Krank zur Arbeit? Lieber nicht!

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Viele Menschen gehen trotz einer Erkrankung zur Arbeit. Sie tun sich selbst damit keinen Gefallen – und ihrem Arbeitgeber auch nicht.

In seinem Stück „Der eingebildete Kranke“ verspottet der französische Dramatiker Molière einen Mann, der sich mit Pillen und Mittelchen vollstopft, obwohl er eigentlich kerngesund ist. Die Uraufführung fand am 10. Februar 1673 statt, der Verfasser selbst hatte die Hauptrolle übernommen. Würde heute ein Autor mit einem brandaktuellen Stoff bei Molière anknüpfen wollen – das neue Stück könnte „Der eingebildete Gesunde“ heißen. Statt einer Komödie könnte es allerdings ebenso gut eine Tragödie sein.

Denn auch wenn es immer noch genug Menschen gibt, die sich ihre Krankheit nur einbilden: Weit zahlreicher sind die Kranken, die so tun, als seien sie gesund. In einer Untersuchung für die Techniker Krankenkasse (TK) gaben kürzlich zwei Drittel aller Befragten an, sie seien schon krank in den Betrieb oder ins Büro gegangen. Warum handeln Menschen so unvernünftig?

Furcht vor Jobverlust

„Im besten Fall, weil sie sich für unersetzlich halten. Im schlechtesten Fall, weil sie befürchten müssen, ihre Stelle zu verlieren, wenn sie nicht zur Arbeit erscheinen. In jedem Fall, weil sie ihrer Gesundheit nicht die Bedeutung einräumen, die ihr zusteht“, erklärt Annette Stensitzky, ehrenamtliche Verwaltungsrätin in der Selbstverwaltung der TK. Sie rät davon ab, den Gesunden zu markieren, wenn man sich in Wirklichkeit schlecht fühlt: „Wie viel länger es dauert, wieder gesund zu werden, wenn man eine Krankheit verschleppt hat, weiß fast jeder aus eigener Erfahrung“. Als Versichertenvertreterin im Verwaltungsrat der Kasse trifft Stensitzky zentrale Entscheidungen und setzt sich gemeinsam mit 29 anderen Ehrenamtlichen für die Gesundheit der Versicherten ein: „Bei unserer Arbeit geht es darum, in Sachen Prävention und Therapie das Beste für die Versicherten zu erreichen. Gesundheit ist ein hohes Gut und sollte nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden“, erläutert Stensitzky.

Präsentismus ist kein Vorteil

Auch für Arbeitgeber ist dieser sogenannte Präsentismus kein Vorteil. So besteht das Risiko, dass sich Kollegen anstecken. Zudem können Produktivität und Qualität der Arbeit leiden – das Risiko für Fehler und Unfälle steigt.

Die TK analysiert regelmäßig den Krankenstand auf Basis der bei der Kasse eingehenden Krankmeldungen. Diese Statistik zeigt, dass die Fehlzeiten – je nach Jahreszeit – etwa bei vier bis fünf Prozent liegen. Die Fehltage sind zudem sehr unterschiedlich verteilt: Vier von zehn Krankschreibungen, die bei der TK eingehen, dauern höchstens drei Tage. Ihr Anteil an den Gesamtfehlzeiten beträgt nur sechs Prozent. Langwierige Erkrankungen – vor allem von älteren Beschäftigten – machen nur knapp fünf Prozent der Krankschreibungen, aber etwa die Hälfte der Fehlzeiten aus. Es kann sich für Unternehmen also durchaus lohnen, gezielt in Prävention und in ein gesundes Arbeitsumfeld zu investieren oder sich hierbei Unterstützung zu holen.

Nachhaltiges Gesundheitsmanagement

Dabei geht es längst nicht nur um ergonomische Bürostühle, gesundes Kantinenessen oder Entwöhnungskurse für Raucher: Zu einem nachhaltiges Gesundheitsmanagement gehören nachhaltige Strukturen und Prozesse, zum Beispiel die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern oder lebenslanges Lernen – gerade in Zeiten der Digitalisierung.

Der Schriftsteller Molière starb übrigens nur eine Woche nach der Uraufführung des „Eingebildeten Kranken“. Gesundheitlich angeschlagen, hatte er sich trotzdem zu einer Vorstellung seines neuen Stücks gequält. Vielleicht hätte er das lieber lassen sollen …

Quelle: www.ratgebergesund.de

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