Musik macht’s
drucken vorlesen»Kling, Glöckchen, klingelingeling« dudelt’s derzeit an jeder Ecke. Und prompt haben wir Bilder vom geschmückten Christbaum vor Augen, einen süßen Zimtsternduft in der Nase und ein Gefühl von kindlicher Geborgenheit im Herzen. Nicht nur Weihnachtsmusik hat diese enorme Wirkung auf uns …
Ob Mozart, Hardrock oder Schlager. Das Genre spielt kaum eine Rolle. Musik ist mehr als ein Klangerlebnis mit harmonisch arrangierten Tönen. Sie geht ins Ohr und in die Beine, trifft uns mitten ins Herz und ist Balsam für die Seele. Kurzum: Musik macht etwas mit uns.
Pure Emotionen
Musik bewegt uns auf unterschiedlichen Ebenen. Am meisten aber auf der psychischen. Umfragen zufolge sagt ein Großteil von uns: Klänge und Gesang wecken Emotionen. Und dabei können sie die ganze Palette an Gefühlen in uns zum Klingen bringen. Mal stimmen sie fröhlich, geben Hoffnung und neue Kraft. Andere Lieder können zu Tränen rühren, in eine sentimentale Stimmung versetzen oder auch mal auf die Nerven gehen.
Es gibt Situationen im Leben, in denen entscheiden wir uns ganz bewusst dafür, Musik zu hören. Dann legen viele von uns ein Stück auf, das exakt zur momentanen Gemütsverfassung passt. Experten sprechen dabei vom Iso-Prinzip, wenn wir uns etwa zu Melodien in melancholischem Moll hingezogen fühlen, weil wir traurig sind. In der Musiktherapie soll darauf unbedingt ein Song folgen, der genau die Empfindungen transportiert, die wir gerade nicht haben – getreu dem sogenannten Kompensationsprinzip. Flotte Rhythmen und heitere Texte dienen dann gezielt der Aufmunterung und als Signal an uns selbst: Nach Regen kommt Sonnenschein.
Songs für die Ewigkeit
Dass Musik derart Einfluss auf unser seelisches Befinden hat, liegt daran, dass die Klänge ihren Weg vom Ohr direkt ins Gehirn finden. Und zwar ins limbische System, in den Teil des Gedächtnisses, der für die Verarbeitung von Gefühlen zuständig ist und dabei die Erinnerungen mit Emotionen anreichert. Das ist der Grund, warum ein klingelnder Song uns an Omas Weihnachtspudding denken lässt oder weshalb wir uns bei Elvis Presley‘s »Love me tender« fühlen wie bei unserem allerersten Liebeskummer. Das Gehirn »möchte« förmlich in solche und andere große Ereignisse zurückversetzt werden. Denn schon bei den ersten Tönen eines Liedes springt ein Mechanismus in uns an, der abgleicht, ob wir die Nummer kennen und sie auf die ein oder andere Weise mit unserer eigenen Biografie in Verbindung steht.
Singen und tanzen Sie mit!
Und bestimmt kennen Sie das auch: Sie hören ein Lied, und prompt schnippen Sie die Finger oder wippen mit dem Fuß. Musik fordert förmlich zum Tanzen auf, auch zum Mitsingen. Klar, das Hörzentrum ist schließlich mit Bereichen vernetzt, die für Bewegung und Sprache zuständig sind. Regt Musik also zum Schunkeln, Schwofen und Mitschmettern an, sollten wir uns auf diese Impulse unbedingt einlassen. Denn dabei kommen alle beteiligten Hirnareale in Schwung, Nervenzellen auch und verbinden sich neu. Neuroplastizität nennt sich diese Fähigkeit, die das Gehirn fit hält und ein wesentlicher Faktor gegen Demenz und Depressionen ist.
Wenn das kein Grund zum Singen und Tanzen ist – am besten zu den guten, alten Songs von früher, die nur die schönen Erinnerungen wecken und herzerwärmende Gefühle auslösen. Nachweislich lassen sie zudem Glückshormone sprudeln und erfreuen auch das zentrale Nervensystem. Dadurch kommen Atmung, Blutdruck und Herzfrequenz in Balance, gleichzeitig schütteln wir Stress und Sorgen ab. Das alles macht Musik, die uns gefällt. Wir können sie nicht bloß hören, sondern auch fühlen.
Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de
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