Impfungen: Piks, please!

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Fachgesellschaften schlagen Alarm: Immer weniger Kinder und Jugendliche erhalten alle empfohlenen Impfungen. Warum das gefährlich ist – und wie Eltern ihren Nachwuchs optimal vor hochansteckenden Krankheiten schützen können.

»Impfraten bei Kindern weltweit zu niedrig«

So oder ähnlich lauteten in den letzten Monaten Schlagzeilen rund um Immunisierungen. Besorgniserregend sind die Zahlen etwa beim Keuchhusten: Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge wurden bis Mitte dieses Jahres bei jungen Menschen zwischen zehn und 19 Jahren mehr als 4.500 Fälle gemeldet – der höchste Stand seit mindestens zehn Jahren. Im Jahr 2019 waren es im gleichen Zeitraum nur rund 1.200 Fälle. Und eine Erhebung der Barmer Krankenkasse zeigt, dass immer weniger Jugendliche gegen das möglicherweise krebsauslösende humane Papillomvirus (kurz HPV) geimpft werden: Zwischen 2021 und 2022 ging die Impfrate um 23,5 Prozent zurück.

Kinderkrankheiten sind nicht harmlos

Fakt ist: Impfungen gehören zu den bedeutsamsten medizinischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts, sie bieten sicheren Schutz vor vielen Erkrankungen. Fakt ist auch: Infektionskrankheiten wie Masern, Keuchhusten oder Mumps sind kein harmloser Kinderkram. Um eine weite Ausbreitung zu verhindern, ist es wichtig, dass möglichst viele geimpft sind. Und genau daran hapert es weltweit zunehmend. Fachleute der Weltgesundheitsorganisation WHO sehen eine Ursache darin, dass während der Corona-Pandemie die Zahl der Menschen gestiegen sei, die Impfungen skeptisch gegenüberstehen. Außerdem grassieren Falschinformationen übers Impfen, die manche verunsichern.

Grundimmunisierung früh starten

Damit der Schutz vor Infektionskrankheiten so umfassend wie möglich ausfällt, sollte mit der Grundimmunisierung möglichst früh begonnen werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die ersten Impfungen bereits einige Wochen nach der Geburt des Kindes.

Die meisten Impfstoffe müssen in Teilimpfungen verabreicht werden. Das bedeutet, dass erst mehrere Impfungen in einem bestimmten Abstand einen vollständigen Schutz bieten. Für einige Erkrankungen stehen Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung: Dabei kann mit einem einzigen Impfstoff ein Schutz gegen mehrere Infektionskrankheiten aufgebaut werden. Hierzu zählen der Sechsfach-Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung (Poliomyelitis), Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Keuchhusten (Pertussis) und Hepatitis B. Auch gegen Masern, Mumps, Röteln (MMR) und gegebenenfalls Windpocken (MMRV) steht ein Kombinationsimpfstoff zur Verfügung. Alle diese Impfungen sollten – ebenso wie die gegen Rotaviren und Meningokokken – bereits im Säuglings- bzw. frühen Kleinkindalter verabreicht werden.

Schutz für größere Kids

Für Kinder von fünf bis sechs Jahren stehen Auffrischimpfungen auf dem Pro­gramm, ab neun Jahren außerdem die zweimalige Immunisierung gegen hu­mane Papillomviren: Sie können Krebs am Gebärmutterhals, an Scheide und Penis sowie in Mund und Rachen auslösen. Da HPV beim Sex übertragen wird, sollten Jungen und Mädchen vor ihrem ersten Sexualkontakt geimpft werden. Wichtig zu wissen: Alle für Kinder und Jugendliche empfohlenen Impfungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Kinder- und Jugendärzt*innen beraten umfassend dazu und wissen genau, wie sie Kids (und Eltern) die Angst vor den kleinen, aber so wichtigen Piksen nehmen können.

Gut informiert entscheiden

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erklärt auf ihrer sehr detaillierten Website alles, was Sie zu Impfungen für Ihr Kind wissen sollten:

www.impfen-info.de

Einen Überblick über alle empfohlenen Impfungen gibt ein Impfkalender, der auf der Website des Robert Koch-Instituts heruntergeladen werden kann:

www.rki.de

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

Bildnachweis: ©Viacheslav Yakobchuk – stock.adobe.com