
Jonglieren macht schlau


Bälle durch die Luft wirbeln und wieder auffangen – diese Wurfkunst ist nicht nur etwas für Zirkusakrobaten. Jeder kann sie lernen und trainiert dabei spielerisch Gehirn und Geist.
Alles, was Sie brauchen, sind zwei bis drei gleich schwere Bälle, Ringe oder Tücher. Und schon geht’s los: Werfen Sie die Gegenstände nacheinander hoch in die Luft. Auffangen und wieder nach oben schleudern. Was nach einem lustigen Kinderspiel aussieht, ist in Wirklichkeit eine verblüffende Leistung des Gehirns – mit nachhaltigen Effekten. Denn wie Forscher herausgefunden haben, kann Jonglieren die Koordination verbessern, die Konzentration schärfen und das Gedächtnis stärken. Kurz gesagt: Diese Wurfakrobatik macht schlau. Aber warum genau?
Kunst für Kopf und Körper
Bei der Jonglage passiert eine Menge gleichzeitig: Die Augen verfolgen die Flugbahn der Bälle und melden dem Gehirn, wo diese sich gerade befinden. Dabei senden Nervenzellen in Sekundenbruchteilen Signale an die Muskeln, damit die Hände im richtigen Moment zugreifen. Kopf und Körper arbeiten also perfekt zusammen, und das in einem rhythmischen Wechselspiel. Zeit zum Nachdenken bleibt nicht. Unser Gehirn muss sich laufend anpassen, Entscheidungen treffen und blitzartig Bewegungsabläufe koordinieren.
Beide Hirnhälften sind aktiv
Das Interessante daran: Damit wir überhaupt mit den Bällen jonglierend hantieren können, sind unsere zwei Gehirnhälften gleichermaßen gefragt. Schließlich steuert die rechte Hemisphäre unsere linke Körperseite und andersherum. Jonglage ist eine Überkreuz-Bewegung, die insbesondere jenen Bereich aktiviert, über den beide Hirnhälften miteinander verbunden sind. Dieser sogenannte Balken (Corpus callosum) besteht aus etlichen Millionen Nervenleitungen, die zu »feuern« beginnen, wenn wir uns wechselseitig bewegen. Dabei wird die Durchblutung gesteigert, mehr Sauerstoff gelangt ins Gehirn. Wir werden also wacher, aufmerksamer und konzentrierter.
Neue Nervenzellen bilden sich
Noch dazu bildet sich das Protein BDNF (Brain-derived neurotrophic factor). Dies ist ein Wachstumsfaktor, der dafür sorgt, dass weitere Nervenzellen und -verknüpfungen entstehen. Mithilfe bildgebender Verfahren konnten Neurologen der Uniklinik Hamburg-Eppendorf diesen Effekt sogar nachweisen: Bei Menschen, die regelmäßig mit Bällen balancieren, hatten sich einige Hirnregionen vergrößert. Darunter solche, die fürs Lernen, für die Wahrnehmung und für die Bewegung im Raum zuständig sind. Teilgenommen hatten an dieser Studie übrigens Personen im Alter zwischen 50 und 67 Jahren. Wenn das kein Beweis dafür ist, dass Jonglage selbst im Alter fit im Kopf macht.
Und so geht´s
Jonglieren ist einfacher, als es aussieht: Stellen Sie sich locker auf und werfen Sie zunächst nur einen Ball zur anderen Hand hin – auf Augenhöhe und in einem immer höheren Bogen. Klappt das gut, nehmen Sie einen zweiten Ball. Schleudern Sie den einen hoch, sobald der andere etwa den höchsten Punkt erreicht hat. Auf die gleiche Weise steigern Sie sich zum dritten Ball. Nicht verzagen, wenn Ihre Hand mal ins Leere greift. Ihr Gehirn lernt schnell. Das Wichtigste ist das Dranbleiben. Experten empfehlen, täglich fünf bis zehn Minuten zu üben. Mit der Zeit trauen Sie sich immer mehr zu, Ihr Selbstbewusstsein wächst. Und dann macht Jonglieren nicht nur klüger, sondern auch glücklich.
Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de
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