Medizin für Obdachlose

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Keine Wohnung, keine Krankenversicherung, aber dringend auf Arzneimittel angewiesen … In Berlin unterstützen ehrenamtliche Apotheker*innen die Notfallambulanz der Stadtmission. Eine beispielgebende Erfolgsgeschichte.

Etwa 263.000 Menschen in Deutschland haben kein Obdach; mehr als 37.000 leben auf der Straße. Vor allem in den großen Städten und Ballungsgebieten ist die Zahl wohnungsloser Menschen erschreckend hoch. Berlin gilt als Hochburg der Obdachlosigkeit. Schätzungen zufolge haben hier 8.000 bis 10.000 Männer und Frauen kein Dach über dem Kopf. Wie viele es tatsächlich sind, weiß niemand so genau. 

Menschen, die in Parks, unter Brücken und in Abrissgebäuden leben, befinden sich oft in einem schlechten Gesundheitszustand: Hauterkrankungen, offene Wunden, Sturzverletzungen, hartnäckige Infektionen, Parasiten sowie unzureichend behandelte chronische Leiden machen ihnen zu schaffen. Obwohl sie schwer krank sind, lassen sich viele Obdachlose nicht behandeln – die Hemmschwelle, eine „normale“ Arztpraxis aufzusuchen, ist einfach zu hoch. Oft fehlt zudem die Krankenversicherung.

Anlaufstelle Stadtmission

In Berlin ist die Stadtmission nahe dem Hauptbahnhof eine wichtige Anlaufstelle für kranke Menschen ohne festen Wohnsitz. In der hiesigen Ambulanz bekommen Hilfesuchende die erforderliche Gesundheitsvorsorge – ganzjährig, niederschwellig, auch ohne Krankenkassenkarte. Seit gut fünf Jahren steht der Berliner Stadtmission ein kompetenter pharmazeutischer Partner zur Seite: der gemeinnützige Verein Apotheker ohne Grenzen (AoG). 

„In Kooperation mit einer ortsansässigen Apotheke beschaffen wir dringend benötigte Arznei- und Verbandmittel, kümmern uns um Ordnung im Arzneimittellager, sortieren verfallene Medizin aus und sorgen dafür, dass alle erforderlichen Arzneimittel – von ASS bis Zinksalbe – stets vorrätig sind“, sagt Apothekerin Marie Kiefer, die seit fast drei Jahren zum ehrenamtlichen AoG-Projektteam gehört. 

Vielfältige Hilfe

Nicht nur Schmerztabletten, Desinfektionsspray und andere Mittel zur Behandlung akuter Gesundheitsprobleme beschaffen sie und ihre Kolleg*innen, denn schließlich erfordern auch chronische Krankheiten den Einsatz maßgeschneiderter Medizin. „Seit Kurzem versorgen wir zum Beispiel obdachlose Diabetiker*innen mit Insulinpens, damit sie ihr Insulin regelmäßig selbst spritzen können“, so die Apothekerin. Zudem bietet das Projektteam Schulungen für ehrenamtliche Helfer*innen und medizinisches Fachpersonal der Berliner Stadtmission an. „Wir informieren beispielsweise über die richtige Lagerung von Medikamenten oder über Grundlagen der hygienischen Wundversorgung“, erklärt Marie Kiefer.

Warum sich die junge Frau, die gerade ihre Doktorarbeit schreibt, ehrenamtlich um wohnungslose Mitmenschen kümmert? „Hier kann ich Kenntnisse aus dem Pharmaziestudium konkret umsetzen, viel über die medizinische Versorgung von Menschen in Notsituationen lernen und auch besser verstehen, welche Bedürfnisse sie haben“, sagt sie.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

Bildnachweis: ©EKKAPON – stock.adobe.com


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