Post-Covid geht ans Herz

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Herzerkrankte haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, einen schweren Corona-Verlauf zu erleiden, das ist bekannt. Mittlerweile hat sich jedoch herausgestellt, dass auch der Infekt selbst ein kardiovaskuläres Risiko darstellt.

Über 30 Millionen Covid-19-Fälle wurden seit Pandemiebeginn in Deutschland dokumentiert. Während die akute SARS-CoV-2-Infektion einen Teil ihres Schreckens verloren hat, steigt die Zahl der Long- und Post-­Covid-Betroffenen stetig an. Doch noch immer sind längst nicht alle Aspekte der Langzeitfolgen, unter denen bis zu 30 Prozent der Erkrankten leiden, erforscht. Rund 200 verschiedene Symptome an zehn Organsystemen können sich noch Monate nach abgeklungenem Infekt bemerkbar machen; ein erheblicher Teil davon betrifft unser Herz.

Typische Beschwerden, über die Post-Covid-Patienten klagen, sind demnach eingeschränkte körperliche Belastbarkeit und Schwäche, oft einhergehend mit Brustschmerzen, Herzrasen und -stolpern sowie Kurzatmigkeit. Eine US-amerikanische Untersuchung mit 150.000 Teilnehmern legt den Schluss nahe, dass Vorhofflimmern eben­so wie andere Herzrhythmusstörungen und die koronare Herzkrankheit (KHK) bei ehemals an Corona Erkrankten deutlich häufiger auftreten als bei Menschen, die nie einen positiven Covid-Test in den Händen hielten. Das Risiko einer Herzschwäche war ein Jahr nach der Infektion demnach um bis zu 72 Prozent erhöht – selbst bei Patienten, die zuvor nicht als herzkrank galten.

Mögliche Ursachen 

Warum es zu solchen Langzeitfolgen kommt, konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. Virenpartikel, die lange über den Infekt hinaus im Herzen überdauern, könnten die Übeltäter sein. Forscher der Universität Queensland (Australien) hingegen entdeckten bei ihrer Analyse von Herzgeweben brasilianischer Covid-Patienten verändertes Zellgewebe, das sie auf durch das Virus verursachte DNA-Schäden des Herzens zurück­­­führen. Dies würde bedeuten, dass SARS-CoV-2 die Herz-DNA angreift. Auch Autoimmunreaktionen werden als Ursache diskutiert.

Um mögliche Herzschäden zu vermeiden beziehungsweise zeitnah zu therapieren, sollten Menschen, die nach einer Covid-19-­Erkrankung unter Symptomen wie Brustschmerzen und Luftnot leiden, schnell fachärztliche Hilfe suchen.

Breites Beschwerdebild

Experten unterscheiden bei Herzbeschwerden nach Corona zwischen zwei Formen der post akuten SARS-CoV-2-Infektion, kurz PASC: 

  • Beim PASC-cardiovascular syndrome (PASC-CVS) liegt ein Beschwerdebild mit diversen typischen Long-Covid-Symptomen vor wie Fatigue und Gedächtnisstörungen. Die Herzprobleme äußern sich etwa in zu schnellem Herzschlag, und die Beschwerden verschlimmern sich nach jeglicher Form der Anstrengung. Allerdings bleiben die kardiovaskulären Symptome nach diagnostischen Tests ohne direkten Beleg einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. 
  • Bei der PASC-cardiovascular disease (PASC-CVD) ergeben Symptome und Diagnostik hingegen ein übereinstimmendes Bild: Durch Untersuchungen wie Labortests und MRT werden konkrete Herzschäden nachgewiesen.

Keine einheitliche Therapie

Während bei der PASC-CVD die definierten Herzerkrankungen jeweils gemäß der geltenden Leitlinien behandelt werden, sind für die Therapie des PASC-CVS bisher keine Medikamente zugelassen. Die Behandlung richtet sich nach den jeweiligen Symptomen. Zudem sollten Patienten und Patientinnen darauf achten, ausreichend Salz und Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Auf Alkohol aber bitte verzichten; auch allzu üppige Mahlzeiten und Hitze sollten Betroffene möglichst meiden. Was genau zu berücksichtigen ist, entscheidet der Arzt.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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