Heilpflanzen statt Hormone

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Schweißausbrüche, miese Laune, schlechter Schlaf: Wenn die Wechseljahre Probleme bereiten, sind Frauen auf Hilfe angewiesen. Doch nicht immer ist eine Hormontherapie erforderlich. Oft kann die Natur helfen.

Die Liste der körperlichen und seelischen Beschwerden, die mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht werden, ist lang – sie reicht von Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen bis hin zu Trockenheit der Scheide und nachlassender sexueller Lust. Und selbst für Muskel- und Gelenkschmerzen, Ängstlich- und Vergesslichkeit werden die Wechseljahre oft verantwortlich gemacht. Doch längst nicht alles, was man gemeinhin auf das Klimakterium schiebt, ist tatsächlich auf den sinkenden Östrogenspiegel zurückzuführen. Das jedenfalls legen aktuelle Forschungsergebnisse nahe.

Typisch Wechseljahre?

In einer umfangreichen Studie haben Wissenschaftler der Uniklinik Dresden untersucht, welche Beschwerden tatsächlich auf die hormonellen Veränderungen in den Jahren vor und nach der letzten Periode zurückzuführen sind. Ergebnis: Typisch für die Wechseljahre sind lediglich Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Keine alterstypischen Zusammenhänge fanden die Forscher hingegen bei den psychischen Symptomen.

„Die Wechseljahre sind immer mit zahlreichen Beschwerden in Verbindung gebracht worden, was durch unsere Ergebnisse in Frage gestellt werden muss“, sagt Studienleiterin Professor Kerstin Weidner, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik der Uniklinik Dresden. „Eine allgemeine Deutung dieser Phase als krankhaft und eine vorschnelle Zuschreibung der Symptome muss in jedem Fall unterbleiben.“ Nur bei schweren Beeinträchtigungen, gegen die Verhaltensänderungen nicht helfen, sei eine zeitlich begrenzte Hormontherapie gerechtfertigt.

Hormontherapie sorgfältig abwägen 

Experten sind sich heute einig, dass eine Hormontherapie in den Wechseljahren nur nach sorgfältiger Abwägung des Nutzens und der Risiken in Betracht kommen sollte. Denn mehrere Studien haben gezeigt, dass die Behandlung Gefahren birgt. So erhöhen Hormone unter anderem die Risiken für Brustkrebs, Herzinfarkt und Schlaganfall.

Falsch wäre es jedoch auch, die Hormontherapie grundsätzlich zu verdammen: Ausgeprägte Wechseljahrsbeschwerden können die Gabe von Hormonen durchaus rechtfertigen. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Arzneimitteln, die eine individualisierte Therapie erlauben. Mit welchen Hormonpräparaten und wie lange im Einzelfall behandelt werden muss, sollten Frauen mit ihrem Arzt besprechen.

Natürliche Alternativen

Die gute Nachricht: Den meisten Frauen bereiten die Wechseljahre nur so geringe Probleme, dass sie auf Hormone verzichten können. Zudem hält auch die Natur zahlreiche Helfer gegen Beschwerden bereit, die mit den hormonellen Umstellungsprozessen einhergehen können. Sie sind mitunter gute Alternativen zur Hormontherapie.

Eine bewährte Heilpflanze gegen Hitzewallungen ist die Traubensilberkerze. Der sehr gut untersuchten Pflanze werden zudem positive Wirkungen auf den Knochenstoffwechsel nachgesagt. Für Frauen, die unter ausgeprägten Stimmungsschwankungen leiden, kommt eine Kombination aus Traubensilberkerze und Johanniskraut infrage. Mögliche Alternativen sind Präparate mit Rhapontikrhabarber, auch als Sibirischer Rhabarber bekannt. Zu den Heilpflanzen, die das Wohlbefinden in den Wechseljahren fördern sollen, gehören auch die Sojabohne und der Rotklee.

Stehen bei den Beschwerden Schweißausbrüche im Vordergrund, kann Salbei helfen, während sich Schlafstörungen oft mit Baldrian, Melisse und Passionsblumenkraut lindern lassen. Bei Menstruationsbeschwerden können Präparate mit Mönchspfeffer hilfreich sein. Die auch als Keuchlamm bekannte Heilpflanze kann unregelmäßige Zyklen regulieren und Beschwerden vor der Monatsblutung lindern, etwa Spannungsgefühle in der Brust. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt über die in Ihrem individuellen Fall sinnvollen Heilpflanzen und lassen sich vom Apotheker geeignete Arzneimittel empfehlen.

Selbst ist die Frau 

Um besser durch die Wechseljahre zu kommen, können Frauen auch selbst eine Menge tun. Vor allem ist es jetzt wichtig, auf eine ausgewogene, vollwertige Ernährung zu achten. Das heißt: Reichlich gesunde Leckerbissen wie frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, magere Milchprodukte und Hülsenfrüchte verzehren. Ebenfalls wichtig: Viel Wasser und Kräutertees trinken, aber wenig Alkohol.

Auch Bewegung tut Frauen in der Lebensmitte gut, hält fit, hilft bei der Gewichtskontrolle und kann zu einem positiven Körpergefühl beitragen. Ob Joggen, Schwimmen oder Training im Fitnessstudio: Hauptsache, das Aktivprogramm macht Spaß und hilft dabei, in Bewegung zu bleiben. 

Einen kühlen Kopf bewahren

  • Starten Sie mit Wechselduschen in den Tag – das trainiert die Blutgefäße.
  • Verzichten Sie auf Kaffee, heiße Getränke und scharf gewürzte Speisen, die Sie erst recht ins Schwitzen bringen.
  • Bevorzugen Sie leichte, lockere Kleidung aus Naturfasern, und ziehen Sie sich im „Zwiebellook“ an. Dann können Sie bei Bedarf ruck-zuck eine Schicht ablegen.
  • Schlafen Sie in einem kühlen, gut gelüfteten Raum. Wenn Sie nachts stark schwitzen, reicht eine dünne Baumwoll-Bettdecke.

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Anneliese Schwenkhagen, Katrin Schaudig, Trias Verlag, 19,99 Euro. 

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