Noch fahrtauglich?
drucken vorlesenMit dem eigenen Auto unterwegs – das bedeutet in jedem Alter Unabhängigkeit. Doch wie lang können Senioren ihr Fahrzeug sicher lenken? Und wann wird‘s Zeit, den Führerschein abzugeben?
Noch heute schwärmt er von seinem ersten Auto: einem dunkelgrünen VW-Käfer, mit dem er sich damals, Anfang der 1960er Jahre, einen Traum erfüllt hat. Seitdem durfte Hermann L. (84) zig Wagen lenken – erst »ziemlich olle«, die schon reichlich Kilometer auf dem Buckel hatten, und dann, als die Familie und der berufliche Erfolg wuchsen, auch recht stattliche Modelle. »Ich bin immer gerne und sicher gefahren«, erinnert er sich. Umso schwerer fiel es dem Rentner, seinen Führerschein vor zwei Jahren an den Nagel zu hängen. »Meine Augen spielten einfach nicht mehr mit und der dichte Stadtverkehr hat mich zunehmend nervös gemacht«, begründet er diese Vernunftsentscheidung und wird dann doch ein wenig wehmütig: »Oft trauere ich dem Wagen nach.«
Schwerer Abschied
Wie Hermann L. fühlen sich viele Senioren, die sich – oft nach langem Zögern und Zaudern – entschließen, dem Autofahren Adieu zu sagen. Denn schließlich geben sie damit nicht nur eine lieb gewonnene Gewohnheit, sondern auch ein Stück Mobilität, Freiheit und Eigenständigkeit auf. Das lässt sich nicht von der Hand weisen. Und trotzdem ist der Schritt mitunter der (einzig) richtige. Etwa dann, wenn altersbedingte Leistungseinbußen die sichere Teilnahme am Straßenverkehr erschweren oder gar unmöglich machen. So können Probleme beim Hören oder Sehen sowie Bewegungseinschränkungen – zum Beispiel beim Drehen des Kopfes und Blick über die Schulter – eine Gefahr bedeuten. Auch bestimmte Medikamente oder deren Nebenwirkungen, wie Schwindel oder Schläfrigkeit, stehen dem sicheren Fahrzeuglenken häufig im Weg, ebenso Erkrankungen wie Alzheimer oder ein schlecht eingestellter Diabetes.
Verantwortung übernehmen
Verpflichtet, die eigene Fahrtauglichkeit regelmäßig unter Beweis zu stellen, sind ältere Menschen hierzulande bislang nicht. Eine einmal erworbene Fahrerlaubnis bleibt in der Regel ein Leben lang gültig, und es liegt in erster Linie in der eigenen Verantwortung, das Fahrvermögen zu beurteilen. Oft sind es besorgte Angehörige, die dazu raten, das Auto künftig lieber stehen zu lassen. In einer solchen Situation, die reichlich Zündstoff bietet, ist es sicher sinnvoll, Profis ins Boot zu holen.
Auf zur Probefahrt
Eine Möglichkeit: Ein vertrauensvolles Gespräch mit dem Hausarzt suchen, um herauszufinden, wie es um Reaktionsvermögen, Hörleistung und Co. bestellt ist. Eine andere: Sich freiwillig einem Fahr-Fitness-Check oder einer Rückmeldefahrt (ca. 75–100 Euro) unterziehen, um das eigene Verhalten und die Fahrkompetenzen in realen Verkehrssituationen zu reflektieren. Das Konzept: Während der Senior seinen eigenen Wagen durch den Verkehr lenkt, sitzt ein qualifizierter Fahrlehrer auf dem Beifahrersitz und beobachtet das Ganze. Im Anschluss an die gemeinsame »Spritztour« findet eine intensive Auswertung und Beratung statt – an Behörden wird das Ergebnis nicht gemeldet. Gibt der Profi uneingeschränkt grünes Licht, können meist auch die Angehörigen beruhigt aufatmen.
Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de
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