Schnarchen stoppen

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Unter nächtlichem Schnarchen kann die Schlafqualität leiden. Gefährlich wird’s, wenn dabei die Luft wegbleibt. Was hilft wirklich gegen lautes Sägen und Atemaussetzer?

Männer tun es häufiger als Frauen, Ältere öfter als Junge, Mollige eher als Schlanke: Sie sägen nachts im Schlaf ganze Wälder ab, stören dabei die Nachtruhe ihres Bettnachbarn und setzen mitunter sogar den Beziehungsfrieden aufs Spiel. Natürlich nicht absichtlich, meist nicht einmal bewusst. Denn der Schnarcher selbst bekommt oft gar nichts mit von seinem nächtlichen Konzert.

Ursachen fürs Schnarchen gibt es viele. Eine davon ist eine behinderte Nasenatmung, etwa durch eine Allergie, Erkältung oder enge Nasenklappen. Übergewicht, Alkohol, Schlaftabletten und Liegen auf dem Rücken können die störenden Atemgeräusche begünstigen.

Bedenkliche Aussetzer 

Während »gewöhnliches«, gleichmäßiges Schnarchen zwar lästig, aber in der Regel kein Grund zur Sorge ist, können besonders laute, unregelmäßige Geräusche auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen: Schlafapnoe nennen Mediziner das Phänomen, bei dem die Regulation der Atmung gestört ist. Im Schlaf kommt es mehrmals pro Stunde zu zehn bis 90 Sekunden langen Atem-aussetzern. Das passiert, wenn die Rachenmuskulatur im Schlaf erschlafft, die Zunge zurückfällt und die Atemwege zeitweise verschließt. Das Fatale: Dass ihnen nachts immer wieder die Luft wegbleibt, bemerken viele Betroffene nicht.

Doch unbemerkt beeinträchtigt die Schlafapnoe die Nachtruhe enorm, führt zu Tagesmüdigkeit und Konzentrationsproblemen. Und das ist nicht alles. »Die häufigen Atemaussetzer gefährden auf Dauer die Gesundheit, weil sie eine gleichmäßige Versorgung des Körpers mit Sauerstoff verhindern«, erklärt Privatdozent Dr. Armin Steffen vom Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. Bekannt ist, dass eine Schlafapnoe Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt und das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt erhöht. Die ständige Störung des erholsamen Schlafs lässt außerdem Stresshormone im Blut ansteigen. Das treibt den Blutzucker in die Höhe und erhöht das Diabetes-Risiko.

Freiheit für die Atemwege 

Um gefährliche Folgen zu verhindern, muss eine Schlafapnoe behandelt werden. Goldstandard ist die Therapie mit einer speziellen Atemmaske, im Fachjargon CPAP-Beatmung genannt. Das Prinzip: Die Maske, die nachts getragen wird, erzeugt einen leichten Überdruck, der die Atemwege freihält. Bei den meisten Schnarchern führt die Behandlung zum Erfolg. Aber nicht bei allen. Dann müssen Ärzte über alternative Therapieoptionen nachdenken. Eine davon: ein sogenannter Zungenschrittmacher.

Die Zunge überlisten

Bei diesem noch recht jungen Verfahren wird ein kleines Implantat unter dem Brustmuskel eingesetzt. Angepasst an die Atemtätigkeit gibt es eine milde Stimulation an die Muskeln der oberen Atemwege ab und hält sie während des Schlafs offen. »Die Patienten schalten den Zungenschrittmacher abends vor dem Schlafengehen ein und morgens wieder aus«, so Dr. Steffen anlässlich der diesjährigen Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC).

Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass sich das Implantat auch günstig auf die Blutzuckerwerte und das Essverhalten auswirken kann. »Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Zungenschrittmacher hilft, den Zuckerhaushalt zu stabilisieren«, erläutert der HNO-Arzt.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern

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