Blasenentzündung – 7 Mythen

druckendruckenvorlesen vorlesen

Warum zwickt und zieht es mal wieder beim Wasserlassen? Was lindert die Symptome und wie lässt sich vorbeugen? Darüber kursieren viele Kuriositäten. Wir verraten Ihnen, was davon stimmt und was bloß ein Gerücht ist.

1. Das ist eine reine Frauenkrankheit.

Stimmt nur insofern, dass Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. Jede Dritte hatte schon mal eine Blasenentzündung. Manche plagen sich damit sogar mehrfach im Jahr. Dass Frauen tendenziell anfällig dafür sind, hat anatomische Gründe. Die weibliche Harnröhre ist zehnmal kürzer als die männliche. Keime – meist aus dem Darm – gelangen daher ohne große Umwege dahin, wo sie nicht hingehören: in die Blase, und lösen dort die Entzündung aus. Dass Männer aber grundsätzlich geschützt sind, ist nicht richtig. Im Alter und wenn die Prostata Probleme macht, lernen auch die Herren der Schöpfung das krampfige Tröpfeln auf der Toilette kennen.

2. Auf der kalten Mauer gesessen.

„Setz dich nicht auf die kalten Steine.“ Wer zur weiblichen Risikogruppe gehört, hat diesen Satz in der Kindheit sicherlich dutzendfach gehört. An sich ist die Kälte aber nicht schuld, weil nur Bakterien eine Blasenentzündung auslösen können. Dennoch hat diese Warnung einen wahren Kern. Wenn wir frösteln, schwächelt gleichzeitig das Immunsystem und die Durchblutung läuft nur auf Sparflamme. Bereits vorhandene Krankheitserreger können sich bei niedrigen Temperaturen also leicht ausbreiten. Daher: warm halten!

3. Eine Blasenentzündung ist „Pipifax“.

Meistens ist sie harmlos, ja. In der Regel verläuft sie unkompliziert, weil sie sich gut behandeln lässt. Aber genau das ist der Knackpunkt: Wer sich nämlich nicht auskuriert, läuft Gefahr, die Keime sozusagen zu „verschleppen“. Die Zystitis, wie man in der Medizinwelt sagt, kann chronisch werden. Die Übergänge zur Reizblase sind fließend. Schlimmstenfalls können die Erreger von der Blase zu den Nieren aufsteigen. Mit einer Nierenbeckenentzündung ist wahrlich nicht zu spaßen. Bei Flankenschmerzen und Fieber, dazu Blut im Urin, gehen Sie sofort in Ihre Hausarztpraxis.  

4. Unbedingt ein Antibiotikum nehmen.

Nein, längst nicht immer! Bei einer leichten Blasenentzündung ist es unnötig. Mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, ist aus medizinischer Sicht sogar kontraproduktiv, weil eine zu häufige Antibiotika-Einnahme schnell zu Resistenzen führen kann. Schließlich hat die Natur reichlich Alternativen zu bieten: Bärentraube, Goldrute und Kapuzinerkresse spülen die Bakterien nicht nur aus der Blase, sondern töten sie auch zuverlässig ab und stehen den synthetischen Mitteln in nichts nach. Auf natürliche Weise können Sie einer Blasenentzündung sogar vorbeugen, etwa mit Cranberry oder dem Wirkstoff D-Mannose. Fragen Sie danach in Ihrer Apotheke.

5. Zystitis durch zu viel Sex.

Leider gut möglich. Es gibt sogar einen Begriff dafür, wenn auf ein Wochenende „zwischen den Laken“ die Blasenreizung folgt. Honeymoon-Zystitis heißt übersetzt „Flitterwochen-Blasenentzündung“. Gemeint ist: Häufiger Geschlechtsverkehr verändert das Scheidenmilieu und kann die Schleimhäute reizen. Durch die Reibung werden außerdem die Bakterien förmlich hineingeschoben. Bis zur Blase ist es für die Keime dann nur noch ein Katzensprung. Direkt nach dem Sex zur Toilette zu gehen, kann das „böse Erwachen“ verhindern.

6. Es liegt an mangelnder Hygiene.

Im Gegenteil. Denn in Sachen Intimpflege ist oft weniger mehr. Penibles Waschen, vor allem wenn alkalische Seifen oder Duschgele im Spiel sind, bringt das saure Vaginalmilieu aus dem Gleichgewicht. Verwenden Sie lieber spezielle Waschlotionen mit einem niedrigen pH-Wert, angereichert mit Milchsäure oder pflanzlichen Pflegestoffen wie Kamille, Ringelblume oder Hamamelis. Ums Weglassen geht’s auch bei der Unterwäsche. Gynäkolog*innen raten, nachts lieber „unten ohne“ zu schlafen, weil sich sonst in der feuchtwarmen Umgebung Bakterien und Pilze tummeln können. Morgens steigen Sie dann lieber in die atmungsaktive Baumwollwäsche statt in den Polyester-Slip, der ebenfalls einen Nährboden für Keime bietet. Täglich zu wechseln, versteht sich von selbst.

7. Eine Blasenentzündung ist ansteckend.

Eher nicht. Eine Schmierinfektion über verdreckte Oberflächen ist zwar denkbar, aber selten. Die Gefahr, sich von Mensch zu Mensch anzustecken, ist ebenfalls relativ gering – außer beim Geschlechtsverkehr. Dann sind es allerdings eher die eigenen Darmbakterien, die bei der Frau eine Blasenentzündung hervorrufen können. Die Ursache ist also weniger in der Umwelt zu suchen, sondern in uns selbst. Brennt es bereits in der Blase? Dann verzichtet Frau bis zur Genesung lieber auf den Liebesakt. Jede Reizung im Intimbereich verschlimmert die Beschwerden nur zusätzlich. Dass sich die Keime auf den Mann übertragen, ist theoretisch denkbar, kommt in der Praxis aber kaum vor.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

Bildnachweis:  ©220 Selfmade studio – stock.adobe.com