Putzige Pillen Was können Zahnpflegetabs?

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Zahncreme ist out, die Fangemeinde von wasserfreien Zahnpflegeprodukten wächst. Sind die besser? Unsere Apotheken-Expertin gibt Antworten.

Wie funktioniert das Putzen mit den Tabletten?

Silke Megens: In den Mund stecken, zerbeißen und losschrubben. Wasser brauchen Sie nicht, der Speichel beim Kauen reicht aus, um den Tab aufzulösen. In Kombination mit den Putzbewegungen der Zahnbürste entsteht Schaum. Anschließend spucken Sie den Schaum wie gewohnt aus.

Was ist drin, damit die Zähne sauber werden?

Silke Megens: Die meisten Zahnpflegetabletten bestehen hauptsächlich aus natürlichen Zutaten wie Heilerde, Kohle oder Natron. Einige Tabs enthalten als Putzstoff Kieselerde oder Zellulose, also Pflanzenfasern. Diese sollen Bakterien und Ablagerungen besonders gut von den Zähnen entfernen und eine Art Poliereffekt haben. Ätherische Öle und Gewürze wirken antibakteriell und sorgen für das frische Gefühl im Mund.

Wirken sie genauso gut gegen Karies?

Silke Megens: Welche vorbeugenden Wirkungen Zahntabs besitzen, hängt von den Inhaltsstoffen ab. Ich empfehle fluoridhaltige Produkte für die Remineralisation der Zähne, Fluorid ist ein wichtiger Bestandteil der Kariesprophylaxe. Der Fluoridgehalt der Tabletten entspricht in etwa dem einer normalen Zahnpasta. Eine klinische Studie der Universität Witten/Herdecke bescheinigt Zahnputztabletten eine ebenso effektive Zahnreinigung wie Zahnpasta.

Kommen die Tabs mit weniger Zusatzstoffen aus?

Silke Megens: Weil sie kein Wasser enthalten, das dauerhaft im Produkt gebunden werden muss, können Hersteller von Zahnputztabletten auf Emulgatoren, Feuchthaltemittel und Konsistenzgeber verzichten. Auch Konservierungsstoffe und Keimhemmer sind überflüssig, denn die trockene Substanz bietet Mikroorganismen erst gar keine Lebensgrundlage. Trotzdem sind sie sehr lange haltbar, auch Wirkstoffe wie Fluorid halten sich in Tabletten deutlich länger als in der Tube. Entsprechend kommen Tabs meist mit deutlich weniger Zutaten aus als Zahncreme. Hilfsmittel wie Tenside für mehr Schaum, Farbstoffe, Süßungsmittel und Aromen können sie aber auch enthalten, hier hilft ein genauer Blick auf die Inhaltsstoffe.

Wofür sind die Tabs besonders geeignet?

Silke Megens: Besonders praktisch sind sie unterwegs oder im Urlaub, wenn kein oder kein sauberes Wasser vorhanden ist. Selbst ohne Zahnbürste erreicht das Zerkauen einen Reinigungseffekt zwischendurch. Die Tabletten sind klein und leicht und dürfen, weil sie keine Flüssigkeit darstellen, im Flieger problemlos mit ins Handgepäck.

Gibt es auch Nachteile?

Silke Megens: Menschen, die an Mundtrockenheit leiden und wenig Speichel produzieren, fällt es manchmal schwer, die trockene Tablette im Mund zu einer brauchbaren Paste zu zerkauen. Nachteil Nummer zwei: Ihre trockene Konsistenz in Verbindung mit dem Verzicht auf Haltbarmachung ist gleichzeitig ihre Schwachstelle. Sobald sie Feuchtigkeit abbekommen, werden die Tabletten weich und können schnell verderben. Achten Sie daher darauf, die Tabletten nur mit frisch gewaschenen, abgetrockneten Händen zu entnehmen und den Behälter immer gut zu verschließen. Zudem sind Zahnputztabletten im Vergleich zu einer herkömmlichen Zahnpasta deutlich teurer.

Soll ich meine Zahnpasta durch Tabs ersetzen?

Silke Megens: Womit Sie Zähne putzen, ist eher nebensächlich. Hauptsache: Sie putzen. Ohne Disziplin, die richtige Putztechnik und eine regelmäßig ausgetauschte Zahnbürste geht es auch mit den Tabletten nicht. Ich bin übrigens ein Fan von Zahnbürsten aus nachwachsenden Rohstoffen. Deren Stiele sind aus Bambus, Buchenholz oder Weizenstroh, die Borsten aus kunststofffreiem Nylon, Bambus-Viskose oder Rizinusöl.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern

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