Pflanzliche Antibiotika
drucken vorlesenBei bakteriellen Infekten müssen oft Antibiotika her. Doch immer mehr Erreger werden dagegen unempfindlich. Eine gewaltige Gesundheitsgefahr! Können grüne Alternativen helfen?
Ob Lungen- oder Blasenentzündung, Wund- oder Pneumokokken-Infektion: Mit Bakterien ist nicht zu spaßen. Doch Antibiotika haben den hartnäckigen, früher oft todbringenden Krankheitserregern den Schrecken weitgehend genommen. Mittlerweile ist es fast 100 Jahre her, dass der Bakteriologe Sir Alexander Fleming eine der bedeutendsten Entdeckungen der Medizingeschichte machte: Er fand heraus, dass Schimmelpilze der Gattung Penicillium eine Substanz absondern, die Bakterien ausschalten kann. Das war die Geburtsstunde des Penicillins.
Gefährliche Resistenzen
Seither haben Antibiotika vielen Millionen Menschen das Leben gerettet. Doch ihr großflächiger, in der Vergangenheit oft unkritischer Einsatz, sowohl in der Humanmedizin als auch in der Nutztierhaltung, hat zunehmend zu Resistenzen geführt. Das bedeutet: Bakterien trotzen den Medikamenten. Besonders gefährlich sind sogenannte multiresistente Keime, denen herkömmliche antibakterielle Wirkstoffe kaum noch etwas anhaben können. Um Resistenzen zu verhindern, gilt heute der Grundsatz, Antibiotika zurückhaltend einzusetzen. Vor diesem Hintergrund erscheint es nur zu konsequent, nach Alternativen zu Penicillin und Co. zu suchen. Und die finden sich auch in der Natur.
Cleverer Selbstschutz
Pflanzen können zwar nicht vor Angreifern davonlaufen, aber sie sind clever und haben ihre eigenen Strategien, um sich vor Fraßfeinden und Krankheitserregern wie Bakterien, Viren und Pilzen zu schützen. Mithilfe spezieller Vitalstoffgemische halten sie sich Schädliches vom Leib. Das Gute: Weil die vielfältigen pflanzeneigenen Wirkstoffe Bakterien von unterschiedlichen Stellen angreifen, ist eine Resistenzbildung nahezu ausgeschlossen. Weiteres Plus: Für uns Menschen sind die grünen Alternativen oft besser verträglich.
Stark gegen Infekte
Vor allem bei leichteren Infektionen können natürliche Bakterienkiller eine Antibiotikatherapie mitunter ersetzen. So lässt sich beispielsweise eine einfache, unkomplizierte Blasenentzündung bei Frauen oft allein mit pflanzlichen Präparaten aus der Apotheke in den Griff bekommen. Vo-raussetzung: Ärztin oder Arzt geben grünes Licht. Klassiker im Kampf gegen das Brennen beim Wasserlassen sind „pflanzliche Antibiotika“ wie Bärentraubenblätter, Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel. Wissenschaftlich bestätigt ist heute, dass in den Blättern der Bärentraube antibakteriell wirksame Substanzen stecken, die die häufigsten Erreger von Harnwegsinfektionen abtöten. Kapuzinerkresse und Meerrettich punkten mit den enthaltenen Senfölen. Diese Powerstoffe verfügen ebenfalls über ein breites antimikrobielles Wirkspektrum, sogar gegen multiresistente Problemkeime.
Antibakterielle ätherische Öle
Antibakterielle Effekte haben auch ätherische Öle, die in Heilpflanzen wie Thymian, Salbei und Kamille vorkommen. Thymiankraut ist unter anderem ein effektiver Schleimlöser bei Husten, Salbei lindert Entzündungen im Mund- und Rachenraum und die Kamille gilt als echter Allrounder, hilft sie doch bei Infekten, Entzündungen und Krämpfen.
Keimkiller auf dem Teller
Ingwer, Zwiebeln, Knoblauch und Co.: Auch diverse würzige Leckerbissen machen gegen Bakterien mobil. Im Ingwer stecken sogenannte Gingerole, also Scharfstoffe, die die Mikroorganismen in Schach halten; zudem kann er womöglich das Wachstum des Magenkeims Helicobacter pylori hemmen. Zwiebeln sind bewährte Hausmittel bei Ohrenschmerzen. Und Knoblauch? Dank des enthaltenen Alliins, das beim Zerkleinern der Knolle in schwefelhaltiges Allicin umgewandelt wird, kann er nicht nur Vampire, sondern vermutlich auch Bakterien in die Flucht schlagen. Sicherlich ein guter Grund, Knobi regelmäßig auf den Tisch zu bringen.
Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de
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