Sympathischer Brummer in Not

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Sympathischer Brummer in Not

 

 

Anders als Bienen oder Wespen sind Hummeln in vielen Gärten harmlose, gerngesehene Gäste. Doch dem „Gartentier des Jahres“ geht es schlecht.

 

„Die Dunkle Erdhummel ist Botschafterin für eine Vielzahl von Wildbienen und anderen Insekten, ohne die unsere Nahrungsmittelproduktion undenkbar wäre“, sagt Michael Beier, geschäftsführender Vorstand der Heinz Sielmann Stiftung. Doch wie viele andere Bestäuberinsekten ist auch die Hummel durch den vielerorts dramatischen Rückgang der biologischen Vielfalt in ihrem Bestand gefährdet.

 

 

 

Effizienter Bestäuber

Dabei sind die sympathischen Brummer auf der Futtersuche wenig wählerisch, und nehmen, was gerade kommt. Ihre Speisekarte umfasst mehr als 220 Wildpflanzenarten, hinzu kommt noch eine ganze Reihe von Nutzpflanzen wie Tomaten, Kartoffeln, Äpfel und Kirschen. Ihr Arbeitspensum umfasst bis zu 4.000 Blüten pro Tag, gearbeitet wird von Sonnenaufgang bis nach Sonnenuntergang.

 

Um an den einzelnen Blüten Zeit zu sparen, wendet die Hummel beim Sammeln der Pollen einen raffinierten Trick an: Sie „erntet“ nicht, wie etwa Bienen, jeden Staubbeutel einzeln. Nähert sie sich einer Blüte, erzeugt sie durch verlangsamtes Schlagen der Flügel einen Summton mit einer bestimmten Frequenz, die die Blüte regelrecht erzittern lässt. Dann lässt sich die Hummel von den herausfallenden Pollen am ganzen Körper regelrecht einpudern. Diese Art des Pollensammelns und –weiterverbreitens bezeichnen Fachleute als „Vibrationsbestäubung“. Viele für uns wichtige Gemüse- und Beerenarten sind bei der Verbreitung ihrer Pollen sogar darauf angewiesen, dass sie von einem Insekt mit der richtigen Flügelschlagfrequenz angeflogen werden. Zu solchen Spezialisten zählen etwa Kürbis, Paprika, Blau- und Preiselbeeren, aber auch Zuccini und Auberginen, die bevorzugt Hummeln an ihren nahrhaften Pollen heran lassen.

 

 

 

Botschafter für mehr Umwelt- und Artenschutz

Die größten Probleme bereiten den Hummeln ausgeräumte Landschaften, großflächiger Pestizideinsatz und Überdüngung der Böden. Doch jeder kann helfen, die rückläufigen Bestände der Hummel als dem Gartentier des Jahres 2018 zu unterstützen. Haben Sie einen Garten, dann ist eine wilde Ecke mit vielen bunten Blütenpflanzen genau das Richtige, Hummeln und andere Bestäuberinsekten zu verwöhnen. Ein blühender Vorgarten wird, anders als eine graue „Kieswüste“, ebenfalls sehr gerne angeflogen. Und schon ein bunt bepflanzter Balkonkasten ist eine echte Wohltat für fleißige Bestäuber.

 

 

 

Und sie fliegt doch!

Die Hummel ist aber nicht nur Gartentier des Jahres 2018, sondern auch der lebende Beweis, dass sich selbst die Naturwissenschaft manchmal irren kann. In den 1930er Jahren hatten Physiker berechnet, dass Hummeln nach den Gesetzen der Aerodynamik eigentlich gar nicht fliegen können. Demnach seien die Hummelflügel viel zu klein, um den pummeligen Insektenkörper in der Luft halten zu können. Was die Hummeln natürlich nicht wussten, und weiterhin munter umherflogen. Ihr Trick besteht darin, dass durch das rasante Schlagen ihrer Flügel kleine tornadoartige Luftwirbel um sie herum entstehen, die die Tiere durch die Luft schweben lassen.

 

 

 

 

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – https://leserservice.sud-verlag.dehttps://leserservice.sud-verlag.de