Was der Seele aus dem Dunkeln hilft

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Gemeinsam aus dem Seelentief: Wenn Depressionen einen geliebten Menschen völlig verändern und einen dunklen Schatten auf das Leben werfen, leiden Angehörige mit. Doch gerade jetzt werden sie gebraucht – und sind nicht selten selbst auf Hilfe angewiesen.

Niedergeschlagenheit, Freud- und Lustlosigkeit: Wohl jeder Mensch kennt graue Tage, an denen er sich am liebsten unter der Bettdecke verkriechen würde. Kleine Seelenkrisen und Gemütsschwankungen gehören zum Leben. Oft treten Verstimmungen in extrem stressigen Zeiten auf, werden durch Ärger im Job, private Sorgen oder durch ein trauriges Ereignis ausgelöst. Zum Glück vergeht die Trübsal meist innerhalb einer gewissen Zeit wieder von allein. 

Hellhörig werden 

Doch leider nicht immer. Bei manchen Menschen schleichen sich Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und innere Leere dauerhaft ins Leben, und ihnen fällt es zunehmend schwer, den Alltag zu bewältigen. Angehörige merken oft zuerst, dass etwas nicht stimmt. Da fällt beispielsweise auf, dass der sonst so schwungvolle Ehemann plötzlich keine Lust mehr auf Aktivitäten hat, oft abwesend und niedergeschlagen wirkt. Oder dass die eigentlich lebensfrohe Mutter auf einmal von innerer Leere und Schuldgefühlen gepeinigt wird, schlecht schläft und sich nicht gut konzentrieren kann … 

Derartige Warnsignale sollten Angehörige unbedingt ernst nehmen: Verstimmungen, die länger als zwei Wochen anhalten oder im Laufe der Zeit immer wieder auftreten, können auf eine Depression hinweisen. Und dabei handelt es sich nicht etwa um harmlosen Seelenkummer, sondern um eine ernsthafte Erkrankung.  

Profis einschalten 

Betroffene brauchen die Unterstützung ihrer Angehörigen, um wieder gesund zu werden – und sie brauchen professionelle Hilfe. Das ist bei psychischen Leiden wie Depressionen nicht anders als bei organischen Erkrankungen! Unerlässlich ist es, schnellstmöglich medizinischen Rat einzuholen. Angehörige sollten hier die Initiative ergreifen und einen Arzttermin vereinbaren, raten die Experten der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Denn oft halten Betroffene selbst den Arztbesuch nicht für erforderlich oder es fehlt ihnen die Kraft, um sich in die Praxis zu begeben.  

Die wohl wichtigste Botschaft für Menschen mit Depressionen und ihre Familien lautet: Die Krankheit ist gut behandelbar, je früher, desto besser. Eine Psychotherapie und maßgeschneiderte Medikamente gehören häufig zum Therapiekonzept, bei leichteren depressiven Verstimmungen kommen auch pflanzliche Arzneimittel wie Johanniskrautextrakte (siehe Kasten) zum Einsatz. 

Geduldig bleiben 

Natürlich vergehen Depressionen nicht von heute auf morgen. Oft ist der Weg auf dem Seelentief lang und steinig – und erfordert von Angehörigen viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Wichtig ist es, den Erkrankten ernst zu nehmen, ihm Gespräche anzubieten und Verständnis für seine Situation zu zeigen. Was Familie und Freunde besser nicht tun sollten ist, dem psychisch Erkrankten gute Ratschläge zu geben, die er nicht umsetzen kann. Hinweise wie: „Reiß dich doch zusammen!“ oder „Unternimm einfach mal was!“ mögen gut gemeint sein, setzen einen depressiven Menschen womöglich aber noch mehr unter Druck und verstärken seine Schuldgefühle. 

Familienmitglieder und enge Freunde, die gut über die Krankheit und die damit verbundenen Wesensveränderungen Bescheid wissen, können sich oft besser in den Betroffenen hineinversetzen und souveräner mit der belastenden Situation umgehen. Informiert sein sollten Angehörige auch darüber, wie sie in Extremsituationen die Nerven behalten und richtig reagieren, etwa dann, wenn der depressive Partner Selbstmordgedanken hat.   

Professionelle Hilfe suchen 

Einen depressiven Angehörigen einfühlsam zu begleiten, ist ein Kraftakt. Nicht selten geraten Helfer dabei an ihre seelischen und körperlichen Grenzen. Vorbeugen kann, wer frühzeitig selbst psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nimmt. Auch der Austausch mit anderen Angehörigen in einer Selbsthilfegruppe und Gespräche mit Freunden können enorm entlasten.  

Wichtig ist es zudem, dass Angehörige auch an sich denken. Jeder Mensch braucht Auszeiten, um auf andere Gedanken zu kommen und die Akkus aufzuladen. Freunde treffen, durch den Winterwald wandern, ins Kino gehen, sich einen Tag in der Wellnessoase verwöhnen lassen: Zeit für sich einzuplanen und schöne Momente zu genießen, das ist nicht egoistisch, sondern notwendig, um die eigenen Ressourcen zu schonen und so auch den depressiven Angehörigen bestmöglich unterstützen zu können.   

Johanniskraut für die Seele

Bei leichten und mittelschweren Depressionen können Arzneimittel mit hochdosiertem Johanniskrautextrakt hilfreich sein. Ob diese pflanzlichen Stimmungsaufheller im Einzelfall infrage kommen, sollte ein Arzt entscheiden, der diese dann auch verordnen kann. Manche Präparate sind freiverkäuflich in der Apotheke erhältlich. Dort erklärt man Ihnen gern, was bei der Einnahme zu berücksichtigen ist.

Quelle: www.ratgebergesund.de

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