Was die Leber liebt

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Weihnachten ist das Fest der Liebe und der ­Leckereien – auch der Leber? Wenn Sie geschickt genießen, dann ja … 

Lammragout, Lebkuchen und Likör. Die Leber hat wahrlich kein leichtes Leben. Jeden Tag erledigt sie ihren harten Job, indem sie unsere Nahrung verträglich und erst richtig wertvoll macht. Jetzt in der Weihnachtszeit läuft sie zur Höchstform auf. Während wir nach Herzenslust schlemmen, hat unser lebenswichtiges Stoffwechselorgan alle Hände voll zu tun. Die knusprig gebratene Festtagsgans wird nur dank der Leber gut bekömmlich. Tatkräftig hilft sie mit, auch die Speckklöße zu verdauen. Und für die Rotweincreme zum Dessert legt die Leidgeplagte eine Extraschicht ein – meist ohne Murren und Knurren. Geht ihr allerdings die Puste aus, haben wir die Bescherung: Völlegefühl und Sodbrennen, Magendrücken und Bauchgrimmen. Damit der Heilige Abend nicht derart übel endet, sollten wir verstehen, wie die Leber funktioniert und was ihr wirklich guttut. 

Entgiftungszentrale des Körpers

Im rechten Oberbauch hat die Leber ihren Platz. Mit 1.500 Gramm Eigengewicht ist sie das schwerste innere Organ und übernimmt im Energiekreislauf unzählige Aufgaben. Sie ist die wichtigste Entgiftungszentrale des Körpers. Sowohl am Abbau schädlicher Stoffe ist sie beteiligt, als auch an der Verwertung von Nahrungsbestandteilen, zu denen auch die schwer verdaulichen Fette gehören. Die Leber ist sozusagen die unentbehrliche Chefin der Fettverdauung und holt sich Unterstützung bei der Bauchspeicheldrüse und der Galle. 

Leber und Galle – starkes Team

Pro Tag produzieren die Leberzellen etwa einen Liter gelblich-grünen Gallensaft, den die Gallenblase schließlich aufnimmt, auf ein Zehntel des Volumens reduziert und einlagert. Dieses zähe, bräunlich gewordene Konzentrat ist hochwirksam bei der Fettaufspaltung und kommt zum Einsatz, sobald eine gehaltvolle Mahlzeit den Magen erreicht hat. Die Magensäure übernimmt die Vorarbeit, trennt die Nährstoffe und zerlegt die Fette in ihre Einzelteile. Währenddessen steht die „braune Galle“ im Zwölffingerdarm in den Startlöchern. Jetzt kommt die Bauchspeicheldrüse ins Spiel und schickt ihre Verdauungsenzyme, sogenannte Lipasen, gleich hinterher. So entsteht ein „Cocktail“, der Nahrungsfette verwertbar macht. Die Leber nimmt diese Fette auf und gibt diese ins Blut ab. Wir brauchen diese Substanzen, weil sie als Baustoff für die Zellen dienen und den Organen Schutz geben. Allerdings kommt es vor, dass diese Fette nicht zu ihrem sinnvollen Nutzen kommen, sondern als Speckröllchen auf den Hüften landen. Was ist da schiefgelaufen? 

Organ der Lebensfreude

Unter Umständen ist die Leber mit all ihren Aufgaben überfordert. Eine übermäßige Ernährung, der Abbau von Alkohol, Medikamenten und diversen Umweltgiften kann die Leberzellen arg belasten und träge machen. Die Folge: Gewichtszunahme und ein Gefühl von allgemeiner Schlappheit. Dass die Leber in der Traditionellen Chinesischen Medizin „Organ der Lebensfreude“ genannt wird, hat damit zu tun, dass sich eine gestörte Leberfunktion in Antriebsschwäche und Stimmungstiefs äußert. Damit es so weit gar nicht erst kommt, braucht unsere körpereigene Entgiftungszentrale ab und zu Ruhe von ihrer Schwerstarbeit. Genussmittel meiden und fettärmer essen, ist ein leberfreundlicher Rat, der verständlicherweise zu Weihnachten nicht gern gehört wird. Glücklicherweise gibt es Hilfen aus der Natur, die einfach und geschickt einzusetzen sind. Ein Wermut-Tee als Aperitif vor dem Essen bereitet Leber und Galle optimal auf ihre bevorstehenden Aufgaben vor. Zum Gänsebraten gehört Beifuß – kein Zufall. Die enthaltenen Bitterstoffe wirken verdauungsfördernd. Leberpflanzen heißen im Fachjargon übrigens Hepatoprotektiva. In Arzneiform als Tonika oder Kapseln sind sie in der Apotheke erhältlich. Sie sind es, was die Leber liebt. 

