Hilfe bei Nesselsucht

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Hilfe bei Nesselsucht

Nesselsucht ist ein stark juckender Hautausschlag und eine der häufigsten Hauterkrankungen weltweit.

Nach Schätzung der Fachleute ist jeder vierte Erwachsene zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr mindestens einmal im Leben von den akuten Beschwerden betroffen, Frauen doppelt so häufig wie Männer. Die Nesselsucht oder Urtikaria, wie sie in der Fachsprache genannt wird, verdankt ihren Namen der Brennnessel: Die Symptome ähneln den Hautreizungen, die die haarige Pflanze verursacht.

Unerträglicher Juckreiz

Überraschend zeigen sich Rötungen auf der Haut, denen schon nach kurzer Zeit blassrote bis rote Erhebungen (Quaddeln) folgen: Klein wie ein Stecknadelkopf oder groß wie eine Handfläche können sie sein. Unter den Quaddeln sammelt sich Flüssigkeit an, die Haut beginnt zu spannen und zu brennen. Doch noch quälender ist der Juckreiz und das Bedürfnis, sich ständig zu kratzen. Tagsüber stört er die Konzentrationsfähigkeit, nachts raubt er den Schlaf. Zusätzlich können starke Hautschwellungen auftreten, so genannte Angioödeme: häufig im Gesicht, an Kopf, Hals und Armen, auch an Händen und Füßen. Wenn selbst Augenlider oder Lippen stark anschwellen, mögen Betroffene nicht mehr aus dem Haus gehen. Treten die Beschwerden häufiger auf, können sie das Leben sauer machen und sich negativ auf die Lebensqualität und die berufliche Tätigkeit ausüben.

Akute oder chronische Form?

Verschwinden die typischen Krankheitszeichen nach einigen Tagen und kehren nicht mehr wieder, spricht man von akuter Nesselsucht. Diese häufige Verlaufsform dauert nicht länger als sechs Wochen. Bleiben die Symptome über diesen Zeitraum hinaus bestehen, handelt es sich um die chronische Verlaufsform. Auch dann treten die Symptome plötzlich auf und dauern viele Stunden bis zu mehreren Tagen an. Die einzelnen Quaddeln bestehen nicht länger als 24 Stunden, können sich dann aber an anderen Körperstellen erneut zeigen. So unmittelbar wie sie erscheinen, verschwinden sie alle wieder, um dann – nach Tagen oder Wochen – erneut den Betroffenen das Leben schwer zu machen. Bei der Hälfte der Nesselsucht-Patienten beträgt die gesamte Krankheitsdauer circa sechs Monate. Doch bei anderen Menschen kann die Haut über Jahre immer wieder zum „Brennpunkt“ werden.

Quaddeltagebuch hilft

Zum Hautarzt geht man am besten während eines akuten Erkrankungsschubs. „Erster Schritt einer effektiven Behandlung ist die Suche nach den Auslösern“, sagt der Nesselsucht-Experte Professor Marcus Maurer von der Berliner Charité. „Dabei ist es hilfreich, wenn die Betroffenen ein Tagebuch führen über das Auftreten der Beschwerden, wann und wie stark der Juckreiz und die Quaddeln auftraten, was gegessen oder getrunken wurde, ob Medikamente eingenommen wurden oder man starkem Stress ausgesetzt war.“ Rund zwei Drittel der Betroffenen wissen nicht, was hinter ihrem Beschwerden steckt. In Frage kommen viele Auslöser, unter anderem Reaktionen auf Druck, Wärme, Licht sowie der Kontakt mit bestimmten Stoffen in Nahrungsmitteln und Medikamenten, auch körperliche oder seelische Belastungen. Wichtig: Bei starker Luftnot und Schluckbeschwerden sofort den Notarzt rufen!

Behandlung in Schritten

Wenn die Auswertung des „Urtikaria-Tagebuchs“ nicht weiter führt und auch verschiedene Testverfahren keine eindeutigen Ergebnisse liefern, kann eine medikamentöse Behandlung helfen. Die Standardtherapie mit oralen Antihistaminika zeigt allerdings nur bei jedem zweiten Betroffenen die erhoffte Wirkung. Häufig kann der Juckreiz nur mäßig oder gar nicht gelindert werden, die Quaddeln und Schwellungen bleiben. Patienten, bei denen die Beschwerden über Monate oder Jahre hinweg auftreten, fühlen sich ihrer Erkrankung oft hilflos ausgeliefert. Die Erforschung neuer Behandlungsansätze zeigt erste Erfolge. „Neben den oralen Therapien gibt es nun eine Behandlungsmöglichkeit für Patienten, bei denen die bisherige Behandlung nicht ausreichend erfolgreich war“, sagt Professor Maurer von der Charité. Dieses Medikament, ein so genannter monoklonaler Antikörper, muss dem Patienten vom Hautarzt gespritzt werden.

Was Sie selber tun können

1. Haut schonen: Wegen des Kratzdrangs Fingernägel möglichst kurz halten und keine enge, scheuernde Kleidung tragen.

2. Hautfreundlich kühlen: kaltes Wasser, Kompressen oder kühlende Gele mildern den Juckreiz. Eine kühle Dusche und ein kühles Schlafzimmer helfen. Auf keinen Fall Vereisungssprays oder Kühlakkus aus dem Gefrierschrank verwenden.

3. Alte Hausmittel: Feuchte Umschläge mit Kamillen- oder Pfefferminzsud können gereizte Haut etwas beruhigen.

4. Ruhe bewahren: Stress kann Schübe auslösen, Entspannungstechniken helfen.

Bildnachweis: ©Jürgen Fälchle – stock.adobe.com