetterumschwüngen und Klimaveränderungen hat er getrotzt. Und mit seinen Inhaltsstoffen schaffen wir es auch, gut durch die dunkle Jahreszeit zu kommen.

Bekannt ist Ginkgo für seine gedächtnisstärkende Wirkung. Konzentrationsstörungen sind häufige Begleiterscheinungen bei depressiven Verstimmungen. Ein Herbstblues zeichnet sich dadurch aus, dass man morgens schwer in die Gänge kommt und sich müde durch den Tag trägt. Die Gedanken fließen zäh, wenn draußen alles grau in grau erscheint. Ginkgo-Extrakte können zu größerer Wachheit verhelfen und die Aufmerksamkeit erhöhen. Außerdem sollen sie auf die Serotonin-Produktion im Gehirn einwirken und somit die Stimmung verbessern. Für Demenz-Patienten ist Ginkgo ein vielversprechendes Pflanzen-Präparat, aber auch für alle, die den Herbstblues mit seinen vielen unterschiedlichen Symptomen besiegen wollen.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern

Bildnachweis: ©Drobot Dean – stock.adobe.com