Was tun bei einem Hörsturz?

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Noch sind Ursachen und Behandlung von Innenohrinfarkten von vielen Unwägbarkeiten begleitet. Aber die medizinische Forschung arbeitet hart daran, Therapien mit und ohne Kortison auf die Erfolgsstraße zu bringen. 

Die Straßenbahn saust beinahe geräuscharm vorbei. Das Kindergeschrei auf dem Spielplatz klingt wie dumpfes Flüstern. Das kräftige Klingeln des Postboten wird einfach überhört. Von einem Tag auf den anderen sinkt das Hörvermögen. Was bleibt ist das Gefühl, dass ein Wattepfropfen im Ohr steckt oder Schmalz den Gehörgang verklebt. Jedes Jahr erleiden 150.000 Menschen in Deutschland solch einen Infarkt im Innenohr, umgangssprachlich besser bekannt als Hörsturz. 

Die beruhigende Nachricht: Der Leidtragende muss nicht in Hektik verfallen, er kann ganz in Ruhe einen Termin bei seiner HNO-Ärztin bzw. seinem HNO-Arzt vereinbaren. Denn es ist zwar unangenehm, aber kein Notfall, wenn das Ohr nur noch gedämpfte oder gar keine Töne mehr erfasst. Bei etwa 50 Prozent der Patienten stellt sich das Hörvermögen sogar nach einiger Zeit von selbst wieder ein. Aber auch dann sollte man den Vorfall medizinisch abklären lassen – und dabei über mögliche Auslöser sprechen. 

Den Auslösern auf die Spur kommen

Unter Verdacht stehen eine Reihe von Ursachen, die jeweils die Durchblutung des Innenohrs behindern und mindern: Stress liegt bei der Suche nach dem Ursprung ganz vorn. Er kann von privaten Streitigkeiten, einem Todesfall in der Familie oder einem übertriebenen Sinn für Perfektion herrühren. Auch über zu viel Zeitdruck oder Ärger mit dem Chef nachzudenken, kann einen auf die richtige Fährte bringen. Außerdem wird Übergewicht als Risiko genannt. Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule können ebenfalls einen Hörsturz begünstigen. Blutdruckschwankungen und Vorerkrankungen wie Diabetes und Schlaganfall können das Innenohr in Mitleidenschaft ziehen. Außerdem kommen Virusinfektionen wie Masern und Mumps oder bakterielle Infektionen, etwa eine Mittelohrentzündung, als Verursacher von Durchblutungsstörungen im Ohr in Frage. Im Austausch mit dem Arzt auf die persönlichen Anlässe zu kommen, ist ein wichtiger Schritt für eine erfolgversprechende Therapie. 

Behandlung frühzeitig beginnen

Ein frühzeitiger Therapiebeginn kann sowohl ein dauerhaft eingeschränktes Hörvermögen verhindern als auch einen Tinnitus. Denn dieses anhaltende Pfeifen oder Schrillen im Ohr gesellt sich leider nicht selten zu einem Hörsturz hinzu. Bei Verdacht auf eine Entzündung als Auslöser werden häufig abschwellende und antientzündliche Kortison-Medikamente verschrieben. Liegen chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Hals-Wirbel-Säulen-Beschwerden vor, können der HNO-Arzt und seine Fachkollegen aus den anderen Disziplinen gemeinsam an der Grundkrankheit und dem Hörsturz arbeiten. 

Alle Patienten müssen zu Ruhe kommen. Berufstätige werden dazu krankgeschrieben, alle anderen Menschen sollten ihre Aktivitäten auf ein gesundes Maß herunterschrauben und sich eine große Portion Erholung gönnen. Zu den Maßnahmen gehört es auch, auf das Rauchen komplett zu verzichten. Unterstützend können hochdosierte Ginkgo-Extrakte während der Hörsturz-Therapie gute Dienste leisten. Denn sie fördern die Durchblutung – auch im Innenohr. Bitte lassen Sie sich dazu in Ihrer Apotheke beraten. 

Wie wirkt Kortison?

Vielen Erkrankten kann mit Kortisongaben geholfen werden. Dabei ist unklar, wie hoch die Medikamente idealerweise dosiert werden sollten. Deshalb starteten Medizinforscher vor einigen Jahren das Projekt HODOKORT. Die Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg koordiniert die Studie gemeinsam mit dem Deutschen Studienzentrum für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DSZ-HNO). An 40 Kliniken und Arztpraxen bundesweit sind die Daten von 312 Patienten erfasst worden. Es geht den Wissenschaftlern und den Fachärzten nicht allein um die notwendige Höhe der Medikamentengabe, sondern auch um die Alternative von Infusionen und Tabletten sowie um Patientensicherheit. Untersucht wird zum Beispiel, wie sich die kortisonhaltigen Medikamente auf Blutzuckerspiegel und Blutdruck auswirken. Aktuelle Informationen im Internet unter hodokort-studie.hno.org.

Quelle: www.ratgebergesund.de

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