Besser sehen bei Nacht

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Wer hat schon Augen wie eine Katze? Viele Menschen tasten sich eher durch die Dunkelheit anstatt sich sehenden Auges gut zurechtzufinden. Nachtblindheit – gibt’s die wirklich?

Am augenscheinlichsten wird es beim Autofahren. Der Fahrbahn­rand »verschwimmt« im Dunkeln regelrecht, Straßenschilder und andere Objekte sind kaum noch zu erkennen – und sehr viel später als am Tag. Erst recht bei Gegenverkehr. Wer sich vom Scheinwerferlicht anderer Fahr­zeuge arg geblendet fühlt, ist einen Moment lang geradezu im Blindflug unterwegs. Überflüssig zu erwähnen, wie gefährlich das ist – für Sie selbst und für andere. Aber warum sehen die einen nachts so derart schlechter als tagsüber, während die anderen durchaus mit einer Katze konkurrieren könnten?

Seltener Gendefekt

Eins vorweg: Sogar Katzen brauchen einen schwachen Lichtschein, um sich sicher durch die Nacht bewegen zu können – so wie wir übrigens auch. Denn selbst mit jungen, gesunden Augen haben wir keine eingebauten Nachtsichtgeräte. Das liegt an der Beschaffenheit unserer Lichtsinneszellen in der Netzhaut. Vereinfacht ausgedrückt können wir dank sogenannter »Zapfen« unterschiedliche Farben erkennen, die »Stäbchen« wiederum lassen nur Grautöne durch, ermöglichen aber durch ihre hohe Lichtempfindlichkeit ein gewisses Dämmerungssehen. In seltenen Fällen kann die Stäbchen-Funktion gestört sein, sodass tatsächlich von einer echten Nachtblindheit die Rede ist – und zwar genetisch bedingt. Von einer Retinitis pigmentosa aber sind gerade mal 0,04 Prozent der Deutschen betroffen. In der Regel sind andere medizinische Gründe dafür verantwortlich, weshalb wir unter Umständen im Dunkeln tappen.

Dämmert’s? Nachtbrille auf!

Die häufigste Ursache sind winzige Sehfehler, die nur dann auffallen, wenn sich die Pupillen bei Dunkelheit weiten. Eine Hornhautverkrümmung etwa tritt dann deutlicher zum Vorschein, weil so Doppelbilder entstehen können oder Lichter vor den Augen wie verzerrt aussehen. Auch die Blendempfindlichkeit ist meist erhöht. Selbst wenn Sie an sich – bei Tag – normalsichtig sind, spricht man von einer Nachtmyopsie, zu Deutsch Nachtkurzsichtigkeit. Übrigens auch dann, wenn Sie ohnehin eine Sehhilfe für die Ferne brauchen. Kurzsichtigkeit kann sich im Dunkeln verstärken, weil die Lichtstrahlen, die am Pupillenrand ins Auge eintreten, intensiver gebrochen wer­den als nötig. Die Lampen entgegenkommender Autos erscheinen dann wie gleißend helle Blitze und rauben uns vorübergehend das letzte Fünkchen klare Sicht. In beiden Fällen – ob fehlsichtig oder nicht – kann eine (zusätzliche) Nachtbrille das Autofahren in der Dämmerung deutlich erleichtern.

Problem im Alter: die Pupille

Weniger gut behandelbar ist, wenn sich die Pupillen nicht mehr richtig weiten können – wohl bemerkt eine häufige Alterserscheinung, möglicherweise aber auch eine Nebenwirkung von speziellen Medikamenten. Bei sehr engen Pupillen fällt eindeutig zu wenig Licht ins Auge. Ans Steuer setzen sollten Sie sich daher bei Finsternis nicht mehr. Auch nicht, wenn die Augenlinse mit den Jahren trüb geworden ist. »Grauer Star« (Katarakt) wird die Linsentrübung genannt, die typischerweise damit einhergeht, dass jede Lichtquelle wie hinter Nebel erscheint und das nächtliche Sehen arg erschwert ist. Hier kann nur eine Operation helfen.

Ab zum Augenarzt

Besser als Nachsorge ist natürlich die Vorbeugung. Allein mit gesunder Ernäh­rung lässt sich einiges für die Augen tun. Betacarotin, eine Vorstufe von Vita­min A, stärkt das Nachtsichtvermögen und unterstützt die Fähigkeit der Augen, sich an die Dunkelheit anzupassen. Viel von diesem Vitalstoff ist in orangefarbenem Obst und Gemüse ent­halten, etwa in Karotten, Aprikosen, Kürbis und Roter Bete. Ein Mangel an Vitamin A ist in unseren Breitengraden zwar höchst selten, kann sich aber im schlechten Sehen bei Dunkelheit äußern. Bei Verdacht fragen Sie immer zuerst den Arzt. Stimmt er zu, können Nahrungsergänzungsmittel aus der Apotheke eine Option sein. Selbstverständlich sollten auch jährliche Untersuchungen beim Augenarzt sein – spätestens ab 60, besser schon ab 40 Jahren.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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