Alle Jahre wieder – Rituale pflegen

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An Nikolaus stellen wir die Stiefel raus, an den Dezembersonntagen zünden wir jeweils eine ­weitere Kerze auf dem Adventskranz an, ­Heiligabend gibt‘s Kartoffelsalat mit Würstchen … Warum wir Traditionen lieben und brauchen. 

Wohl kaum ein anderes Fest ist mit so vielen Ritualen verbunden wie Weihnachten; von gängigen Bräuchen wie dem Aufstellen eines Christbaums bis hin zu ganz individuell gewachsenen Gewohn­heiten rund ums Festtagsessen, um den Ablauf der Bescherung und die familiären Aktivitäten an den Feiertagen. An solchen Festivitäten, die zum allgemeinen Kulturgut gehören, teilzuhaben, ver­mittelt uns ein Gefühl von Heimat, Identität und Zugehörigkeit. 

Hilfreich für Groß und Klein

Doch Rituale sorgen nicht nur für Verbundenheit: Laut Soziologen und Psycho­lo­gen dienen sie als Strukturgeber, sie bie­ten uns Orientierung, geben Halt und Sicherheit. Und das schon ab den frühen Kindertagen: Oft »bestehen« be­reits die Kleinsten darauf, dass das abendliche Zu­bettbringen stets nach dem gleichen Schema erfolgt; weichen Eltern davon ab, hapert es häufig mit dem Einschlummern.

Auch im Erwachsenenalter helfen uns Gewohnheiten beim Stressabbau: So be­reitet uns etwa die morgendliche Tasse Kaffee, für viele ein »Muss« zum Tagesstart, mental auf die folgenden Aufgaben und Termine vor. Für Künstler wie Tänzer, Schauspieler oder Musiker gehören Rituale ebenfalls dazu: Um Lampenfieber und Co. zu dämpfen, setzt ein großer Teil von ihnen auf wiederkehrende Handlungen.

Nähe trotz Entfernung

Gerade heute, in unserer schnelllebigen Zeit voller Herausforderungen und Unwägbarkeiten, können uns Traditionen eine sinnvolle Stütze sein. Sie stehen für Verlässlichkeit und geben Geborgenheit. Rituale sind eine Art Anker, der uns erdet und zudem mit anderen verbindet: Die gleichen Bräuche zu pflegen, macht uns zu einer Gruppe, einer Gemeinschaft – sowohl innerhalb der Gesellschaft als auch im Kreis der Familie. Selbst wenn wir getrennt sind von unseren Lieben, etwa während eines Auslands- oder Krankenhausaufenthalts: Zu wissen, wir führen das weiter, was wir lange Zeit zusammen getan haben, sorgt für eine tröstliche Verbindung und emo­tionale Nähe.

Wie immer

Haben wir also auch in diesem Jahr das Bedürfnis, die Adventszeit und das Weih­nachtsfest »wie immer« zu begehen, sollten wir dem Impuls nachgeben und uns an der Sicherheit des Vertrauten erfreuen: Nächstes Jahr haben wir vielleicht mehr Appetit auf Neues – und bringen Heiligabend statt Kartoffelsalat mit Würstchen einmal vegetarisches Ra­clette auf den Tisch.  

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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