Unnötige Krämpfe stoppen

druckendruckenvorlesen vorlesen

Unnötige Kämpfe stoppen

Akupunktur bei Autoimmunerkrankungen

Wenn das Immunsystem über die Stränge schlägt, sind Balancen im Körper gestört. Akupunktur kann die innere Ordnung wiederherstellen.

 

Heilpraktikerin Anja Hein möchte nicht einfach Symptome be­han­deln. Sie möchte mit Aku­punk­tur grundlegende Störungen im Körper auflösen. „Durch die Impulse kann sich der Körper selbst regulieren und wieder in seine Balance finden“, sagt sie. In ihrer Akupunkturpraxis behandelt sie unter anderem Menschen mit Rheuma, Psoriasis und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.

 

Wie stuft die Traditionelle Chinesische Medizin Autoimmunerkrankungen ein?

In der TCM gibt es diese Klassifikation nicht. Ausschlaggebend für die Beschwerden sind Disharmonien im Körper. Eine Schwäche, die der Körper nicht mehr kompensieren kann. Die zwei Kräfte Yin und Yang stehen idealerweise im Gleichgewicht. Bei einem Yang-Exzess, wie er bei Autoimmungeschehen auftritt, ist die Yin-Schwäche zu groß, als dass sie das Yang halten könnte. Yang steht für Hitze und äußert sich in Entzündungsprozessen, die bei Autoimmunerkrankungen typisch sind.

 

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) strebt die Balance zweier entgegengesetzter Kräfte an: Yin und Yang. Dabei schließen sie sich nicht aus, sondern ergänzen einander – eines ist ohne das andere nicht denkbar. Yin steht für Weiblich, Leere, Innen und Kälte. Yang für Männlich, Fülle, Außen und Hitze.

 

Wie sieht die Behandlung aus?

Ich baue mithilfe der Ohr- und Körperakupunktur die Kraft des Yin auf und kühle die Hitze in den betroffenen Organsystemen. Tonisieren heißt das in der TCM. Je nachdem, wo die Beschwerden auftreten, stärke ich gezielt diesen Bereich, bei Morbus Crohn ist das etwa die Körpermitte, bei rheumatischen Krankheiten die Gelenke. Die Akupunktur bringt außerdem Ruhe in den Organismus, lindert Entzündungen und Schmerzen.

 

Ist Akupunktur bei akuten Schüben sinnvoll?

Als Auslöser eines Schubs gelten laut TCM äußere und innere Winde. Äußerer Wind ist mit dem vergleichbar, was wir wortwörtlich darunter verstehen: Kälte und ungünstige Bedingungen, die unsere Abwehr schwächen. Innerer Wind entsteht durch Stress und psychische Anspannung. Die Behandlung im Akutfall ist sinnvoll, um das Immunsystem zu stärken und Stress abzubauen. Im Ohr gibt es einen Kortisonpunkt, der bei Stimulation körpereigene kortisonähnliche Wirkstoffe freisetzt. Regelmäßige Akupunktur in ruhigeren Phasen nach einem Schub kann präventiv wirken, kommende Schübe verzögern und deren Intensität herabsetzen. Ich kann jeweils sehen, welche Effekte die letzte Behandlung hatte und das Immunsystem kontinuierlich aufbauen.

 

Sind akute Hautschäden ein Problem?

Nein. Natürlich steche ich in aktuell entzündete Stellen nicht hinein. Es bleiben genug andere Akupunkturpunkte, die ich nutzen kann. Bei den meisten chronischen Hauterkrankungen ist das Ohr nicht betroffen, hier gibt es immer Möglichkeiten. Gerade bei chronischen Hautproblemen kann ich gut spezielle Haut-Punkte nadeln.

 

Inwieweit arbeiten Sie mit der Schulmedizin zusammen?

Ich sehe die Akupunktur unbedingt ergänzend zur Schulmedizin. Wenn Organe wie Darm, Schilddrüse oder die Nerven betroffen sind, bildet die klassische Behandlung die Basis der Therapie. Akupunktur kann viel bewirken – ergänzend zur Standardtherapie oder wenn klassische Methoden nicht anschlagen. Manchmal hilft Akupunktur, die Medikamentendosis zu reduzieren.

 

Was empfehlen Sie ergänzend zur Akupunktur?

In der TCM spielt die Ernährung eine große Rolle. Bei Autoimmunerkrankungen empfehle ich möglichst warme Mahlzeiten sowie nährenden Reis. Erhitzende Gewürze wie Chili, Ingwer und Knoblauch dagegen bitte weglassen. Außerdem rate ich, auf Schweinefleisch und Milchprodukte zu verzichten.

 

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – https://leserservice.sud-verlag.dehttps://leserservice.sud-verlag.de