Danke für das Kompliment!

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Obwohl wir Menschen von Natur aus nach Lob und Anerkennung streben, fällt es uns oft unglaublich schwer, Komplimente anzunehmen. Woran liegt‘s?

»Das Kleid steht dir wirklich toll!« »Das hast du ganz großartig gemacht!« »Du bist die beste Mutter der Welt!« Solche Sätze gehen runter wie Öl. Sie erfüllen uns mit Stolz und streicheln unsere Seele. Doch obwohl Lob Balsam fürs Ego ist und ein wohlig warmes Bauchgefühl hervorrufen kann, haben viele Menschen erhebliche Probleme damit, das Naheliegende zu tun: lächelnd und voller Glückseligkeit »Danke!« zu sagen. 

Ist das peinlich?

Statt sich aufrichtig über die Nettigkeit zu freuen, reagieren sie vielmehr beschämt, verdutzt oder gar abweisend darauf. »Das ist doch nicht der Rede wert!« »Jetzt übertreibst du aber gewaltig!« Solche Erwiderungen sind typisch für diejenigen, die Komplimente nicht annehmen können.

Alles ganz normal?

Für dieses sicherlich seltsame, aber weitverbreitete Verhalten gibt es unterschiedliche Erklärungen: Mitunter neigen Menschen dazu, Anerkennung abzulehnen, weil sie ihre eigene Leistung als »völlig normal« erachten und das Erreichte selbst nicht würdigen. Bei anderen sitzt das Gefühl tief, Lob nicht verdient zu haben. Oft ist das ein Indiz dafür, dass es ihnen an Selbstwertgefühl mangelt. Dritte sind schlichtweg zu bescheiden, um für das Kompliment zu danken. Auf keinen Fall möchten sie die Aufmerksamkeit der anderen auf sich ziehen oder gar überheblich wirken.

Wirklich so gemeint?

Und dann gibt es noch jene misstrau­ischen Zeitgenossen, die weniger an sich und ihren Fähigkeiten, als vielmehr an der Aufrichtigkeit ihrer Mitmenschen zweifeln. Sie vermuten hinter anerkennenden Worten eine plumpe Schmeichelei oder befürchten, das Gegenüber wolle sie manipulieren.

Hab ich das verdient?   

Die Beispiele zeigen: Komplimente, so ehrlich sie auch gemeint sein mögen, lösen mitunter widersprüchliche Emotionen und verwirrende Gedankenketten aus, können Selbstzweifel verstärken, dubiose Befürchtungen schüren. Wie schade! Denn schließlich könnten sie so viel Positives bewirken – Beziehungen festigen, die eigene Stimmung verbessern und das Herz vor Freude hüpfen lassen. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Komplimente anzunehmen, lässt sich durchaus lernen.

Gegenlob erforderlich? 

Voraussetzung: Wir müssen davon überzeugt sein, dass wir bestimmte Dinge wirklich gut können, generell liebenswert sind und die Anerkennung unserer Mitmenschen verdient haben. Und das haben wir definitiv!

Wenn sich die Freundin beim nächsten Besuch also lobend über den Kuchen äußert, »Wow, ist der lecker!«, dann können Sie mit gutem Gefühl und einem Strahlen im Gesicht erwidern: »Ich danke dir und freue mich, dass er dir so gut schmeckt!« Ein umgehendes Gegenlob ist übrigens nicht erforderlich. Aber es gibt in naher Zukunft sicherlich eine passende Gelegenheit, um auch der Freundin ein Kompliment auszusprechen. Denn schließlich freut sich jeder Mensch darüber! 

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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