Ernährung im Alter – Vitamine: Mangelware

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Senioren sind oft nicht ausreichend mit Mikronährstoffen versorgt. Woran liegt das?

Ernährungswissenschaftlerin Dr. Daniela Weber sucht nach Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen – im Blut von Senioren. Am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke erforscht sie, wo und warum die Ausbeute bei Senioren geringer ausfällt. »Der Farbstoff Lycopin, der zu den Carotinoiden zählt und beispielsweise Tomaten rot macht, ist im Blut älterer Menschen deutlich geringer konzentriert. Gleiches gilt für Vitamin D«, sagt sie. Was für diese Substanzen gilt, trifft wohl auch auf weitere Nährstoffe zu. Die Konzentration von Carotinoiden im Blut ist der beste biologische Nachweis für den Verzehr von Obst und Gemüse.

Schlechtere Bilanz

Warum schneiden Senioren schlechter ab? Bioverfügbarkeit lautet das fachliche Stichwort: Selbst wenn genauso viel Obst und Gemüse im Verdauungstrakt landet, ist die Ausbeute von Carotinoiden und Co. geringer. »Mit dem Alter kann die Aufnahmefähigkeit des Magen-Darm-Traktes für manche Mikronährstoffe abnehmen«, sagt Dr. Weber. Zudem treten häufiger chronische Erkrankungen auf, die die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen können. Auch Übergewicht scheint ein Faktor zu sein, der den Status von Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen verschlechtert.

Besser essen!

Die körperlichen Veränderungen sind das eine, zusätzlich essen ältere Menschen oft weniger oder qualitativ schlechter als in jungen Jahren. »Wenn Appetit und Geschmacksempfinden nachlassen, Probleme mit den Zähnen oder beim Schlucken auftauchen, ist der Genuss beeinträchtigt«, erklärt die Wissenschaftlerin. Erkrankungen und nachlassende Muskelkraft schränken zudem die Möglichkeiten beim Einkaufen und Kochen ein. Viele Senioren speisen allein, auch das schmälert die Lust am Essen. Dr. Weber empfiehlt im Alter besonders nährstoffreiche Mahlzeiten: Obst und Gemüse in jeglicher Form sollen reichlich auf den Tisch, ob als Salat, Suppe oder Saft. Sie rät außerdem, den Vitamin-D-Status prüfen zu lassen. »Wird ein Mangel nachgewiesen, sollten Senioren in Absprache mit dem Hausarzt zusätzlich auf Nahrungsergänzungsmittel zurück-
greifen.«          

Vitamin B12 im Blick

Viele ältere Menschen sind auch mit Vitamin B12 unzureichend versorgt. Daraus können Nervenstörungen oder depressive Verstimmungen entstehen. Typische Ursache für eine gestörte Aufnahme sind altersbedingte Veränderungen wie ein Mangel an Magensaft. Darin befindet sich nämlich ein Protein, das für die Vitamin-B12-Aufnahme nötig ist. Manche Medikamente drosseln absichtlich die Produktion von Magensäure, etwa sogenannte Protonenpumpenhemmer, die gegen Sodbrennen oder als »Magenschutz« verschrieben werden. Wer sie dauerhaft einnimmt, sollte mit dem Arzt oder Apotheker sprechen.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – https://leserservice.sud-verlag.de

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