Das Wechselspiel von Seele und Zähnen

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Seelische Belastungen können Auswirkungen auf den Körper und die Zähne haben und umgekehrt genauso. Das zeigt uns schon die symbolische Sprache: Stress im Beruf und Privatleben, Kummer und Sorgen führen manchmal dazu, dass wir „die Zähne zusammenbeißen“ oder etwas „verbissen angehen“. Der Körper reagiert dann mit Symptomen, die zunächst nicht zu erklären sind. Manche Zahnprobleme sind daher nicht rein körperlicher Natur, sondern auch psychosomatisch bedingt. Ebenso wirken der Körper und die Zähne auf die Seele ein. Bei Zahnproblemen leidet schließlich das allgemeine Wohlbefinden. Hingegen lächelt man mit gepflegten Zähnen lieber und fühlt sich allgemein wohler

Zähneknirschen (Bruxismus)

Somit entstehen Zahnschmerzen meist nicht nur allein aus mangelnder Mundhygiene, sondern oft ebenfalls durch unbewusstes Zähneknirschen (Bruxismus), das enormen Druck auf Zähne, Zahnwurzeln und Kiefer ausüben kann. Die Zahnsubstanz wird dabei regelrecht abgeschmirgelt, Risse im Zahnschmelz können entstehen. Ursachen für Zähneknirschen können ein fehlerhafter Zusammenbiss zwischen Ober- und Unterkiefer, zu hoher Zahnersatz, aber auch Stress oder seelische Belastung sein. Oft wirken hierbei mehrere Faktoren zusammen. Eine Aufbissschiene (Knirscherschiene) kann die zahnmedizinischen Folgen verhindern. Doch sollten Betroffene ebenso Stress reduzieren und seelische Ursachen nicht außer Acht lassen, damit sich die innere Unruhe bessert. Entspannungsübungen können dabei helfen. 

Probleme mit Zahnersatz und Prothesen

Belastende Lebenssituationen können die Gewöhnung an neuen Zahnersatz beeinträchtigen, obwohl dieser einwandfrei sitzt. Auch Prothesen können selbst nach Monaten der Eingewöhnung noch Beschwerden verursachen, wenn innere Blockaden gegen die Prothese bestehen. Diese gilt es zu erkennen und zu lösen. In manchen Fällen kann statt einer herausnehmbaren Lösung, auch ein festsitzender Zahnersatz (Implantate, festsitzende Brücke) helfen, sich weniger alt oder gebrechlich zu fühlen. 

Angst vor der Zahnbehandlung

Bei nicht wenigen Patienten ist die Angst vor dem Zahnarzt so groß, dass sie nur in absoluten Notfällen oder gar nicht in die Zahnarztpraxis gehen. Die Probleme im Mundbereich werden dadurch immer größer, bis hin zum Zahnverlust. Eine Behandlung mit Lachgas oder auch mit einer Vollnarkose können dem Patienten helfen, die Angst vor der Behandlung zu überwinden. Sind traumatische Erfahrungen die Ursache, kann auch eine psychotherapeutische Vorbehandlung sinnvoll sein. 

Patientenberatungsstelle „Seele und Zähne“

So gibt es in Berlin bereits seit über zehn Jahren die bundesweit erste Patientenberatungsstelle „Seele und Zähne“. Sie beschäftigt sich mit den Zusammenhängen und Wechselwirkungen von seelischen Belastungen und Zahnproblemen. Die gemeinsame Initiative der Psychotherapeutenkammer Berlin und der Zahnärztekammer Berlin bietet kostenlose Beratungen für Betroffene an. 

In manchen Fällen ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit sinnvoll, um psychische Ursachen für Zahnerkrankungen zu erkennen und entsprechende Lösungswege zu entwickeln. 

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