Kräuter für Geist und Seele – Himmlischer Hafer

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In dieser Serie geht’s um »Kopf-Kräuter«. Heilpflanzen, die das Denken anregen, den Schlaf verbessern oder die Stimmung erhellen. Hafer ist eine davon.

Hafer (Avena sativa)

Kennen die meisten in Form von Frühstücksflocken oder Milch als veganer Ersatz für die Euterlimonade aus der Kuh. Es ist unbestritten: Hafer ist ein gesundes Lebensmittel. Dass diese Getreideart aber auch als Heilmittel gilt, wissen nur wenige. Mit seinem breiten Wirkspektrum ist Hafer vielseitig einsetzbar – sogar für Geist und Seele.

»Glücklich und froh, wie der Mops im Haferstroh.« Diese bekannte Redewendung hat einen wahren Kern. Denn Haferextrakte haben eine beruhigende Wirkung. Bei innerer Anspannung und seelisch bedingten Schlafstörungen können Tees und Tropfen mit Hafer die ersehnte himmlische Ruhe bringen. Aus der Pflanzenheilkunde weiß man: Der Inhaltsstoff Avenin ist für den Entspannungs-Effekt verantwortlich. Avenin legt sich wie Balsam auf die strapazierten Nerven und soll sogar Ängste lösen. In der Homöopathie wird Hafer daher gezielt bei

Erschöpfungszuständen eingesetzt. Menschen, die sich körperlich und psychisch ausgelaugt fühlen, können mithilfe von Zubereitungen aus Haferstroh, oft kombiniert mit Baldrian und Passionsblume, zurück zu ihrer inneren Balance finden. Dass Globuli und Urtinkturen auf der Basis von Haferkraut und -früchten womöglich auch bei nervösem Magen und anderen psychosomatischen Problemen helfen, ist zwar wissenschaftlich noch nicht bewiesen. Hört man jedoch auf die Ernährungswissenschaftler, dann ist längst klar: Hafer hat sehr wohl einen positiven Effekt auf den ganzen Körper.

Rundum gesund

Dank seines hohen Anteils an Ballaststoffen bringt Hafer die Verdauung in Schwung und kann die Darmschleimhaut schützen. Neue Untersuchungen haben ergeben: Hafer hat eine gewisse prebiotische Wirkung und hält auf natürliche Weise das Darm-Mikrobiom (früher: Darmflora) intakt. Der Darm ist bekanntlich ein wichtiges Zentrum des Immunsystems und an unserer Gesundheit maßgeblich beteiligt. Hafer ist zudem reich an Flavonoiden und Saponinen. Beides sind Pflanzenstoffe, die immunmodulierend und entzündungshemmend wirken.

Wirksamkeit bestätigt

Erst seit Kurzem ist Hafer als echtes Gesund-Getreide populär geworden. Als die Universität Würzburg den Hafer zur Arzneipflanze 2017 kürte, stützte sie sich auf eine besondere wissenschaftliche Studie. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit bestätigte, dass der Verzehr von Hafer zur Senkung des Cholesterinspiegels beitragen kann. Auch für Diabetiker ist dieses Korn mehr als reine Schonkost: Die Ballaststoffe im Hafer führen zu einem zeitverzögerten Anstieg des Blutzuckerspiegels. Nicht zuletzt tut Hafer auch der Haut gut. Badezusätze mit Haferkleie können bei Schuppenbildung, Rötungen und nässenden Ekzemen helfen. Sie lindern den Juckreiz und sind daher als begleitende Maßnahme auch bei chronischen Hauterkrankungen wie Neurodermitis zu empfehlen.

Wohlfühlfaktor

Der Hafer gehört übrigens zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Seit der Bronzezeit bauen die Menschen dieses gesunde Süßgras an. Zum einen, weil es ein nahrhaftes Getreide ist. Zum anderen, weil es zu Heilzwecken dient. Die alten Griechen waren die Ersten, die diesem Wohlfühlfaktor auf die Spur gekommen sind. Später, im Mittelalter, wurde aus Hafer Bier gebraut. Inzwischen gibt es zahlreiche Produkte mit Haferextrakten zur äußeren und zur inneren Anwendung in Ihrer Apotheke.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – https://leserservice.sud-verlag.de

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