Kopfschmerzen: (K)eine Frage der Hormone

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Kopfschmerzen sind Frauensache, behauptet der Volksmund. Tatsächlich leidet das „schwache Geschlecht“ häufiger und stärker unter einem Brummschädel.   

Frauen fordern zu Recht Gleichstellung in allen gesellschaftlichen Belangen – in der Medizin macht eine Gleichbehandlung aber nicht immer Sinn. „In der Kopfschmerzforschung gewinnt die Untersuchung geschlechterspezifischer Unterschiede immer mehr an Bedeutung“, sagt Dr. Anita Lechner von der Medizinischen Universität Graz. Fakt ist: Frauen leiden generell häufiger unter primären Kopfschmerzarten wie Spannungskopfschmerz und Migräne. „Etwa 18 Prozent der Frauen werden von Migräne heimgesucht, aber nur sechs Prozent der Männer“, so Lechner. Bei Spannungskopfschmerzen sieht das ähnlich aus: Etwa 70 Prozent der Bevölkerung haben innerhalb eines Jahres damit zu kämpfen, Frauen häufiger als Männer.

Studien legen nahe, dass Frauen generell stärkere Schmerzen, eine niedrigere Schmerzschwelle sowie eine geringere Schmerztoleranz haben. Anders ausgedrückt: Frauen verspüren Schmerzen stärker, eher und sie machen ihnen mehr zu schaffen – das gilt auch für Kopfweh und Migräne.

Migräne – eine Frauenkrankheit?

„Migräne wird vielfach in Zusammenhang mit der Menstruation gesehen und als ‚Frauenkrankheit’ aufgefasst“, erläutert Lechner. Tatsächlich scheinen Frauen vor dem Einsetzen der Periode besonders sensibel für Migräneattacken zu sein. Obgleich der genaue ursächliche Zusammenhang hierfür noch nicht bekannt ist, geht man davon aus, dass der Abfall des Östrogenspiegels eine Rolle spielt.

Nach einer erfolgreich behandelten Attacke haben Frauen zudem ein größeres Risiko, einen Wiederkehrkopfschmerz zu erleiden, da die Attacke über mehrere Tage andauern kann, die Wirkung des Medikaments aber nicht. Umso wichtiger ist es, im Akutfall ein Kopfschmerzmittel zur Hand zu haben, das in der richtigen Dosierung zum richtigen Zeitpunkt die richtige Wahl ist. „Grundsätzlich unterscheiden sich die therapeutischen Maßnahmen zwischen Frauen und Männern nicht“, erklärt die Ärztin. „Bei Frauen erfordert aber die Behandlung und Vorbeugung der menstruell gebundenen Migräneanfälle spezifische zusätzliche Maßnahmen.“

Therapie nach Maß

Während sich leichtere Spannungskopfschmerzen oft gut durch frische Luft, Bewegung, Entspannungsmaßnahmen oder sanfte Schläfenmassagen mit Minzöl (Apotheke) lindern lassen, ist bei stärkeren Kopfschmerzen und Migräne der Griff zum Schmerzmittel oft unerlässlich.

Bewährt hat sich die Dreierkombination aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Koffein – sowohl bei Spannungskopfschmerzen als auch bei Migräne. Sie wird auch von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft als ein Mittel der ersten Wahl empfohlen. Einzelsubstanzen wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen können bei Kopfschmerzen ebenfalls wirksam helfen. Bei akuten Migräneattacken lindern Triptane den Schmerz und auch Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Überempfindlichkeit gegen Licht und Lärm. Diese Mittel dürfen jedoch nur bei einer diagnostizierten Migräne eingenommen werden. Was bei der Einnahme und Dosierung einzelner Präparate zu beachten ist, weiß der Apotheker.

„Stress aufgrund hoher Arbeitsbelastung und unregelmäßiger Lebensführung ist einer der wichtigsten Auslöser von Migräne. Zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr leiden Frauen am häufigsten Migräne unter Migräne – und das ist auch der Lebensabschnitt, der vielfach mit einer besonders hohen Anforderung durch Doppelbelastung in Beruf und Familie einhergeht.“

Dr. Anita Lechner, Oberärztin an der Medizinischen Universität Graz   

Quelle: www.ratgebergesund.de

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