Sitz, Platz, Nein – das muss der Welpe lernen

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Sitz, Platz, Nein – das muss der Welpe lernen     

 

Welpen sind so niedlich – man muss die kleinen Kerlchen einfach knuddeln und verwöhnen. Junge Hunde brauchen aber nicht nur Liebe, sondern auch eine konsequente Erziehung. In der Welpenschule werden Weichen fürs Leben gestellt. 

VON ANDREA NEUEN

 

 

Milli ist im Welpenkurs schon ein „alter Hase“. Mit ihren knapp sechs Monaten beherrscht die Mischlingshündin einfache Kommandos wie „Aus“, „Sitz“, und „Komm“ aus dem Effeff. „Bleib“ wird gerade trainiert, und an der Leine zieht die hübsche Hundedame längst nicht mehr. „Mein Hund soll unkompliziert, alltagstauglich und mit Artgenossen verträglich sein“, sagt Thessa Kleimeyer. Milli war zehn Wochen alt, als sie aus dem Tierschutz zu ihrem neuen Frauchen kam – und hatte schon eine lange Reise aus Ungarn hinter sich. „Ein paar Tage habe ich meine kleine Mitbewohnerin in Ruhe gelassen, damit sie sich an die neue Umgebung und an mich gewöhnen konnte“, erinnert sich Thessa. „Aber dann habe ich mit der Erziehung begonnen – schließlich möchte ich, dass mein Hund gehorcht. Wir wollen zusammen Spaß haben, keinen Stress.“  

 

Erfolg mit Konsequenz

Stubenrein werden, auf Hörzeichen reagieren, allein zu Hause bleiben, weder Schuhe zerbeißen noch Tapeten anknabbern, auf der Hundewiese angemessen mit Artgenossen umgehen – vieles müssen Hunde im ersten Lebensjahr lernen. Professionelle Unterstützung bei der anspruchsvollen Erziehung bekommen Herrchen und Frauchen in einer Welpenschule. „Hundeerziehung erfordert Geduld, Konsequenz und viel Einfühlungsvermögen“, weiß Hundetrainer Dirk Lenzen, der im Düsseldorfer Stadtteil Lörick eine Hundeschule und Filmtieragentur betreibt.

 

Auf Lenzens Trainingsgelände am Rhein trifft sich Milli jeden Sonntag zum Spielen und Lernen mit anderen Vierbeinern. Mal toben sechs, mal auch 15 junge Hunde ausgelassen über die große Wiese. Chihuahua Chico ist mit neun Wochen nicht nur der kleinste, sondern auch der jüngste Schüler, die sechs Monate alte Dogge Johnny kommt bald schon in der Pubertät. „Gut fürs Sozialverhalten ist es, wenn Hunde unterschiedlicher Rassen von Anfang an zusammenkommen“, sagt Dirk Lenzen. „Ein guter Trainer sollte die Eigenarten einzelner Rassen berücksichtigen und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der zwei- und vierbeinigen Kursteilnehmer eingehen können.“  

 

Lernen muss der Mensch 

Auch, wenn der Name es nicht unbedingt vermuten lässt: Lernen müssen im Welpenkurs in erster Linie die Menschen – zum Beispiel klare Grenzen zu setzen,  fürs Hundeohr verständliche Hörzeichen zu geben und fair mit ihrem vierbeinigen Freund umzugehen. „Oft neigen wir Menschen dazu, unserem Hund Dinge zu erklären und bilden ellenlange Sätze, die das Tier zwangsläufig missverstehen muss“, erläutert der Trainer. „Deshalb müssen Hundehalter lernen, einfache Kommandos wie ,Sitz‘ und ,Platz‘ zielgerichtet zu geben.“ Unbedingt sollten sie zudem verinnerlichen, dass der Vierbeiner niemals aus Trotz handelt und auch nichts tut, um seine Menschen zu ärgern. „Wer das weiß, wird nicht so schnell wütend werden und das Tier nicht ungerecht behandeln“, so Lenzen. 

 

Probleme, die sich im Alltag mit dem Welpen zeigen, in der Gruppe besprechen und Lösungen aufzeigen – das gehört für den Hundetrainer zu den wichtigsten Inhalten jeder Welpenstunde. Schwierigkeiten gibt es z. B. oft beim Thema allein lassen. Lenzen: „Gut ist es, schon wenige Tagen, nachdem der Welpe eingezogen ist, behutsam mit dem Training zu starten: Dem Hund ,Bleib‘ sagen, das Zimmer verlassen und nach wenigen Minuten zurückkommen, ohne den Vierbeiner übertrieben zu loben oder überschwänglich zu begrüßen.“ Der Zeitraum des Alleinlassens könne dann kontinuierlich gesteigert werden.

 

Nur nicht überfrachten  

Selbstverständlich und ganz natürlich mit dem Hund umgehen, ihm Liebe und Geborgenheit geben, ohne ihn mit Spielzeug, Leckerlis oder verbalem Applaus zu überschütten – der Grat zwischen Verwöhnung und Verziehen, zwischen fordern und überfordern ist oft schmal. „Finden Herrchen und Frauchen aber von Anfang an eine gesunde Balance zwischen Aktivität und Ruhe, zwischen Lob und Korrektur, haben sie besten Chancen, dass aus ihrem Welpen ein toller Kumpel fürs Leben wird“, ist Dirk Lenzen überzeugt.

 

 

5 Tipps für die Welpenerziehung  

14 Tage Ruhe:

Wenn der Welpe in die Familie kommt, muss er sein neues Zuhause  kennenlernen. Günstig deshalb, wenn der Kleine etwa zwei Wochen ausschließlich mit seiner Familie verbringen darf – Besuche bei Freunden und Ausflüge auf die Hundewiese sollten auf später verschoben werden.

 

Name zum Loben:

Ob Paul, Bello oder Rex – mit dem Namen sollte der Hund  gerufen werden, wenn er z. B. gelobt, gestreichelt oder zum Spielen aufgefordert wird. „Den Namen nie mit Schimpfen oder Korrigieren in Verbindung bringen“, rät Hundetrainer Dirk Lenzen.

 

 

Nein und Aus:

Diese beiden Hörzeichen sollte der Welpe zuerst lernen. „Das sind die Bremsen“, erklärt Lenzen anschaulich. „Wenn die funktionieren, kann ich mit meinem Hund auch richtig Gas geben.“   

 

 

Worte statt Leckerli:

Gut gemacht! Fein! Kleine Hunde brauchen viel Lob. „Worte und Gesten sind hier wichtiger als Leckerli“, so der Trainer. „Wer mit Leckerli  übertreibt, riskiert, zum menschlichen Futterautomaten zu werden.“   

  

 

Keine Quietschtiere:

Enten und Bärchen, die Quietschgeräusche machen, mögen spaßig sein, für Hunde sind sie aber kein gutes Spielzeug. „Quietscht ein Hund, bedeutet das: Aufhören“, sagt Lenzen. Für den Welpen das Signal, vom Spielkameraden abzulassen. Quietschspielzeug könne dazu führen, dass der Welpe seine natürliche Hemmung zu beißen verliere.

 

 

 

 

 

 

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – https://leserservice.sud-verlag.dehttps://leserservice.sud-verlag.de