Medizinische Tätowierungen

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Tattoos gelten seit Langem als dekorative Körperkunst. Heute finden die dauerhaften Hautbilder jedoch auch immer häufiger in der Medizin Anwendung. Und können im Fall des Falles sogar Leben retten …

Nützliche Nadelstiche

Eine Tätowierung als Therapie? Nicht ganz, aber tatsächlich kommt das sogenannte Medical Tattooing bei so manchen Indikationen zum Einsatz, meist um optische Fehler zu kaschieren. Bei Haarausfall (Alopezie) etwa kann die Tintennadel künstliche Fülle suggerieren: Durch die Pigmentierung von Haarfollikeln auf der Kopfhaut, an Augenbrauen oder Wimpern scheint die Haardichte üppiger. Auch Narben in behaarten Körperregionen lassen sich auf diese Weise dem restlichen Bild angleichen. Apropos Narben: Dass unser Körper nach einer Operation, Verletzung oder Verbrennung ein solches Ersatzgewebe bildet, ist an sich natürlich eine gute Sache. Doch eine Cicatrix, wie Mediziner*innen Narben nennen, hat auch Nachteile: So unterscheidet sie sich in ihrem Aussehen oft deutlich von der umliegenden, gesunden Haut. Auch hier kann die Tätowiernadel helfen.

Vielfältige Farben und Formen

Farbabweichungen von Narben können durch medizinische Mikropigmentierung nahezu ausgeglichen werden. Für viele Betroffene stellt dies eine massive Verbesserung ihres Lebensgefühls dar, insbesondere wenn es sich um ständig sichtbare Regionen handelt. Auch bei der Weißfleckenkrankheit Vitiligo lassen sich starke Farbkontraste durch den Pigmentzellverlust mithilfe von Tätowierungen mildern.

Besonders häufig findet ein Medical Tattoo nach einer Brustrekonstruktion, etwa aufgrund einer Mastektomie (Entfernung von Brustgewebe), Anwendung. Zwar ist auch die operative Nachbildung von Warzenhof und Brustwarze möglich, fachsprachlich Mamillen-Areola-Komplex-Rekonstruktion. Doch kann das chirurgische Ergebnis durchs Tätowieren verfeinert werden. Und: Dank moderner 3-D-Technik macht es die OP oft sogar unnötig, denn es ermöglicht die vollständige und realistische Nachbildung des MAK. Übrigens natürlich nicht nur nach Brustkrebs; auch für Transgender-Personen lässt sich die Optik des MAK entsprechend ihrer Geschlechtsidentität anpassen.

Medizin-Marker

Wer sich für eine Organspende entscheidet, kann dies heute per Tattoo festhalten: Anhand einer sogenannten OPT.INK-Tätowierung lässt sich die Willenserklärung im Fall des Falles auf der eigenen Haut ablesen. Mehr zum Symbol und ausführenden Studios: junge-helden.org. Manche chronisch Kranken nutzen die Nadel auch, um individuelle medizinische Infos wie Allergien oder die Blutgruppe direkt am Körper zu tragen, damit Ärzt*innen sie im Notfall sofort erkennen. Zudem sind Tätowierungen für viele Krebspatient*innen wichtig: Kleine Markierungspunkte auf ihrer Haut ermöglichen eine präzise Strahlentherapie.

Nachsorge ist Vorbeugung

Medical Tattoos sollten ausschließlich von ausgebildeten und erfahrenen Fachleuten durchgeführt werden – in auf medizinische Tätowierungen spezialisierten Kliniken, Praxen und Studios. Unbedingtes Muss im Vorfeld: eine ausführliche Beratung inklusive der ehrlichen Bewertung von Risiken und Möglichkeiten. Ebenfalls sinnvoll ist ein Gesundheitscheck vorab sowie ein Test auf Verträglichkeit der verwendeten Farbstoffe, um allergische Reaktionen und Komplikationen zu vermeiden.

Nach dem Medical Tattoo ist wie bei allen Tätowierungen eine gute Nachsorge entscheidend, um die Hautheilung zu unterstützen und Infektionen vorzubeugen. Hierzu unbedingt die spezifischen Anweisungen des Tätowierenden beachten. Schützen Sie das bearbeitete Hautareal vor Sonneneinstrahlung und verwenden Sie geeignete Wundheilungspräparate, etwa speziellen Tattooschaum sowie hydroaktive Wundauflagen, für eine schonende feuchte Wundheilung.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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