Vorlesen für Demenzpatienten
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Geschichten, die an die eigenen Lebenserfahrungen anknüpfen, helfen Patienten mit Demenz am besten, den Erinnerungsnebel zu vertreiben. Doch um die Aufmerksamkeit an sich zu binden, reicht langsames und deutliches Vorlesen allein nicht aus
Die Symptome einer Demenzerkrankung, wie verringerte Konzentrationsfähigkeit
und erhöhte Ablenkbarkeit, führen dazu, dass das Vorlesen von Texten aus Büchern
oder Zeitschriften seitens des Vorlesers eine gewisse Vorbereitung braucht. Damit
sich Ihr Zuhörer auf Sie konzentrieren kann, sorgen Sie zunächst für eine ruhige
Umgebung. Nebengeräusche aus dem Radio oder ein laufender Fernseher im Hintergrund
sind beim Vorlesen tabu.
Passend auswählen
Die verringerte Konzentrationsspanne von Demenzpatienten reicht lediglich dazu aus,
kurzen Geschichten folgen zu können. Es haben sich Texte bewährt, die nicht länger als etwa eine DIN-A4-Seite sind. Lassen Sie bei der Themenauswahl Ihr Fingerspitzengefühl walten. Vermeiden Sie schwere, belastende Themen, die bei älteren Betroffenen Ängste oder stressende Erinnerungen
aus Kriegstagen wecken können. Weitaus besser sind heitere Geschichten, die positive
Erinnerungen beispielsweise aus der Kindheit hervorrufen. Am besten eignen sich Geschichten von alltäglichen Begebenheiten, die den Zuhörern aus ihrem eigenen Leben bekannt sind. Als Richtlinie gilt: Jede Geschichte handelt von nur einem Ereignis und es kommen darin nicht mehr als zwei
Personen vor.
Lebendig vorlesen
Nichts ist für Zuhörer ermüdender als eine monoton vorgelesene Geschichte. Das gilt auch für Demenzpatienten. Lesen Sie deshalb langsam und deutlich, aber auch lebhaft mit Betonungen und Pausen. Suchen Sie immer wieder den Blickkontakt mit Ihrem Zuhörer. Denn auch Ihre Mimik und
Gesten fördern die Aufmerksamkeit und fesseln an das Vorgetragene. Zudem ist es hilfreich, am Ende der Geschichte Fragen zu stellen: „War das früher bei Euch auch so?“ oder „Kennst Du das auch noch?“ Solche Fragen regen das Langzeitgedächtnis an und bieten dem Gegenüber eine Gelegenheit,
selber zu berichten. Ideal sind hierfür Geschichten, die sich am Lebenslauf des Zuhörers orientieren. Hat beispielsweise ein Demenzpatient lange auf dem Land gelebt, kann vielleicht eine Geschichte über ein Tier eigene Erinnerungen wecken.
Vorlesen wirkt
Studien haben gezeigt, dass Zuhören die Durchblutung des Gehirns anregt. Bei Menschen, die unter Demenz leiden, kann richtiges Vorlesen genauso positiv wirken wie Kopfrechnen bei einem Gesunden. Im Buchhandel gibt es spezielle Bücher, deren Kurzgeschichten ganz gezielt auf die
Anforderungen von Demenzpatienten ausgerichtet sind. Kurse und Seminare zum Umgang mit Demenzpatienten finden Sie unter www.demenz-partner.de, einer Initiative der
Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V.
Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – https://leserservice.sud-verlag.de – https://leserservice.sud-verlag.de