
Sanfte Hilfe bei starken Schmerzen


Grüne Medizin ist beliebt, auch bei Menschen mit chronischen Leiden. Als Ergänzung zur konventionellen Behandlung und zur Steigerung der Lebensqualität eignen sich diese pflanzlichen Schmerzstiller.
Hagebutte
Diese kleinen roten Früchtchen haben’s in sich: Im Fruchtfleisch der Hagebutte (Rosa canina) stecken Galaktolipide, kurz GOPO genannt. Diese fettähnliche Substanz drosselt nachweislich die Ausschüttung ganz bestimmter Entzündungsbotenstoffe, die bei Arthrose eine entscheidende Rolle spielen. Schmerzen durch abgenutzte Gelenkknorpel – etwa in Hüfte oder Knien – können sich deutlich reduzieren. Selbst die Arthrose-typische Morgensteifigkeit können Sie vergessen. Inzwischen liegen zahlreiche Tests vor, die bestätigen, dass Hagebuttenpulver aus der Apotheke die Beweglichkeit zurückholt. Auch Patient*innen mit chronischen Rückenschmerzen können profitieren. Die Wirkung entfaltet sich zwar erst nach ein paar Wochen Einnahmedauer, aber das Warten lohnt sich. Noch dazu trägt der hohe Vitamin-C-Anteil dazu bei, dass es zu weniger Zellschäden kommt und sich das Gewebe besser regenerieren kann.
Pfefferminze
Bei Pfefferminze (Mentha x piperita) sollten wir nicht nur an Kaugummi denken. Diese erfrischende Arzneipflanze ist nämlich ein echter Tausendsassa in Sachen Schmerzbewältigung. Ihr enthaltenes Menthol kühlt Spannungskopfweh herunter, indem es sich an Kälterezeptoren in der Haut bindet und so die Schmerzweiterleitung ans Gehirn blockiert. Laut Studien hilft ätherisches Minzöl – auf Stirn und Schläfen gerieben – ähnlich gut wie Paracetamol. Für die Einnahme sind Kapseln mit dem Öl aus der Frischpflanze gedacht, um krampfartige Bauchschmerzen zu lösen. Insbesondere bei Reizdarm-Beschwerden ist Pfefferminze das Heilkraut der Wahl. Es entspannt die Darmmuskulatur und lindert Blähungen.
Chili
Die scharfe Schote heizt Muskel- und Gelenkschmerzen mächtig ein. Enthalten ist der Wirkstoff Capsaicin, der – äußerlich und lokal aufgetragen – eine angenehme Tiefenwärme verströmt. Die gesteigerte Durchblutung sorgt zum einen dafür, dass Schmerzbotenstoffe eines ganz bestimmten Typs gehemmt werden. Substanz P nämlich, die normalerweise dem Gehirn „Autsch!“ meldet, wird durch Capsaicin schneller als gewöhnlich abgebaut. Zum anderen greift Chili ähnlich wie Cortison besänftigend in Entzündungsprozesse ein. Recht neu ist die Erkenntnis, dass Chili sogar bei Gürtelrose und Schuppenflechte helfen soll. Forschungen sind im Gang.
Mutterkraut
Diese uralte Heilpflanze sieht der Kamille zum Verwechseln ähnlich, duftet jedoch völlig anders – nämlich wie Campher. Und was Mutterkraut (Tanacetum parthenium) sonst von Kamille unterscheidet, sind die Wirkstoffe. Parthenolide sind in kaum einer anderen Pflanze enthalten, und sie sollen Mutterkraut stark zur Vorbeugung von Migräne-Attacken machen. Die enthaltenen Substanzen können verhindern, dass sich Blutgefäße im Gehirn plötzlich weiten – ein typischer Kopfschmerzauslöser. Patient*innen berichten, dass sich durch die regelmäßige Einnahme von Kapseln, Ta-bletten oder Tropfen die Häufigkeit und Intensität von Migräneanfällen reduzieren lässt. Eine neue Studie der Uni Köln macht nun auch Menschen Hoffnung, die sich mit irreparablen Nervenschäden zum Beispiel des Sehnervs oder des Rückenmarks plagen. Offenbar fördert der Stoff aus dem Mutterkraut die Regeneration von Nervenfasern. Weitere Untersuchungen müssen noch folgen.
Arnika
Der Legende nach ist sie ein „Nothelferkraut“, und zwar für Bergsteiger*innen, die sich auf den beschwerlichen Wegen hoch zu den Almwiesen verletzt haben. Und Expert*innen bestätigen: Arnika (Arnica montana) lindert Schmerzen in Muskeln und Gelenken, sowohl akut nach Prellungen und Zerrungen als auch bei chronischen Beschwerden durch Arthrose, Rheuma oder Gicht. Aus einer Schweizer Studie geht sogar hervor, dass diese sonnengelb blühende Alpenpflanze über ähnliche Mechanismen verfügt wie der bekannte Entzündungshemmer Cortison. Abgesehen von homöopathischen Mitteln gibt es Arnika nur zur äußeren Anwendung. Bewährt haben sich hochkonzentrierte Gele und Salben, am besten in Kombination mit Extrakten aus der Beinwellwurzel – für noch mehr Geschmeidigkeit in den Gelenken.
Silberweide
Das vermutlich älteste Schmerzmittel der Welt. Schon Steinzeitmenschen zerkauten die Rinde der Silberweide (Salix alba). Fossile Zahnfunde belegen es. Und aus Überlieferungen wissen wir: Im Mittelalter kochte man aus den Blättern, Blüten und aus der Borke einen Tee gegen Gicht und Rheuma. Es dauerte jedoch bis ins 19. Jahrhundert, dass es Chemiker*innen gelang, den heilsamen Wirkstoff zu isolieren und später synthetisch nachzubauen. Acetylsalicylsäure gilt seitdem als eine der wichtigsten Substanzen zur Behandlung von Schmerzen und findet sich heute in vielen Präparaten wieder. Wer lieber auf das ursprüngliche Produkt zurückgreifen möchte – nämlich auf die Weidenrinde –, bekommt sie in Form von Dragees, Kapseln oder auch als Tee in der Vor-Ort-Apotheke. Im Gegensatz zum pharmazeutischen Pendant sollen Rindenprodukte sogar magenschonender sein und nur einen geringen blutverdünnenden Effekt haben.
Noch mehr Pflanzen gegen Schmerzen
Beinwell wirkt durchblutungsfördernd und daher schmerzlindernd bei Arthrose.
Heublumen gelten als Morphium der Naturheilkunde.
Mädesüß enthält ähnlich wie die Silberweide den schmerzstillenden Stoff Salicin, der im Körper zu Salicylsäure umgewandelt wird.
Rosmarin als Badezusatz oder als Einreibung kann bei Muskelschmerzen und Weichteilrheumatismus helfen.
Pestwurz wirkt krampflösend auf die Blutgefäße im Kopf-Hals-Bereich und dient somit der Migräne-Prophylaxe.
Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de
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