Was Männern aus dem Seelentief hilft

druckendruckenvorlesen vorlesen

Zwar sind Frauen häufiger von Depressionen betroffen als Männer, doch wird die Erkrankung beim „starken Geschlecht“ häufig gar nicht erkannt. Wie sich seelische Verstimmungen bei Männern äußern – und was ihnen hilft.

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen: Etwa jeder fünfte Mensch in Deutschland leidet irgendwann in seinem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung, so das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Frauen sind häufiger betroffen als Männer, ältere Menschen öfter als junge. Doch nur etwa ein Drittel der in Deutschland Erkrankten erhält professionelle Hilfe. Vor allem bei Männern bleibt eine Depression oft unentdeckt.

Mal schlecht drauf und niedergeschlagen zu sein, das ist vollkommen normal. Eine Depression dagegen ist eine seelische Krankheit, die sich durch ein länger andauerndes Gefühl gedrückter Stimmung, Antriebslosigkeit und Verlust von Freude und Interessen äußert. Je früher sie erkannt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. „Typisch sind Energielosigkeit, Niedergeschlagenheit und das Gefühl, nichts wert zu sein, sich zu nichts aufraffen oder nichts leisten zu können. Oft haben die depressiv Erkrankten keine Hoffnung auf Besserung und blicken pessimistisch in die Zukunft. Betroffene verlieren meist das Interesse an sozialen Kontakten und Aktivitäten“, sagt Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie im AOK-Bundesverband. In der Folge ziehen sie sich zurück, so dass soziale und berufliche Belange gefährdet sind. Doch die Art der Symptome kann individuell unterschiedlich sein und sich beispielsweise auch in Angespanntheit, Unruhe, Schlafstörungen und körperlichen Symptomen äußern. „Eine Depression kann auch dazu führen, dass der Betroffene nicht mehr leben möchte. Im schlimmsten Fall führt die Krankheit zur Selbsttötung.“

Typische Symptome fehlen

Bei Männern wird eine Depression häufig nicht erkannt, da die typischen Merkmale bei ihnen oft weniger sichtbar sind. Stattdessen können Symptome wie erhöhte Aggression und Gewaltbereitschaft oder körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magenprobleme oder Potenzstörungen im Vordergrund stehen. Bei Männern kann sich die Erkrankung daher durch eine geringe Stresstoleranz und unpassendes soziales Verhalten andeuten: Die Männer brausen schnell auf, bekommen wegen Kleinigkeiten Wutanfälle und neigen zu Vorwürfen und nachtragendem Verhalten. Sie sind generell mit sich und anderen unzufrieden und gehen hohe Risiken ein, etwa beim Sport und beim Autofahren. Einige neigen zu Suchtverhalten, insbesondere zu übermäßigem oder unkontrolliertem Alkoholkonsum.

Viele Ursachen sind möglich

Eine Depression kann viele Gründe haben; meist kommen verschiedene Ursachen zusammen. So können belastende Ereignisse wie der Tod eines Angehörigen, eine Trennung oder eine Beziehungskrise das Risiko für eine Depression erhöhen. Die Erkrankung tritt häufiger bei Menschen auf, die wenig soziale Unterstützung suchen beziehungsweise erfahren. Ungünstige Arbeitsbedingungen wirken sich ebenfalls auf die Psyche aus, beispielsweise wenn die Anforderungen im Beruf sehr hoch sind, aber gleichzeitig wenig Spielraum für eigene Entscheidungen bleibt. Männer geraten besonders in Bedrängnis, wenn sie ihren sozialen Status bedroht sehen, etwa durch Arbeitslosigkeit, berufliche Abstufung oder geringe Anerkennung im Job. Männer, insbesondere ältere Männer, haben ein höheres Selbstmordrisiko als Frauen.

„Im Gegensatz zu Frauen suchen Männer jedoch deutlich seltener und weniger intensiv Hilfe, weil sie Störungen ihres seelischen oder körperlichen Wohlbefindens häufig auf Stress und berufliche Belastungen zurückführen. Eine psychische Erkrankung ziehen sie eher nicht in Betracht“, so Dr. Maroß. Eine frühzeitige Therapie ist jedoch wichtig, um den Krankheitsverlauf zu stoppen oder wenigstens abzumildern, denn grundsätzlich sind Depressionen gut behandelbar.

Die Therapie ist abhängig von der Schwere der Erkrankung, grundsätzlich kommen eine psychotherapeutische und eine medikamentöse Behandlung infrage, manchmal auch in Kombination. Darüber hinaus tut reichlich Bewegung gut und kann die Stimmung aufhellen. Auch regelmäßige Treffen mit Freunden und ein Hobby können das Wohlbefinden steigern.

Naturkraft für die Seele Bei leichten und mittelschweren Depressionen können Präparate mit hochdosiertem Johanniskrautextrakt hilfreich sein. Sie können für mehr Ausgeglichenheit, Belastbarkeit und besseren Schlaf sorgen. Ob solche Arzneimittel im individuellen Fall infrage kommen, sollte der Arzt entscheiden. Johanniskraut-Präparate gibt es rezeptfrei in der Apotheke, sie können unter bestimmten Voraussetzungen aber auch vom Arzt verschrieben werden. Was bei der Einnahme zu berücksichtigen ist, wissen Apothekerin und Apotheker.

Quelle: www.ratgebergesund.de

Bildnachweis: ©1STunningART – stock.adobe.com