Heilpflanzen in der Homöopathie
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Globuli – mehr als nur Zuckerkügelchen. Die Basis bilden meist Blätter, Blüten und auch Wurzeln. Welche Kräuterkräfte stecken in den kleinen weißen Perlen?
Manche blühen wunderschön, andere sind unscheinbare Wald- und Wiesengewächse. Einige sind sogar giftig – jedenfalls in ihrer reinen Form. Die unterschiedlichsten Pflanzen kommen in der Homöopathie zum Einsatz und dienen als wichtigste Grundlagen. In einem speziellen Aufbereitungsverfahren nach den Richtlinien des Homöopathischen Arzneibuches (HAB) werden die pflanzlichen Inhaltsstoffe erst gelöst, dann stark verdünnt und zum Schluss auf Milchzucker-Kügelchen als Trägersubstanz gegeben. Auf diese Weise entstehen Globuli, die bekannteste Darreichungsform homöopathischer Arzneimittel. An ihnen haftet sozusagen das Urprinzip jener Pflanze, die ihnen zugrunde liegt. Jegliche Giftigkeit, die im Rohzustand eventuell vorhanden war, hat sich nach der homöopathischen Verarbeitung zum Heilmittel gewandelt.
Ähnliches mit Ähnlichem behandeln
Und so funktioniert die Homöopathie: Um ganz bestimmte Beschwerden zu lindern, wählen Schulmediziner*innen mit Zusatzausbildung oder auch Heilpraktiker*innen genau das Mittel aus, das bei gesunden Menschen eben zu jenen Symptomen führen würde. Man sagt: Ähnliches wird mit Ähnlichem behandelt. Kranke erhalten so einen Impuls, der ihre Selbstheilungskräfte anregen soll. Ein Beispiel: Eine Brennnessel löst bei Kontakt Juckreiz und Quaddeln aus. Patient*innen mit einem krankhaften Hautausschlag und Bläschenbildung wiederum können Globuli auf Basis der piksenden Brennnessel die gewünschte Linderung bringen. Nach diesem Prinzip sind übrigens alle homöopathischen Mittel aufgebaut. Die wichtigsten „grünen Globuli“ stellen wir Ihnen hier einmal vor.
Aconitum
Aconitum stammt vom Blauen Eisenhut [Aconitum napellus], der giftigsten Pflanze Europas. In der Homöopathie gilt es als eines der stärksten Mittel und wird bei Beschwerden eingesetzt, die plötzlich auftreten und heftig beginnen: Schockzustände und Panikattacken, Aufregung und Lampenfieber, Erkältungskrankheiten im Anfangsstadium sowie nervöse Einschlafstörungen.
Arnica
Arnica ist das Homöopathikum aus der geschützten, gelbblühenden Alpenpflanze Arnika [Arnica montana]. Es ist das Mittel der Wahl bei stumpfen Verletzungen, Prellungen, Quetschungen und Verstauchungen. Auch gut bei rheumatischen Muskel- und Gelenkbeschwerden. Nach einer Zahnbehandlung können Arnica-Globuli die Schmerzen und Schwellungen nehmen.
Belladonna
Belladonna ist das Homöopathikum der ursprünglich giftigen Tollkirsche [Atropa belladonna]. In der aufbereiteten Form gilt Belladonna als Universalmittel etwa bei krampfartigen Schmerzen im Magen-Darm-Bereich, bei stressbedingten Kopfschmerzen und bei trockenem Reizhusten. Auch hilfreich bei Entzündungen und den ersten Anzeichen eines grippalen Infektes. Nur kurzzeitig einnehmen. Sollten sich die Symptome in den ersten Tagen der Einnahme verschlimmern, dann lieber absetzen.
Chamomilla
Chamomilla kommt von der Echten Kamille [Matricaria chamomilla], die auch in der Pflanzenmedizin gerne eingesetzt wird. Chamomilla dient dazu, Schmerzen aller Art zu lindern: Menstruationskrämpfe bei Frauen, Zahnungsbeschwerden bei Kindern, Drei-Monats-Koliken bei Babys, Rheuma in jedem Alter. Bei Stress, Schlafstörungen und gereizter Stimmung soll Chamomilla beruhigend wirken.
Gelsemium
Gelsemium gilt als Beruhigungsmittel, wenn Ängste und Aufregung an den Nerven zerren. Es stammt vom an sich giftigen Gelben Jasmin, auch Carolina-Jasmin [Gelsemium sempervirens] genannt. In homöopathischer Form wird es auch bei Kopfschmerzen und Migräne empfohlen. Vor allem Menschen, die sich sehr erschöpft fühlen – körperlich, geistig und seelisch –, können davon profitieren.
Pulsatilla
Pulsatilla nennt sich die verdünnte und potenzierte Variante der giftigen Küchenschelle [Pulsatilla vulgaris]. Sie ist das Frauenmittel in der Homöopathie, weil sie Beschwerden des prämenstruellen Syndroms (PMS) und während der Wechseljahre lindern kann, insbesondere auf der seelischen Ebene und zur Stärkung des Nervensystems. Pulsatilla hat als Pflanze herabhängende Blütenköpfchen. Man sagt ihr eine stimmungsaufhellende Wirkung nach.
Rhus toxicodendron
Rhus toxicodendron, auch als Giftsumach oder Giftefeu bekannt, ist ein häufig verwendetes homöopathisches Arzneimittel und soll bei Muskel- und Gelenkschmerzen, verursacht durch Überanstrengung, helfen. Rhus toxicodendron gehört also in jede Sporttasche. Übrigens: Berührt man die Pflanze, kann es leicht zu Hautausschlag kommen. Nach dem Ähnlichkeitsprinzip empfiehlt sich das Mittel daher auch bei Herpes mit Bläschenbildung. Einfach mal ausprobieren.
Für die Herstellung homöopathischer Arzneimittel stehen rund 2.500 Ausgangsstoffe zur Verfügung. Häufig sind es Mineralien und Metalle, manchmal sind sie tierischen Ursprungs oder stammen aus Pilzen. Meistens aber kommen Pflanzen zum Einsatz.
Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de
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