Neues aus der Hundeernährung

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Neues aus der Hundeernährung

 

Wen juckt das schon?

Futtermittelallergien belasten nicht nur zunehmend mehr Hunde, sondern rauben auch deren Besitzer oft den letzten Nerv. Keine Rasse scheint davor gefeit zu sein, und für viele Besitzer bleibt der Satz „Probieren geht über Studieren“ der einzige, lange und steinige Weg, den geliebten Vierbeiner irgendwann beschwerdefrei zu bekommen. „Unsere besten Freunde“ sprach mit der Tierärztin Dr. med vet. Diane Kleinschmidt über die Gründe, und mögliche Wege aus der Allergiefalle.

 

„Unsere besten Freunde“:

Frau Dr. Kleinschmidt, woran liegt es, dass heute immer mehr Hunde mit ihrem Futter nicht mehr zurechtkommen, und auf die tägliche Fütterung mit Allergien reagieren?

 

Dr. Diane Kleinschmidt:

Zunächst einmal muss man festhalten, dass nicht alles, was wie eine Allergie aussieht, auch tatsächlich eine Allergie ist! So wird zum Beispiel juckende Haut oder ein Hautausschlag oftmals von Parasiten verursacht. Auch qualitativ weniger gutes Futter kann Hautirritationen auslösen. Dieses wird zum einen von den Hunden schlecht vertragen, zum anderen enthält es nicht alle essenziellen Nährstoffe, die für ein glänzendes Fell und gesunde Haut benötigt werden. Und es gibt auch Hunde, die bestimmte Inhaltsstoffe nicht vertragen. Die grundsätzliche Frage, ob es heute tatsächlich mehr Hunde mit Futtermittelallergien gibt als noch vor zehn, zwanzig Jahren, ist offen gestanden etwas schwierig zu beantworten. Vielleicht sind auch einfach nur unsere Möglichkeiten in der Diagnostik besser geworden, so dass Unverträglichkeiten besser erkannt werden können.

 

„Unsere besten Freunde“:

Gibt es eigentlich bestimmte Hunderassen, die stärker auf die Inhaltsstoffe ihres Futters reagieren als andere Rassen?

 

Dr. Diane Kleinschmidt:

Durch meine eigene Erfahrung aus zehn Jahren Tierarztpraxis und auch aus Gesprächen mit Kollegen scheinen Rassen wie der Westhighland White Terrier, der Schäferhund sowie die Französische und die Englische Bulldogge eher zu Allergien zu neigen. Wissenschaftliche Studien liegen dazu aber nicht vor. Ein Grund für die erhöhte Sensibilität könnte bei diesen Rassen die besondere Züchtung sein.

Einzig beim Irish Setter ist nachgewiesen, dass einige Zuchtlinien auf Getreide bzw. auf Gluten reagieren. Mein Tipp für Besitzer von Irish Settern dieser Linien: Bieten Sie nur glutenfreies Futter an, das speziell für diese Rasse konzipiert ist. Für die anderen genannten Rassen gilt vorbeugend: Füttern Sie Ihren Hund mit hochwertigem Hauptfutter, das möglichst auf die Bedürfnisse seiner Rasse zugeschnitten ist und nur eine überschaubare Menge an verschiedenen Zutaten enthält. Testen Sie nicht immer wieder neue Sorten, sondern bleiben Sie bei einer, die Ihr Hund gut verträgt.

 

„Unsere besten Freunde“:

Oft passiert es, dass ein Hund lange Jahre sein Futter sehr gut verträgt, um dann im Alter plötzlich allergisch darauf zu reagieren. Woran liegt das?

 

Dr. Diane Kleinschmidt:

Studien zeigen, dass Allergien zumeist im Alter zwischen einem dreiviertel Jahr und zwei Jahren auftreten. Zeigen sich allergieähnliche Symptome bei einem Hund, der älter ist, sollten zunächst einmal andere Ursachen abgeklärt werden. Hat der Hund Durchfall oder Erbrechen, ist dies selten auf eine Allergie zurückzuführen. Vielmehr liegt zunächst einmal eine Kontrolle der Futterqualität nahe. Ist es vielleicht verdorben, weil es verunreinigt oder falsch gelagert wurde und sich ein Milben-befall eingestellt hat? Auch eine Erkrankung des Magen-Darm-Traktes oder eine Infektion im Verdauungssystem kann der Grund sein. Hier sind Ursachen wie bakterielle Diarrhoe, eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse oder Virusinfektionen abzuklären.

 

„Unsere besten Freunde“:

In vielen Hundefuttermitteln finden sich neben Fleisch auch Beimengungen von Getreide. Kein Wolf käme aber auf den Gedanken, Getreidekörner zu fressen, um seinen Hunger zu stillen. Kommt denn ein Hundemagen mit solchen Zusätzen eigentlich zurecht?

 

Dr. Diane Kleinschmidt:

Dieses Vorurteil geistert durch viele Köpfe und wird auch in einschlägigen Medien und Foren gerne diskutiert. Natürlich sind Wölfe – ebenso wie Hunde – Fleischfresser und sollten entsprechend behandelt und gefüttert werden.

Aber auch der Verdauungstrakt eines Wolfes besitzt Enzyme, um Getreide und andere pflanzliche Stoffe zu verdauen. Schließlich nimmt ein Wolf, wenn er in freier Wildbahn seine Beute frisst, dabei auch Getreide auf. Was den Magen-Darm-Trakt des Hundes betrifft, so findet sich dort im Vergleich zum Wolf sogar ein Vielfaches dieser Enzyme. Ein möglicher Grund: Durch die Domestikation an den Menschen hat sich der Hund auch ein Stück weit an die menschliche Ernährung angepasst. Schließlich wurden Haus- und Hof-hunde lange Zeit mit Tischresten gefüttert, die ja nun auch Getreide und pflanzliche Bestandteile enthalten.

 

„Unsere besten Freunde“:

Gibt es bei der Suche nach dem richtigen Futter möglicherweise einen „Königsweg“, um unnötiges Herumprobieren zu vermeiden?

 

Dr. Diane Kleinschmidt:

Zuallererst muss ich die grundlegenden Fragen klären, also wie alt ist mein Hund und welche Größe hat er. Es liegt auf der Hand, dass ich einen Chihuahua anders als eine Dogge und einen Welpen anders als einen Seniorenhund ernähren muss. Zudem sollte ich die Rasse meines Hundes beachten. So neigen manche Rassen beispielsweise zu einem empfindlichen Verdauungstrakt oder zu sensibler Haut. Wenn ich dies weiß, kann ich gegebenenfalls von Anfang an ein entsprechend konzipiertes Futter nehmen und vorbeugend handeln. Last but not least stellt sich noch die Frage, was der Hund den ganzen Tag macht. Ist er zum Beispiel ein Arbeitshund oder trainiert er für ein Agility-Turnier? Oder ist meine Hündin trächtig bzw. laktierend? In solchen Fällen unterscheidet sich der Nährstoffbedarf selbstverständlich deutlich von dem eines Hundes, der täglich nur seine Gassirunden geht, und ansonsten ein eher ruhiges Leben führt.

 

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern