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Der Begriff Farbenblindheit umfasst verschiedene Farbsehstörungen. Auch farbenblinde Menschen sehen ihre Umgebung meist farbig, wenn auch wahrscheinlich weniger bunt.

Schätzungsweise vier Millionen Menschen in Deutschland sind farbenblind. Experten unterscheiden zwischen vier verschiedenen Arten: Rot-Grün-Schwäche, Rot-Grün-Blindheit, Blau-Gelb-Störungen und die totale Farbenblindheit. Wenn wir von Farbenblindheit sprechen, ist meist eine Rot-Grün-Schwäche gemeint. „Betroffene nehmen zwar Farben wahr, aber in der Regel schwächer. Und sie haben Schwierigkeiten, die Farben voneinander zu unterscheiden“, sagt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband. 

Nach Angaben des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands sind etwa acht Prozent der Männer, aber nur 0,4 Prozent der Frauen von einer Rot-Grün-Schwäche betroffen. Der Grund: Die Farbschwäche ist genetisch bedingt, die Gene für die Farbrezeptoren liegen auf dem X-Chromosom. Bei Frauen gleicht das zweite gesunde X-Chromosom die Genveränderung in der Regel aus, Männer haben aber kein zweites X-, sondern ein Y-Chromosom. Menschen kommen also mit der Rot-Grün-Schwäche auf die Welt, und es sind immer beide Augen betroffen.

Bestimmte Sinneszellen fehlen

Die fehlerhafte Erbinformation sorgt bei ihnen dafür, dass die Sinneszellen der Netzhaut, die die Grün- oder Rottöne wahrnehmen können, defekt sind oder ganz fehlen. Der Mensch kann Farben sehen dank der Millionen von sogenannten Zapfen, die in der Netzhaut liegen. Das sind spezielle Sinneszellen, die auf Licht reagieren. Es gibt drei Arten von Zapfen: Die einen nehmen rotes Licht wahr, andere grünes und die dritte Art reagiert auf blaues Licht. Aus diesen drei Farben setzt sich unser Farbensehen zusammen. Liegt nun bei den Rot- oder Grünzapfen eine Störung vor, ist das Sehen von Rot oder Grün beeinträchtigt. Das reicht von einer Rot-Grün-Schwäche bis hin zu einer echten Rot- oder Grünblindheit, bei der die Betroffenen die jeweilige Farbe gar nicht mehr erkennen können. Sehr selten sind die Blauzapfen betroffen, dann kommt es zu einer Blaublindheit oder Blausehschwäche, was auch als Blau-Gelb-Blindheit bezeichnet wird.

Nur wenige sind wirklich farbenblind

Ebenfalls sehr selten ist jemand wirklich farbenblind. Unter 100.000 Menschen lässt sich ein Betroffener finden, rund 3.000 Menschen in Deutschland. In der medizinischen Fachsprache heißt diese angeborene Störung Achromatopsie (achromatos = farblos, opsis = Sehen). „Bei den Betroffenen funktioniert keiner der Zapfentypen, sie können nur Hell-Dunkel-Stufen erkennen“, so Medizinerin Debrodt. Im Unterschied zur Rot-Grün-Schwäche, bei der die Sehschärfe normal ist, ist das Sehvermögen bei einer Achromatopsie insgesamt stark beeinträchtigt. Zudem sind die Betroffenen extrem lichtempfindlich. Bisher kann diese schwere Form der Farbenblindheit nicht behandelt werden. Hoffnung macht eine erste klinische Studie aus dem Jahr 2020 aus Tübingen zu einer Gentherapie, bei der ein gentherapeutischer Wirkstoff unter die Netzhaut des Patienten eingebracht wird.

Strategien für den Alltag

Auch gegen eine Rot-Grün-Schwäche gibt es keine Behandlung. Das ist allerdings nicht so dramatisch wie bei der echten Farbenblindheit. „Menschen mit dieser Einschränkung bemerken ihre Farbschwäche oft gar nicht, weil sie ja keine andere Farbwahrnehmung kennen und ansonsten gut sehen können“, so Debrodt. „Zudem haben sie automatisch Strategien entwickelt, um mit der Schwäche zurechtzukommen.“ Etwa wenn die Ampel von Rot auf Grün springt, nehmen die Betreffenden wahr, dass es oben, also bei Rot, dunkel wird und sich unten, also bei Grün, etwas in Richtung Helligkeit tut. Wenn Eltern unsicher sind, ob ihr Kind farbfehlsichtig ist, können sie sich beim Augenarzt Klarheit verschaffen. Mit speziellen, auch kindgerechten Tests können die Ärztin oder der Arzt das Farbensehen überprüfen.

Quelle: www.ratgebergesund.de

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