Schwindel: Aus dem Gleichgewicht

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Bei den meisten Menschen geht gelegentlicher Schwindel schnell vorüber. Doch wenn die Beschwerden bleiben, ist das ein Fall für den Experten. Denn von Erkrankungen des Innenohrs über Störungen des Gleichgewichtszentrums im Gehirn bis hin zu psychischen Leiden sind viele Ursachen möglich.

Schwindel zeigt sich in den unterschiedlichsten Formen, beispielsweise nach zu wenig Schlaf oder körperlicher Anstrengung. Das ist meist harmlos und auch nur von kurzer Dauer. „Hinter einer Attacke, die mit Dreh- oder Schwankschwindel einhergeht und von wenigen Sekunden bis zu mehreren Stunden andauern kann, versteckt sich oftmals der sogenannte Lagerungsschwindel“, weiß Dr. Bodo Schiffmann, HNO-Arzt und Leiter der Schwindelambulanz Sinsheim. Der Lagerungsschwindel setzt kurz nach einer Bewegung des Kopfes ein, wie beim Schuhezubinden oder bei einem Blick nach oben. Dabei können sich Ohrsteinchen bzw. Otolithen aus ihrer Halterung lösen, sich in den Bogengängen des Innenohrs ablagern und zu Reizungen führen, die dann die Schwindelattacke verursachen.

Anfallartiger oder phobischer Schwinden

Leiden Patienten unter einem anfallartigen Schwindel begleitet von Kopfschmerzen, kann sich dahinter die basiläre Migräne verbergen. Sie zeigt sich häufig durch eine visuelle Wahrnehmungs- oder Gefühlsstörung, sprich: Betroffene klagen über Lichtempfindlichkeit und nehmen Gerüche stärker wahr. Als Grund sehen Mediziner eine kurzzeitig verkrampfte Arterie, die den Hirnstamm versorgt.

Ohne körperliche Ursachen tritt hingegen der phobische Schwankschwindel auf. Leidtragende erleben ihn häufig als Unsicherheit oder Benommenheit beim Gehen. Er entsteht in Situationen, die typische Angstauslöser für Patienten darstellen – in engen Räumen, auf Brücken oder bei Menschenansammlungen. Dahinter muss aber nicht zwangsläufig eine Angststörung stecken.

Gleichgewichtstraining ist unverzichtbar

Wie die Behandlung im Einzelnen aussieht, richtet sich nach der Ursache des Schwindels. Bei einem harmlosen Lagerungsschwindel helfen bestimmte Bewegungsübungen, sogenannte Befreiungsmanöver, verirrte Kristalle wieder an die richtige Stelle zu befördern. „Diese Übungen kann man nach Absprache mit dem behandelnden Arzt ganz einfach selbst zu Hause durchführen“, erklärt Schwindelexperte Schiffmann. Leiden Patienten unter einer basilären Migräne, lassen sich die Attacken wie bei einer klassischen Migräne mit Medikamenten, einem regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus, effektivem Stressabbau sowie Sport eindämmen. Aber auch Akupunktur oder Kinesio-Tapes an der Halswirbelsäule vermindern das unangenehme Drehgefühl.

Komplexer zeigt sich das Beschwerdebild bei einem Angstschwindel. Hier greifen Mediziner meist auf Akupunktur, Biofeedback, autogenes Training oder konservative Therapiemaßnahmen wie Manualtherapie zurück. „Als unverzichtbar für die Behandlung jeglicher Schwindelformen gilt jedoch regelmäßiges Gleichgewichtstraining“, weiß Dr. Schiffmann und betont: „Bereits einfache Übungen für zu Hause stärken das Gleichgewichtssystem und kurbeln den Heilungsprozess an.“ Betroffene setzen sich dazu mit geschlossenen Augen auf einen Drehstuhl (mit Rückenlehne), drehen sich einmal im Kreis und halten abrupt an. Hierbei entstehen leichte Schwindelgefühle, die sich bei täglicher Anwendung mit der Zeit verbessern. Treten Beschwerden allerdings erneut auf, halten länger an oder sind sehr ausgeprägt, sollten deren Ursachen immer von einem Arzt abgeklärt werden.

Quelle: www.ratgebergesund.de

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