So bleibt der Blutzucker stabil

druckendruckenvorlesen vorlesen

 

So bleibt der Blutzucker stabil

Wichtigstes Ziel bei Diabetes sind gute Blutzuckerwerte. Leichte Schwankungen sind normal. Doch eine extreme Unter- oder Überzuckerung kann lebensgefährlich werden.

Es gibt viele Ursachen, warum der Stoffwechsel völlig aus dem Ruder laufen kann: Krankheit, Fehler bei der Dosierung von Medikamenten oder Wechselwirkung mit anderen Arzneien, Stress und starke körperliche Anstrengung, oder auch ausgelassene Mahlzeiten. Deswegen sind regelmäßige Kontrollen so wichtig, um den Blutzucker im Auge zu behalten und in den Griff zu bekommen. Nur so lässt sich gefürchteten Folgeerkrankungen an Nieren, Nerven und Augen vorbeugen.

Überzuckerung und diabetisches Koma

Von einer Überzuckerung bzw. Hyperglykämie spricht man bei Werten über 250 ml/dl bzw. 14 mmol/l. Wird eine Überzuckerung nicht erkannt und nichts dagegen unternommen, droht schließlich ein lebensgefährliches diabetisches Koma. Spätestens dann muss sofort der Notarzt gerufen werden. Denn obwohl der Blutzuckerspiegel alarmierend erhöht ist, leidet man gleichzeitig unter Energiemangel, weil der Zucker nicht oder nicht ausreichend in die Körperzellen gelangen kann. Diesen Notstand versucht der Körper auf unterschiedliche Weise zu kompensieren:

Saurer Typ-1-Diabetes: Ketoazidose

Diese schwere Stoffwechselentgleisung betrifft praktisch nur Typ-1-Diabetiker, deren Bauchspeicheldrüse gar kein Insulin mehr herstellen kann. Wenn sie ihre Insulin-Injektionen vergessen, wenn der Insulin-Pen bzw. die -Pumpe einen Defekt hat oder durch Fieber, Erkrankungen sowie bestimmte Medikamente akuter Insulinmangel herrscht, kann der Zucker aus dem Blut nicht mehr in die Körperzellen eingeschleust werden. Zur Notversorgung baut die Leber dann Fett ab, um daraus Energie für die Zellen herzustellen: die Ketonkörper.

Diese übersäuern allerdings das Blut (Azidose). Der Körper versucht, Glukose und Ketonkörper mit dem Urin auszuschwemmen. Durch die vermehrte Urinausscheidung gehen Flüssigkeit und Elektrolyte verloren, und der Körper trocknet aus, verbunden mit der Gefahr von Nieren- Herz-Kreislauf-Versagen. Wird das Problem nicht erkannt und behandelt, stellen sich Übelkeit und Bewusstseinstrübungen ein bis zur Bewusstlosigkeit (Ketoazidotisches Koma). Alarmsignale: Der Atem riecht nach Azeton oder faulem Obst, außerdem treten Übelkeit, Benommenheit und starker Durst auf. Die Übersäuerung lässt sich mit speziellen Messgeräten und Teststreifen im Blut und im Urin messen. Notfallmaßnahme: Die mit dem Arzt vereinbarte Notfalldosis Insulin spritzen, viel Wasser trinken, nicht anstrengen, engmaschig den Blutzucker kontrollieren und den Notarzt rufen. Bei Bewusstlosigkeit sofort die 112 alarmieren.

Schleichende Gefahr: Hyperosmolares Koma

Bei Diabetes Typ 2 kann der Körper noch etwas Insulin produzieren. Deshalb kommt es bei Überzuckerung nicht zur Ketoazidose, auch wenn der Blutzucker allmählich immer höher steigt. Doch auch hier versucht der Körper, die Zuckerschwemme im Blut durch verstärkte Urinausscheidungen loszuwerden. Dadurch verliert man zu viel Flüssigkeit, und die Konzentration von Zucker und Mineralstoffen im Blut nimmt weiter zu. Betroffen sind häufig ältere Menschen, die sowieso oft zu wenig trinken, weil sie keinen Durst haben, sowie Menschen, die unzureichend behandelt werden. Der anhaltende Flüssigkeitsverlust führt zu Austrocknung, Kreislaufproblemen, Müdigkeit, Schwindel und Verwirrtheitszuständen. Bleibt das Problem unerkannt, droht das hyperosmolare Koma: Ein Fall für den Notarzt. Dem lässt sich durch regelmäßige Blutzuckerkontrollen und ausreichendes Trinken vorbeugen.

Blutzucker im Keller: Unterzuckerung

Zu den häufigsten Notfällen bei Diabetes Typ 1 und auch Typ 2 zählen die Hypoglykämien. Vier von fünf Typ-2-Diabetikern haben bereits eine Unterzuckerung erfahren, die sie selbst behandeln konnten. Häufiger tritt die Unterzuckerung beim Typ-1-Diabetes auf. Die Ursachen sind beispielsweise Dosierfehler bei der Insulingabe oder eine zu hohe Tablettendosis bei Diabetes Typ 2. Auch Mahlzeiten auszulassen oder Sport zu treiben, ohne die Medikamenten-Dosis entsprechend anzupassen, gehört zu den Risikofaktoren.

Unterzuckerungen können auch in der Nacht oder nach Alkoholkonsum auftreten. Alarmzeichen sind Zittern, Schweißausbrüche, Herzklopfen und Heißhunger. Bekommt das Gehirn nicht genug Energie, steigern sie sich zu Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Schwindel, Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu Krampfanfällen und Bewusstlosigkeit. Das ist nicht nur im Straßenverkehr äußerst gefährlich. Deswegen sollten Betroffene gleich bei den ersten Anzeichen Kohlenhydrate zu sich nehmen, z.B. zwei bis vier Traubenzuckerplättchen oder ein Glas Limonade (kein Light-Produkt!). Erst dann den Blutzucker kontrollieren und zur Stabilisierung nach einiger Zeit noch Obst oder Brot essen und den Blutzucker im Auge behalten. Einige Traubenzuckerplättchen als Notfallration sollten immer zur Hand sein. Wichtig ist auch, Angehörige und Bekannte zu informieren, wie sie im Notfall helfen können. Bei Bewusstlosigkeit sollten diese immer die 112 rufen.

Bildnachweis: ©Syda Productions – stock.adobe.com