Küssen verboten?

druckendruckenvorlesen vorlesen

Emil Pfeiffer war der Erste, der dieser Erkrankung auf der Spur war. Nach ihm ist das »Pfeiffersche Drüsenfieber« benannt. Der Volksmund sagt »Kuss-Krankheit«. 

Küssen, eine der schönsten Nebensachen der Welt, macht glücklich, manchmal aber auch krank. Denn von Mund zu Mund kann ein Erreger übertragen werden, der eigentümliche Symptome auslöst. Anfangs fühlt man sich schlapp, bekommt Fieber, der Verlauf ist zunächst ähnlich wie bei einer Grippe. Später kommen schmerzhafte Lymphdrüsenschwellungen hinzu. In schweren Fällen können auch Milz, Leber oder sogar das Herz betroffen sein. Das Pfeiffersche Drüsenfieber ist inzwischen gut erforscht, aber noch nicht allzu lange bekannt.

Neuartige Symptome

Der Kinderarzt und Forscher Emil Pfeiffer war Ende des 19. Jahrhunderts der Erste, der diese
Infektionskrankheit beschrieb. Er beobachtete, dass in manchen Familien einer nach dem anderen erkrankte – überwiegend waren Kinder betroffen. Wo Menschen dicht beieinander lebten, kam es nach und nach zu diesem Symptom-Komplex, der ihm neuartig erschien. In einem Vortrag vor Ärzten und Naturforschern berichtete er 1888 erstmals von seinen Entdeckungen. Trotz der großen Aufmerksamkeit, die er europaweit bekam, hatten viele seiner Kollegen Zweifel an seinen Rückschlüssen.

Erreger entdeckt

Erst knapp 50 Jahre später – in den 1930er-Jahren – wurde das Pfeiffersche Drüsenfieber als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt. Es dauerte weitere 30 Jahre, bis man herausfand, welcher Erreger dahintersteckt: das Epstein-Barr-Virus.

Das Epstein-Barr-Virus ist ein DNA-Virus und gehört zu den Herpesviren. Es befällt das Abwehrgewebe von Lymphknoten, Milz und Rachenmandeln. So wie alle Herpesviren bleibt auch das Epstein-Barr-Virus noch Küssen verbotenandere übertragen werden – etwa beim gemeinsamen Trinken aus einer Tasse. Für den, der krank ist, gilt deshalb: Küssen verboten. 

Fast jeder Mensch trägt das Epstein-Barr-Virus verborgen in sich und spürt es nicht. Ein geschwächtes Immunsystem und Stress können es dem Erreger allerdings leicht machen. Die Inkubationszeit – von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen – kann mehrere Wochen dauern. Die Wahrscheinlichkeit, in jungen Jahren erstmals daran zu erkranken, ist wesentlich größer als später im Alter. Das Pfeiffersche Drüsenfieber heißt deshalb auch »Studenten-Fieber« oder eben auch »Kuss-Krankheit«. Der medizinische Fachausdruck übrigens lautet »infektiöse Mononukleose«.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern

Bildnachweis: ©Wayhome Studio – stock.adobe.com