Der Glücksformel auf der Spur

druckendruckenvorlesen vorlesen

Jeder von uns möchte es sein, und im Alter stehen die Chancen dafür besonders gut: Was uns glücklich macht – und wie wir selbst bei uns und anderen für Glücksgefühle sorgen.

»Glück, das ist eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis«, meinte Ernest Hemingway. »Glück ist Liebe, nichts anderes«, befand Hermann Hesse. An beiden Aussagen ist etwas Wahres dran. Aktuellen Glücksforschungen zufolge war es jedoch der Psychoanalytiker Erich Fromm, der das Wesen des Glücks am besten beschrieb: »Glück ist kein Geschenk der Götter, sondern die Frucht innerer Einstellung.«

Wir sind tatsächlich unseres Glückes Schmied, sind Wissenschaftler heute sicher: Wer positiv denkt, beeinflusst sein Leben auch entsprechend. Und noch eine gute Nachricht: Mit zunehmenden Alter nimmt auch die innere Zufriedenheit, die einen guten Teil des Glücksgefühls ausmacht, in den meisten Fällen zu. Denn wie Statistiken zeigen, formen unsere Emotionen im Laufe des Lebens ein »U«.

Beste Kurvenlage

In der Jugend starten wir voller Optimismus ins Erwachsenendasein, und dann geht’s meist erstmal mit der Stimmung bergab. Schließlich haben wir bis zur Lebensmitte mit vielen Herausforderungen zu kämpfen: Kindererziehung, Karrierepläne, finanzielle Unabhängigkeit – und womöglich kommen Krisen wie Scheidung, Jobverlust oder Ähnliches hinzu. Das alles dämpft die Stimmung für eine ganze Weile. Doch ist die emotionale Talsohle durchschritten, meist ab etwa Mitte 50, geht es wieder aufwärts. Dann ist der Nachwuchs flügge, die beruflichen Ziele sind erreicht, und wir haben für uns selbst wieder mehr Zeit. Und genau diese »Me-Time«-Momente sind, Psychologen zufolge, ein entscheidender Faktor für die seelische Balance. Als Selbstläufer dürfen wir das Glück in der zweiten Lebenshälfte allerdings nicht ansehen. Denn zufrieden macht uns die nun stetig mehr werdende Freizeit nur dann, wenn wir sie sinnvoll gestalten.

Aufgaben nicht aufgeben

In der Glückswissenschaft wird unterschieden zwischen hedonistischem und eudaimonischem Glück: Während bei Ersterem die Begriffe »Spaß« und »Lust« synonym fürs Glück stehen, wird Letzteres auch als »Werteglück« bezeichnet. Dieses beinhaltet Sinnhaftigkeit und persönliche Entwicklung, basiert also auf innerer Erfüllung. Viele von uns erreichen diese, wenn wir etwas für andere tun. Unseren Lieben oder auch Fremden eine Unterstützung sein, gebraucht werden – das macht nachweislich glücklich. Ob wir nun Freunden helfen oder uns ehrenamtlich engagieren, zum Beispiel Kindern vorlesen oder im Tierschutz aktiv sind: Gutes zu tun, tut auch uns selbst gut. Wie schon der Arzt und Philosoph Albert Schweitzer wusste: »Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.«

Die Momente (auf-)zählen

Natürlich fühlt sich nicht jeder Tag unseres Lebens nach Lottogewinn an. Doch addieren wir die kleinen Augenblicke, die uns täglich ein Lächeln ins Gesicht zaubern, steht da unterm Strich meist eine ordentliche Portion Glück. Um sich das bewusst zu machen, hilft ein Glückstagebuch, in das wir jeden Abend mindestens drei Dinge notieren, die uns an diesem Tag gefreut haben. Frische Beeren, die wir im Garten sammelten und gleich verspeisten. Ein gutes Schwätzchen mit der Nachbarin, der hilfreiche Tipp des Apothekers gegen den nervigen Reizhusten, der bunte Schmetterling, der kurz auf unserer Fensterbank Halt gemacht hat – wer offen und achtsam lebt, erlebt viele solcher Glücksszenarien. 

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – https://leserservice.sud-verlag.de

Bildnachweis: ©by-studio – stock.adobe.com