Der guckt ja so süß!

druckendruckenvorlesen vorlesen

Einem Hund mit treuem Augenaufschlag etwas zu verweigern, ist nahezu unmöglich. Aber woher haben die Tiere diesen Trick eigentlich?

Ein trauriger Blick aus großen Hundeaugen – und schon ist das Pfützchen auf dem Badvorleger oder das stibitzte Essen vom Frühstückstisch vergessen. Wissenschaftlern der University of Portsmouth schwant, dass hinter diesem Verhalten offenbar Methode steckt. Sie vermuten, dass die Fähigkeit von Hunden, traurig dreinblicken zu können, offenbar ein Überlebensvorteil ist. Ihnen fiel bei einer vergleichenden Studie der Gesichtsanatomie von Hunden und Wölfen ein wichtiger Unterschied auf: Wölfen fehlt ein bestimmter Gesichtsmuskel, mit dem Hunde ihre Augenbrauen anheben können. Damit wirken ihre Augen größer und ihr Gesichtsausdruck kindlich-traurig.

Wie ein trauriges Kind

Schauen sich Hund und Mensch in die Augen, führt das bei beiden zu einer Ausschüttung des als „Kuschelhormon“ bekannten Botenstoffs Oxitocin – ähnlich wie bei Müttern, die ihren Kindern in die Augen schauen. Blicken wir dagegen einem Wolf ins Gesicht, ist wohl den meisten von uns zu allem anderen als zum Kuscheln zumute. Der Trick, der hinter dem treuen, alles verzeihenden Dackelblick unserer Vierbeiner steckt, ist folgender: Kommunizieren wir mit einem Menschen – oder mit einem Tier –, gilt unsere besondere Aufmerksamkeit seiner oberen Gesichtspartie. Reagiert ein Hund auf uns mit dem Hochziehen seiner Augenbraue, bekommt sein Gesicht eben jenen kindlich-traurigen Ausdruck, der sofort unsere Oxitocin-Produktion ankurbelt und uns zärtlich stimmt.

Angezüchteter Trick

Das hatte für die Domestizierung der Hunde Folgen. Denn bei der Zuchtauswahl haben sich unsere Vorfahren – bewusst oder unbewusst – stets für diejenigen Tiere entschieden, die die Fähigkeit hatten, entwaffnend-niedlich dreinschauen zu können. Somit ist letztendlich der Mensch dafür verantwortlich, dass unsere Vierbeiner ihren treuen Hundeblick schamlos dazu nutzen, so ziemlich jede ihrer Kapriolen verzeihen zu lassen.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern

Bildnachweis: ©Erik Lam – stock.adobe.com