Hast du Worte?

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Äh … Wenn uns im Gespräch die richtigen Begriffe nicht mehr einfallen, kann das verschiedene Ursachen haben. Treten solche Grübelpausen vereinzelt auf, besteht kein Grund zur Sorge. Mehren sie sich, sollten wir aber aktiv werden.

Mitten in der Unterhaltung stockt der Redefluss, denn Ihnen oder Ihren Gesprächspartnern fehlt das passende Wort. Zum Glück steckt hinter dem Verstummen nur selten eine ernstzunehmende Erkrankung. Ein häufiger Auslöser solcher Wortfindungsstörungen ist Anspannung: Stehen wir ständig unter Strom, fühlen uns belastet, schlafen womöglich schlecht, versetzt das den Körper in Alarmbereitschaft. Unsere Nebennieren produzieren dann vermehrt Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol. Das lässt uns kurzzeitig Höchstleistungen vollbringen, erschöpft aber längerfristig Körper und Geist.

Ursache: Stress

Aus dieser Stresssituation können neben physischen Symptomen wie Schwitzen, Herzklopfen und Übelkeit auch mentale Probleme wie Konzentrationsschwäche und ein beeinträchtigtes Kurzzeitgedächtnis resultieren. Die Folge: Wörter »liegen uns auf der Zunge«, kommen uns aber nicht mehr über die Lippen. Unangenehmes Schweigen entsteht, wir verlieren den Faden – was wiederum Stress verursacht. Um nicht in eine Belastungsspirale zu geraten, sollten wir frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen. Zu mehr Gelassenheit und innerer Ruhe verhelfen Meditation und etwa progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Auch sportliche Betätigung und regelmäßige Pausen tragen zur Entlastung bei.

Ursache: Alter

Ein weiterer Risikofaktor für Wortfindungsstörungen lässt sich nicht vermeiden: Mit zunehmenden Lebensjahren können sich auch die Momente häufen, in denen uns die Worte fehlen. Wie Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften und der Universität Leipzig herausfanden, sind im Alter zum einen die Sprachareale im Gehirn weniger aktiv; zum anderen ist die Kommunikation innerhalb der verschiedenen neuronalen Netzwerke weniger schnell und effizient. Warum das so ist, konnten die Fachleute bisher nicht eindeutig klären.

Mit Sportarten, die ein hohes Maß an Konzentration und Koordination erfordern, etwa Tanzen, Golf oder Yoga, wirken Sie Wortfindungsstörungen entgegen. Auch kreative Hobbys, die die Hand-Augen-Koordination stärken, wie beispielsweise Malen und Zeichnen, sind empfehlenswert.

Ursache: Erkrankung

Wichtig: Treten die Probleme plötzlich gehäuft auf, ist ein Arztbesuch unabdingbar. Denn neben stress- und altersbedingter Sprachlosigkeit gibt es auch eine krankhafte: die Aphasie. Sie tritt infolge einer Hirnschädigung auf, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, Tumor, durch ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine Hirnhautentzündung. Auch Demenz wirkt sich einschränkend auf die Sprachzentren in unserem Oberstübchen aus. Eine gute Nachricht: Die Beeinträchtigungen lassen sich durch Sprachtherapie meist erheblich verbessern. Je früher und intensiver die Behandlung erfolgt, desto größer sind die Fortschritte. Neben Logopäden unterstützen Smartphone-Apps und Computerprogramme das tägliche Sprachtraining. Eine Gleichstromtherapie kann zudem dabei helfen, die Erregbarkeit des Gehirns zu steigern und unsere Lernfähigkeit zu verbessern.

Tipps für die Kommunikation mit Aphasikern

  • Sprechen Sie in gleichbleibender Lautstärke.
  • Lassen Sie Ihr Gegenüber ausreden und nehmen Sie ihm das Sprechen nicht ab, also beenden Sie keinen seiner Sätze.
  • Wählen Sie eine erwachsene Ansprache; Ihr Gesprächspartner ist kein Kind.
  • Verstehen Sie nicht, was gemeint ist, fragen Sie nach. Verwenden Sie möglichst einfache Sätze, die eine Ja- oder Nein-Antwort ermöglichen.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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