Mariendistel 

Die stachelige Korbblütlerin bietet Leberschutz pur. Medizinisch verwendet werden die schwarz-braunen Samen aus den kugelförmigen, purpurroten Blütenköpfen. Sie enthalten den Wirkstoff Silymarin, der als Radikalfänger gilt, weil er lebertoxische Substanzen abwehrt. Dank Silymarin können sich die Leberzellen leicht regenerieren und sogar neu bilden, um die Fettverdauung optimal zu steuern. Mariendistelsamen sind inzwischen gut erforscht und wirken nachweislich vorbeugend und heilsam zugleich. Bei Verdauungsbeschwerden – etwa nach einem üppigen Festmahl – bringen sie Linderung, beugen Leberschäden vor und unterstützen die Behandlung chronisch-entzündlicher Lebererkrankungen. 

Artischocke 

Dieses essbare Distelgewächs ist nicht bloß eine köstliche Delikatesse, es ist auch schon lange als leberfreundliche Heilpflanze bekannt. Die alten Ägypter nutzten die Artischocke als Schlankheitsmittel – und hatten damit nicht unrecht. Die Laubblätter und Blütenhüllen enthalten Bitterstoffe, die den Stoffwechsel in Schwung bringen und die Verdauung antreiben. Der hohe Bitterwert sorgt außerdem dafür, dass Völlegefühle und andere Magen-Darm-Probleme gar nicht erst entstehen. Kurzfristig wirken Artischocken-Präparate krampflösend und entblähend, auf lange Sicht können sie sogar helfen, den Cholesterinspiegel zu senken und die Entgiftungsfunktion der Leber zu stärken. 

Kurkuma

Forscher sagen: Kurkuma ist die Heilpflanze der Zukunft. Gelbwurz, wie die ingwerähnliche Knolle wegen ihrer Färbekraft genannt wird, kann vor gefährlichen Ablagerungen in den Blutgefäßen schützen. Ihr eilt nämlich der hervorragende Ruf voraus, dass sie Blutfette regulieren und Entzündungen hemmen kann. Ihre leberschützenden Eigenschaften sind bei uns relativ neu entdeckt. In Indonesien, wo es sehr wenige Leber-Galle-Kranke gibt, sind sie längst bekannt. Dort trinkt man traditionell „Jamu“, ein Gesundheits-Tonic aus Kurkuma. Die ätherischen Öle, Scharf- und Bitterstoffe bekämpfen Bakterien, Viren und Schadstoffe im Körper und dienen der Entgiftung.                  

Die Leber braucht Zeit

Die Mariendistel ist die ideale Begleiterin beim weihnachtlichen Festessen. Um die Verdauung zu stärken und eventuelle Beschwerden durch ein zu üppiges Mahl zu vermeiden, eignet sich ein Tee aus den Samen dieser Heil-Distel wahrlich am besten. Die enthaltenen Bitterstoffe können sich im Wasser gut lösen – nicht aber der leberschützende Wirkstoff Silymarin. Wer also die Leber gezielt in ihrer Funktion unterstützen möchte, sollte Kapseln einnehmen – und zwar eine ganze Weile lang. Denn unser Entgiftungsorgan braucht Zeit, um sich zu regenerieren. Um auf Nummer sicher zu gehen, ist ein jährlicher Leberwerte-Check beim Arzt natürlich ratsam.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – https://leserservice.sud-verlag.de

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